La Dolce Vita in Holzbauweise
In Bardolino am Gardasee können die Gäste des neuen Aqualux Klimahotels im Holzumfeld mit einem guten Gefühl entspannen. Architekt Lino Rama hat das gesamte Ensemble in ökologischer Massivholzbauweise mit Holzfaserdämmplatten und hinterlüfteter Fassade realisiert.
80 Zimmer und 33 Suiten, 8 Schwimmbecken, 6000 m2 Garten, über 1000 m2 Spa-Bereich und ebenso viel Platz für Konferenzen und Tagungen – das sind viele Zahlen, die Erholung, Spaß und Dolce Vita versprechen. Bardolino, der malerische Ort am östlichen Ufer des Gardasees erweitert mit dem ökologisch nachhaltigen Aqualux Hotelbetrieb seine Tourismusvielfalt. Denn schaut man hinter die hochwertigen Kulissen aus Wand-, Decken- und Bodenbelägen zeigt sich ein durchdachtes Holzbausystem, das mit dem Gütesiegel Klimahotel zertifiziert wurde. Wie ein roter – oder besser grüner – Faden ziehen sich die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit durch das Gebäudekonzept: Von der Bauweise mit Metsä Wood Massivholzelementen, über das Energiekonzept mit Photovoltaikanlage, Sonnenkollektoren sowie Wärmepumpe bis hin zur wohngesunden Wärmedämmung mit Holzfaserdämmstoffen von Homatherm.
Die moderne Holzbauweise kam in Bardolino auch wegen der erhöhten Erdbebengefahr zum Einsatz. Fünfmal leichter als Beton, können die Lasten des Gebäudes besser verteilt und abgetragen werden. So entwarf der ortsansässige Architekt Lino Rama in Zusammenarbeit mit den Meraner Holzbaustatikern Andreas Berger und Arno Gardner den dreigeschossigen, L-förmigen Gebäudekomplex mit Decken und Wänden aus Brettsperrholz sowie Stützen und Unterzügen aus Furnierschichtholz. Nur die Treppentürme und Liftschächte sowie einzelne Bereiche im Erdgeschoss sind aus Stahlbeton gefertigt. Ein weiterer Vorteil der gewählten Bauweise ist der hohe Grad der Vorfertigung. So konnte die Bauzeit auf insgesamt 18 Monate verkürzt und der Rohbau in nur drei Monaten errichtet werden.
Leno und Kerto Bloc aus Fichtenholz
Für die Realisierung entschieden sich die Planer für die Holzbausysteme Leno-Brettsperrholz und Kerto-Furnierschichtholz von Metsä Wood Merk. Leno steht für großformatige, massive Bauelemente, die aus kreuzweise verklebten Fichtenlamellen hergestellt und millimetergenau zu Wand- oder Deckenelementen zugeschnitten werden. Aus 2500 m3 Brettsperrholz entstanden so bis zu 3,40 x 11,50 m große Massivholzelemente, die absolut dimensionsstabil und verwindungssteif sind. Die Leno-Dicken variieren zwischen 50 und 300 mm und garantieren wirtschaftliche Querschnitte für jede Belastungssituation. Im Aqualux kamen die großen Brettsperrholzelemente vor allem wegen ihrer Scheibenwirkung, das heißt zur Aufnahme und Weiterleitung der Horizontallasten zum Einsatz.
Diese Lasten werden anschließend über kreuzförmige Kerto Bloc-Stützen und -Unterzüge – vorgefertigt aus insgesamt 150 m3 Furnierschichtholz – abgetragen. Kerto Bloc sind mehrfach verklebte, statisch höchst belastbare Bauteile aus Furnierschichtholz, die universell innen wie außen Verwendung finden. Da die Stützen und Unterzüge in Bardolino größtenteils sichtbar bleiben sollten, musste das System nicht nur den erdbebenbedingten Tragwerksansprüchen gerecht werden, sondern auch die optischen Anforderungen des Architekten erfüllen. Dank der hochfesten Elemente konnte das Stützraster auf 5,20 m maximal ausgedehnt werden. „Wann immer schlanke Querschnitte gefragt sind, leichte Konstruktionen, die hohe Lasten aufnehmen und dimensionsstabil sind, empfehlen wir Kerto Bloc. Die Bemessung ist auch für Sonderquerschnitte in der bauaufsichtlichen Zulassung geregelt“, sagt Anders Übelhack, Vertriebsleiter bei Metsä Wood. Zudem bringt die elegante Fineline-Optik der in Plattenlängsrichtung verlaufenden Furnierlagen die typische Holzmaserung gut zur Geltung. In der Lobby, in Restaurant und Bar sowie im Wellness-Bereich geben die Stützen und Unterzüge den räumlichen Rhythmus vor. Im Erdgeschoss durchstoßen sie zudem die Fassade und setzen sich – die auskragenden Obergeschosse stützend – bis auf die Terrassen fort.
