Individueller Holzrahmenbau

Werksatttbesuch bei Holzbau Käding in Viersen

Markus Käding hat sich mit seiner Zimmerei auf nachhaltigen, individuell erstellten Holzrahmenbau für Eigenheime spezialisiert. Die Planungsphase ist oft ein gemeinsamer Prozess zwischen ihm und der Bauherrenfamilie. In seiner Werkshalle produziert er die Elemente so weit wie möglich vor. Wir haben den Betrieb besucht und Zimmermeister Markus Käding kennengelernt.

„Über den Holzrahmenbau hast du eine ganz andere Verbindung zum Kunden“, sagt Markus Käding, Zimmermeister und spezialisiert auf Eigenheime in Holzrahmenbauweise, „irgendwann sitzen die Auftraggeber dann alle hier bei uns am Küchentisch und wir planen gemeinsam.“ Es sei schon etwas anderes, ob man für jemanden ein ganzes Haus baue, oder nur einen Dachstuhl errichte. Seine Frau Sabine ergänzt, dass zwischen der Bauherrenfamilie und dem Handwerker schon in der Planungszeit eine ganz besondere Verbindung entstehe: „Für die Kundschaft ist es besonders, wenn sie wissen: Dieser Handwerker baut mein zukünftiges Zuhause, mein Nest.“ Dabei sei es nicht selten, dass auch nach der Fertigstellung des Hauses in Holzrahmenbauweise ein freundschaftlicher Kontakt bestehen bleibe.

Tatsächlich zeigt sich das Ehepaar Käding ausgesprochen gastfreundlich. Ihr an die Werkstatt angeschlossenes Wohnhaus ist eine offene Wohnlandschaft mit Küche, die wie selbstverständlich zu einem Bürobereich übergeht. Dieser ist über einen kurzen Flur wiederum mit der Montagehalle verbunden.

Planung am Küchentisch: Im gemütlichen Ambiente in Kädings Wohnhaus werden mit Bauherren Entwürfe erstellt und Pläne geschmiedet
Foto: Robert Mehl

Planung am Küchentisch: Im gemütlichen Ambiente in Kädings Wohnhaus werden mit Bauherren Entwürfe erstellt und Pläne geschmiedet
Foto: Robert Mehl
 

Werkplanung mit 3D-CAD-System

Das Holzbauunternehmen hat einen großen Stammkundenkreis, der in früheren Jahren vornehmlich aus Architekten bestand. Mittlerweile stellten Privatkunden aber mehr als die Hälfte der Kundschaft dar, erklärt Käding. Seine künftigen Bauherren vermittelt er zunächst an verschiedene Architekten weiter. Aus dem Hausentwurf hält sich Käding, wie auch aus der Statik, komplett raus. Damit würde er sich selbst überfordern, so seine selbstkritische Einschätzung. Die Werkplanung für seine Gewerke zeichnet er jedoch selbst am Computer mithilfe des 3D-CAD-Systems cadwork. Anders als bei einfacher aufgebauten Zeichenprogrammen lassen sich mit diesem Programm dreidimensionale Bauteile erzeugen, die miteinander kombiniert werden. Die virtuellen Körper weisen neben der exakten Geometrie auch alle weiterführenden Informationen auf, wie etwa die Materialkennwerte. Das Programm kann detaillierte Stücklisten ausweisen und auch bemaßte Einzelteilzeichnungen generieren, die wahlweise mit CNC-Daten für die automatisierte Fertigung versehen sind.

 

Über Umwege zum heutigen Standort

Seit 1999 arbeitet Markus Käding in seinem Betrieb in Viersen, nachdem er lange Jahre in Köln als Geselle tätig war und die Meisterschule in Düsseldorf absolvierte
Foto: Robert Mehl

Seit 1999 arbeitet Markus Käding in seinem Betrieb in Viersen, nachdem er lange Jahre in Köln als Geselle tätig war und die Meisterschule in Düsseldorf absolvierte
Foto: Robert Mehl
Markus Käding stammt ursprünglich aus Augustdorf bei Detmold und machte nach der Hauptschule eine Lehre zum Schreiner. Zu seinem Lehrbetrieb gehörte auch eine Zimmerei und er entdeckte schnell, dass die Arbeit der Zimmerer ihn deutlich mehr interessierte. Nach der Lehre und seiner Zivildienstzeit ging er nach Köln, wo er sich als Zimmermann anstellen ließ und fortan seine Gesellenjahre verbrachte. Parallel dazu holte er an einer Abendschule sein Abitur nach und meldete sich später, nach einigen Jahren der Berufstätigkeit im Zimmererhandwerk, an der Meisterschule für die Weiterbildung zum Zimmermeister an. In diesen Jahren arbeitete er in dem Betrieb von Fritz Kriegesmann, der seine Zimmerei auf einem Bauernhof in der Nähe von Viersen hatte. Etwa zeitgleich mit Kädings Abschluss der Meisterschule zog sich Kriegesmann zunehmend aus dem Geschäftsbetrieb zurück und stellte seinen Betrieb schließlich ganz ein. Seine ehemaligen Stammkunden gaben daraufhin Markus Käding die ersten Aufträge. In den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit war Käding vornehmlich im Großraum Solingen tätig und realisierte zahlreiche Dachstühle, Carports und Terrassen. In seiner früheren Zeit als selbständiger Schreiner hatte Käding noch ehemalige Bauernhöfe als Werkstätten angemietet. Bei seiner zweiten Dependance bewertete er es schon als Fortschritt, einen gepflasterten Hof für seinen Abbund zu haben. 1999 ergab sich für Käding die Möglichkeit, ein Grundstück im Viersener Gewerbegebiet zu erwerben, wo er als erstes seine noch heute genutzte Montagehalle errichtete. Kurz danach setzte er zwischen diese Halle und die Zufahrtstraße sein Wohnhaus – Kädings erstes Gebäude in Holzrahmenbauweise. 2011 ergänzte er die Montagehalle um einen rückwärtiger Anbau, der ihm als großes Materiallager und Fahrzeuggarage dient.

