Holzbaumodule als Flüchtlingsunterkunft
Die Zahl der Menschen, die vor Verfolgung und Gewalt in Deutschland Zuflucht suchen, steigt rapide. Bis Ende des Jahres wird sie die Million überschreiten. Auf dem Flüchtlingsgipfel Ende September in Berlin haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Finanzhilfe für die Länder im kommenden Jahr auf gut vier Milliarden Euro aufzustocken. In diesem Jahr sollen es zwei Milliarden Euro sein, also doppelt so viel wie bisher zugesagt.
Außerdem beteiligt sich der Bund mit einer halben Milliarde Euro am sozialen Wohnungsbau. Dies ist auch dringend erforderlich, denn soll die Erstunterbringung der Flüchtlinge in Zeltlagern nicht zur Dauerlösung werden – und das kann sie nicht, denn dieses „Zusammenleben“ von Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit verschiedenen Religionen muss zu Auseinandersetzungen führen – müssen diese Menschen in festen Unterkünften wohnen.
Hier ist aber nicht nur politisches, sondern auch menschliches und unternehmerisches Engagement gefragt. Die Firma Opitz Holzbau hat ihr 75-jähriges Jubiläum zum Anlass genommen, den Prototypen eines modularen Holzbausystems für Flüchtlingsunterkünfte vorzustellen. Die Redaktion der dach+holzbau hat sich Anfang Oktober das „1:1-Modell“ in Neuruppin angesehen, und wir müssen sagen, dass es insofern das Prädikat „nachhaltig“ verdient, als dass die so genannten „Flexi Homes“ zu einem vollwertigen Wohnhaus erweitert werden können. Die Werkpläne sind erstellt, Holzvorräte genügend am Lager. Auch die Zulieferprodukte wie Heizungen, Fenster und Türen sind bereits bestellt. „Unsere gesamte Fertigung und Logistik ist darauf ausgerichtet, einen Beitrag zur Bewältigung der großen humanitären Herausforderung zu leisten, vor der gegenwärtig in erster Linie Deutschland, Österreich und Schweden stehen“, sagt Geschäftsführer Bodo Mierisch.
Hergestellt werden die Holzbaumodule in der so genannten „Zukunftsfabrik“ bei Opitz in Neuruppin, die zu den modernsten Produktionsstätten ihrer Art in Europa zählt. „Aus der zweigeteilten Fertigungshalle kommen auf der einen Seite die Nagelplattenbinder und auf der anderen die Holztafelwände raus“, erklärt Achim Zielke, der das Unternehmen in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit berät.
Bei der Entwicklung der neuen, zum Patent angemeldeten Wohnmodule hat sich das Unternehmen an der Landesbauordnung von Brandenburg orientiert. Anpassungen an abweichende Bauvorschriften sind laut Firmenchef Martin Opitz aber problemlos möglich, auch wenn dieser in seinem Festvortrag Anfang Oktober in Neuruppin spöttisch bemerkte: „In jedem Bundesland brennt es ja anders.“ Auch kommt man mit weiteren Bauvorschriften in „Konflikt“, doch diese einvernehmlich zu lösen wird das Gebot der Stunde sein.