Vorfertigung und Aufbau in Rekordzeit
Die Produktion der großformatigen Massivholzelemente erfolgte im bayrischen Aichach, im Werk von Metsä Wood Merk. Unter idealen Bedingungen konnten Planung und Fertigung in nur vier Monaten abgeschlossen werden. Präzise vorgefertigt wurden insgesamt 1285 Wand- und Deckenelemente sowie 48 Stützen beziehungsweise Unterzüge als montagefertiger Bausatz auf 60 Lastkraftwagen geladen und an den Gardasee geschickt. 500 km weiter südlich brauchten acht Monteure dort dann nur gut drei Monate um den Rohbau zu richten.
Wegen der hohen Lasten, die sich aus der erdbebensicheren Bauweise ergeben, wurden die Verbindungen zwischen den Massivholz- und Betonelementen zum Teil mit Stahlsonderteilen ausgeführt. So sind die Kerto Bloc-Stützen im Schwimmbad mit Vollgewindeschrauben an Stahlstützköpfen verankert. Diese sind wiederum über einbetonierte Gewindestangen mit den im Wasser stehenden Betonstützen verbunden. Zudem sind hier alle Fugen mit einem hochfesten Mörtel geschlossen. Weiter wurden die Übergänge der Holzdeckenelemente mit Stahllochplatten und schräg eingedrehten selbstbohrenden Schrauben kraftschlüssig hergestellt. Auch die Plattenstöße der Wandelemente wurden durchgängig mit Vollgewindespax ausgeführt und überkreuz an der Stoßdeckleiste verschraubt.
Holz und Holz gesellt sich gern
Bis März 2011 waren alle Holzbauarbeiten abgeschlossen und der Ausbau sowie die Fassadenarbeiten konnten beginnen. Hier kamen Holzprodukte made in Germany zum Einsatz: Hinter der vorgehängten hinterlüfteten Keramikfassade dämmen über 7500 m2 Holzfaserdämmstoffe des Herstellers Homatherm. Die druckfesten HDP-Q11 protect Dämmplatten sind hoch belastbar und bieten neben einem ausgezeichneten Wärmeschutz auch einen sehr guten Hitzeschutz – ein wichtiges Kriterium im sonnenverwöhnten Italien. Ihre gute Wärmekapazität von 2100 J/kgK schützt die Hotelzimmer im Sommer vor Überhitzung. Ebenfalls bedeutend für einen erholsamen Urlaub ist der Schallschutz. Auch hier bewährt sich die Dämmplatte: unerwünschte Geräusche bleiben draußen. Zudem sind die Holzfaserdämmstoffe sorptionsfähig sowie dampfdiffusionsoffen und leisten im Bauteil sehr gute Feuchtregulierung.
Bauphysik und Dämmstoffe
Auf den Massivholzelementen kam die druckfeste HDP-Q11 protect zweilagig in 80 mm Dicke zum Einsatz. Vollflächig fugenfrei verlegt stoßen die 1250 x 600 mm großen Platten stumpf aneinander und wurden in Abständen von jeweils 625 mm mit Schrauben auf der Brettsperrholzwand befestigt. Gleichzeitig montierten die Handwerker eine Unterdeckbahn zur Herstellung der Winddichtheit. Mit einem Abstand von etwa 8 cm wurden schließlich die großformatigen Keramikelemente angebracht. Unter bauphysikalischen Gesichtspunkten vereint sich so die beste Fassadenkonstruktion mit den passenden Dämmstoffen. Zudem zeichnet sich HDP-Q11 protect durch eine hohe Kantenfestigkeit und Stoßunempfindlichkeit aus. Der passgenaue Zuschnitt ist auf der Baustelle einfach mit Kreis- oder Bandsäge möglich. Pünktlich zum Start der Saison im Frühsommer 2012 konnte das Aqualux-Klimahotel eröffnen und bietet seinen Gästen mit einer Kombination aus wohngesunden Baustoffen und italienischer Lebensart nun ganzheitliche Erholung.
Autorin
Julia Wolter hat Architektur studiert und ist Fachjournalistin im Bereich Architektur, Bauen und Wohnen.
Acht Monteure zogen in rund drei Tagen den Rohbau hoch
Bautafel (Auswahl)
Projekt Aqualux Klimahotel, Bardolino
Architekt Lino Rama, Bardolino
Holzstatik Ingenieurbüro Berger & Gardner, Meran
Holzbau Metsä Wood, Aichach
Dämmung Homatherm HDP-Q11 protect