Blick auf die Abbundhalle und das Werkstattgebäude von Markus Käding im Gewerbegebiet von Viersen
Foto: Robert Mehl

Blick auf die Abbundhalle und das Werkstattgebäude von Markus Käding im Gewerbegebiet von Viersen
Foto: Robert Mehl
 

Technische Ausstattung – Handabbund

Der Zimmermeister bevorzugt das Werken mit der Hand. Um einen vernünftigen Abbund zu machen, reicht es ihm, gute Handmaschinen zu haben. Entsprechend kommt für ihn bislang nicht die Anschaffung einer Abbundanlage mit integrierten Fräs-, Bohr- und Schneidmaschinen in Frage. Ihm reicht sein etwa 3 x 8 m großer Abbundtisch mit seitlichen Winkelanschlägen, an denen er Teile eines im Bau befindlichen Holzrahmens einspannen kann. Über seinem Abbundtisch fährt ein großer Portalkran, mit dem er die vorgefertigten Elemente unproblematisch anheben,
bewegen und zur Seite stellen kann. Seine Holzrahmenelemente bleiben einseitig offen und werden erst nach ihrem Einbau auf der Baustelle vollends bekleidet. So lassen sich die Wände viel leichter miteinander verbinden und Stoßflächen bündig überbrücken. Deshalb erfolgt der Endausbau auf der Baustelle, das heißt, die Leitungen müssen nicht schon in der Werkstatt vormontiert werden. Um geschlossene Wandsysteme zu erstellen, müsste Käding außerdem seinen Betrieb zertifizieren und fremdüberwachen lassen, was wiederum sehr kostspielig ist. Das Recht, entsprechende Ü-Zeichen auf geschlossene Holzrahmenelemente zu kleben, macht für ihn nur dann Sinn, wenn Vorfertigung und Montage nicht in einer Hand liegen.

Der Abbund findet in der Werkstatt von Markus Käding statt, ohne Abbundmaschine und stattdessen als Handabbund mit Elektrowerkzeugen
Foto: Robert Mehl

Der Abbund findet in der Werkstatt von Markus Käding statt, ohne Abbundmaschine und stattdessen als Handabbund mit Elektrowerkzeugen
Foto: Robert Mehl
 

Baumaterialien und Konstruktionsweise

Die eigentlichen Holzrahmen zimmert Käding aus Konstruktionsvollholz (KVH), das er in der Regel als 13 m lange Stangenware bezieht. Auf den Innenseiten werden die Holzrahmen dann in der Regel mit OSB-Platten bekleidet, die als Dampfsperre dienen und wie eine Scheibe die Wand aussteifen. Oft arbeitet er mit 60 mm starken Holzfaserdämmplatten von Sonae Arauco („Agepan THD Install“), die als Installationsebene fungieren und in welche die Elektriker Steckdosenvertiefungen einbohren und die elektrischen Leitungen verlegen können. Ein gutes Beispiel für den gewerkübergreifenden Ansatz, den ein Hersteller von Holzrahmenbauten haben sollte: Die Aufgaben der Folgegewerke, wie etwa die der Elektroinstallateure, sollte man konstruktiv im Blick behalten.

 

Dämmmaterialien

Für eine nachhaltige Wanddämmung bevorzugt Markus Käding Zellulose, die er mit einer Einblasmaschine einbringt. Hierzu sieht er im Kopfbereich der Wände runde Öffnungen vor, an denen die entsprechenden Einblasstutzen angesetzt werden.

