Gut gegründet aufgebaut

Der Holzbau spielt immer öfter seine Vorteile gegenüber der Massivbauweise aus. Aber was ist wichtig bei der Erstellung eines Holzrahmenbaus? In lockerer Serie wollen wir wichtige Anschlussdetails praxisnah erklären. Der erste Bericht zeigt die Detailplanung am Sockel, dem Übergang vom Massiv- zum Holzbau.

Mit den modernen Systemmöglichkeiten des Holzbaus lassen sich intelligente Gesamtkonzeptionen, die architektonisch, bauphysikalisch und sicherheitstechnisch höchste Ansprüche erfüllen, schnell und wirtschaftlich realisieren. Die Bauzeiten sind im Vergleich zur Massiv-Bauweise deutlich kürzer, da lange Trocknungszeiten entfallen. Planungs- und Ausführungsmängel sowie die Unkenntnis wichtiger baukonstruktiver Zusammenhänge führen aber auch immer wieder zu Problemen.

Detailfrage Sockel: Übergang vom Massiv- zum Holzbau

Der Sockel bildet den Übergang vom Massiv- zum Holzbau. Er ist besonders sensibel, denn hier müssen verschiedene Fragestellungen beachtet und fachgerecht gelöst werden. Das gilt zum einen für den Ausgleich der teilweise nicht unerheblichen Unebenheiten von Kellerdecken oder Bodenplatten aus Stahlbeton, die nicht immer die Anforderungen an Maßgenauigkeit der DIN 18202 erfüllen. Zum anderen sind Feuchteeinwirkungen durch Spritzwasser und aufsteigende Bodenfeuchtigkeit zu berücksichtigen. Zur Verdeutlichung der relevanten Aufgaben und ihrer Lösungen dient hier beispielhaft eine Grundkonstruktion. Je nach Baustandard und Anforderungen an die Gebäudehülle gibt es jedoch eine Vielzahl von Konstruktionsmöglichkeiten für eine Außenwand, die sämtlich zu nennen aber diesen Rahmen sprengen würde. Eine ausführliche Beschreibung weiterer Varianten steht im „Detailkatalog Holzbau“ von Fermacell.

Aufbau der Wandkonstruktion von innen nach außen

Entscheidend für die Funktionalität der Gesamtkonstruktion ist zunächst ein diffusionsoffener Aufbau der Außenwand. Hier gilt das Prinzip „innen dichter als außen“. Kenngrößen dazu sind die sd-Werte der einzelnen Schichten. Entsprechende Angaben stehen in der DIN 68800-2 (Teil 2 – Vorbeugende bauliche Maßnahmen).

Beplankung innen

Bewährt als innere Beplankung für alle typischen Holzrahmenkonstruktionen haben sich spezielle Gipsfaser-Platten, wie etwa Fermacell Vapor mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 3,1 m als dampfdiffusionshemmende Schicht, bei denen durch eine auf der Plattenrückseite aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit soweit reduziert wird, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in Außenwandkonstruktionen entfallen können.

Tragende und gedämmte Ebene/Ständerebene

Die Dämmung des Wandhohlraums kann mit eingeblasenen Zellulosedämmstoffen erfolgen, alternativ können aber auch andere Dämmstoffe wie zum Beispiel mineralische (Glasfaser, Steinwolle) oder nachwachsende Dämmstoffe (Flachs, Hanf, Holzfaser) eingesetzt werden.

Beplankung außen

Im Gegensatz zur inneren (raumseitigen) Beplankung, die möglichst diffusionshemmend ausgeführt werden soll, ist bei der abschließenden Beplankung nach außen ein diffusionsoffener Aufbau angesagt. Wegen ihrer Materialeigenschaften sind hier zum Beispiel Fermacell Gipsfaser–Platten mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 0,16 m besonders geeignet. Der niedrige sd-Wert zeigt eine nach außen offene Konstruktion, durch die ein Wasserdampfstrom ungehindert nach außen gelangen kann, ohne an den kälteren Bauteilschichten außen zu kondensieren. Beide Beplankungslagen – Gipsfaser-Platten innen und außen – können außerdem für die statische Aussteifung herangezogen werden (charakteristische Festigkeitswerte, siehe ETA 03/0050).