Die Wände dieses Neubaus in Holzrahmenbauweise, von Holzbau Käding erstellt, werden später mit Zellulose ausgeblasen
Foto: Robert Mehl

Die Wände dieses Neubaus in Holzrahmenbauweise, von Holzbau Käding erstellt, werden später mit Zellulose ausgeblasen
Foto: Robert Mehl

Käding hat auch schon Häuser mit Strohdämmung gebaut. Allerdings muss das Baustroh zum Dämmen zertifiziert sein. Das Stroh hat Käding nicht als Einblasdämmstoff genutzt, sondern als quaderförmig zusammengebundene Ballen zwischen die Wandspanten geschoben. Baustrohquader messen in der Regel 36 x 47 x 70 bis 90 cm, wobei die 36 cm das Referenzmaß für die Wandstärke darstellen und die Holzrahmenkonstruktion entsprechen stark sein muss: Käding hält hier Leimholz- oder Holzstegträger für am besten geeignet. Sobald alle Ballen eingebracht sind, schneidet man deren Spannbänder durch und entfernt sie. Das stark zusammengepresste Stroh entspannt sich und füllt das komplette Gefach lückenlos aus. Diese Volumenvergrößerung beugt einem möglichen Absacken des Strohs und damit einer Hohlraumbildung vor.

Hybrides Handwerk

Holzrahmenbau sei auch kompliziert, meint Markus Käding und räumt freimütig ein, dass der Holzbau auch Nachteile habe: Man müsse sehr sauber und präzise mit geringen Toleranzen arbeiten, damit die Details auch wirklich funktionieren! Gerade Fensterbankanschlüsse oder die mit hoher Feuchtigkeit konfrontierten Sockelbereiche erfordern ein Eindenken in die Problematik und eine gewisse Liebe zum Detail. So hat Käding gute Erfahrungen hinsichtlich der Arbeitsabläufe gemacht, wenn er bei einem Holzbau bei der Planung und Gestaltung der kompletten Außenhülle aus Fenstern, der Dämmung und auch bei der Anlage des Daches beteiligt war. Der Hintergrund dafür ist für ihn, dass der konstruktive Holzbau in Deutschland einfach noch sehr selten sei. Deshalb hätten andere Handwerksgewerke bislang kaum Erfahrungen damit machen können und es gäbe einfach allgemein eine große Unkenntnis, was die kritischen Punkte bei dieser Bauweise angehe. Aber er gibt sich zuversichtlich, dass der Anteil der Holzbauten künftig zunehmen wird: So sind etwa seit wenigen Jahren in der Landesbauordnung von Nordrhein-Westfalen mehrgeschossige Bauten in Holzbauweise zulässig. In Süddeutschland sei man hier eh weiter, meint Käding.

Wertewandel

Dass die größte Veränderung erst noch in den Köpfen vieler Menschen passieren müsse, davon ist Markus Käding überzeugt: Er trifft oft auf die Haltung, dass ein Haus für viele Generationen gebaut werden soll. Aber diese Erwartung sei eine große Illusion: Die meisten Kinder hätten vielfach schon ihr Eigenheim gebaut, bevor sie ihr Elternhaus erben. Dieses wird dann häufig verkauft und der Neubesitzer baut das erworbene Haus in der Regel komplett um und macht einen individuell zugeschnittenen Neubau daraus.

Heutzutage sollte ein Wohnhaus natürlich immer noch langlebig gebaut sein, ihm sollte aber auch eine gewisse Flexibilität innewohnen, meint Käding. So findet er es gut, wenn man – auch im Sinne einer konstruktiven Nachhaltigkeit – ein Wohnhaus auch unproblematisch umbauen kann.

Lebensdauer von Holzrahmenbauten

Bedauerlich findet er, dass Holz immer noch als weniger solide und wertbeständig wie massive Baustoffe wahrgenommen wird. Allerdings würde dabei vergessen, dass die ältesten Häuser nördlich der Alpen tatsächlich Holzfachwerkhäuser seien. Und eine vergleichbare Lebensdauer kann man natürlich auch bei Holzrahmenbauten erwarten, solange diese fachlich richtig ausgeführt werden. Dafür reiche ein Blick in die USA oder nach Skandinavien, wo zahllose Fachwerkhäuser aus dem 19. Jahrhundert noch bis heute in regulärer Nutzung sind.

Nachhaltiger Holzbau wird angestrebt

Käding versteht seine Arbeit als nachhaltigen Holzbau. Er ist bestrebt, dass seine Gebäude so recycelbar und umweltfreundlich wie möglich gebaut sind. Für einen Architekten hat er unlängst ein Haus gebaut, das vollständig kompostierbar ist. Das Gebäude ist ohne Leim gebaut. Auf eine Verwendung von leimgebundenen Holztafeln, wie etwa aus Brettschichtholz, wurde also vollständig verzichtet. Gebäudeinnenwände, die der Aussteifung dienen, wurden stattdessen als Holzlattung in diagonaler Ausrichtung ausgeführt. Mehr über die Zimmerei von Markus Käding in Viersen erfahren Sie unter www.holzbau-kaeding.de .

Autor

Robert Mehl ist freier Journalist, lebt in Aachen und schreibt unter anderem für die Fachzeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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