Um in der Hinterlüftungsebene der Fassade anfallende Feuchtigkeit sicher abzuführen, ist abschließend auf der Gipsfaser-Platte ein Windpapier (sd-Wert max. 0,3 m) aufzubringen. Die Stöße der Bahnen sind dabei jeweils zu verkleben. Wenn die Holztafelelemente nach dem Aufrichten noch nicht über einen permanenten Witterungsschutz durch eine Vorhangfassade verfügen, übernimmt das Windpapier vorübergehend außerdem die Funktion des Witterungsschutzes.

Abschließend wird außenseitig die hinterlüftete Fassade aufgebracht. Hier kann Powerpanel H2O (in der Grafik als Putzfassade dargestellt) eingesetzt werden. Dabei ist auf einen ausreichenden Abstand der Holzbauteile der Unterkonstruktion zum Erdreich zu achten (Spritzwasserbereich 300 mm). Am unteren Rand wird die Platte zusätzlich durch das Sockelprofil HD geschützt. Alternativ zur Powerpanel H2O Platte sind zum Beispiel auch Holzfassaden möglich.

Kellerdecke/Bodenplatte – Schutz gegen Feuchtigkeit

Bevor die Wände aufgestellt werden, muss auf der Beton-Bodenplatte beziehungsweise Beton-Kellerdecke eine Horizontalsperre aufgebracht werden, um die Elemente vor aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen. Eine vollflächige Abdichtung ist dabei nicht unbedingt nötig, da Betonbauteile grundsätzlich als dampfdiffusionsdichte Bauteile angenommen werden. Sie wird jedoch als Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit sowie vor potentiellen Schadstoffen (zum Beispiel gasförmiges Radon), die aus dem Erdreich aufsteigen, empfohlen. Die Abdichtung kann durch aufgeschweißte Bitumenbahnen oder auch selbstklebende, leichtere Trennbahnen erfolgen.

Aufrichten der Elemente

Nach dem Einbringen der Bauwerksabdichtung können die Holzbauelemente aufgerichtet werden. Sie werden in der Werkstatt in der Regel bis auf den halben Zentimeter oder noch genauer geplant und produziert. Andererseits weisen Bodenplatten/Kellerdecken aus Stahlbeton jedoch oft erhebliche Toleranzen auf. Sie müssen daher vor dem Aufrichten der Elemente auf ein einheitliches Niveau gebracht werden. Dies geschieht durch eine umlaufende Richtschwelle, die unterfüttert wird. Das kann auf zweierlei Arten erfolgen:

Unterklotzen der Richtschwelle und anschließend vollflächig druckfest mit Quellmörtel unterfüttern.

Aufkleben von Distanzklötzen mit umlaufend ausgelegtem Quellmörtel. In dieses Mörtelbett wird die Schwelle dann eingelegt und mit Ankerdübeln im Untergrund befestigt.

Danach kann die Montage der Elemente zeitnah – idealerweise am nächsten Tag – erfolgen.

Fußbodenaufbau

Erfolgt der raumseitige Abschluss im Bodenaufbau in Trockenbauweise, zum Beispiel mit hoch belastbaren Gipsfaser Estrich-Elementen (Fermacell Estrich-Element 2 E 11 oder 2 E 22), sind zuvor die Unebenheiten aus dem Massivbau durch Ausgleichsmasse (zum Beispiel Fermacell Bodennivelliermasse) entsprechend auszunivellieren. Die erforderlichen Dämmstoffdicken der Estrich-Elemente richten sich nach dem angestrebten Energiestandard des Gebäudes. Sie sind bei nicht bewohnten Kellerräumen in der Regel geringer anzusetzen. Beim Einsatz von extrodiertem Polystyrol (EPS), wie in der Grafik angegeben, ist sicherzustellen, dass das Material ausreichend abgelagert wurde und bei Belastung nicht übermäßig schrumpft beziehungsweise zusammengedrückt wird. Hier muss die Angabe der Bodenbelastung mit dem Anwendungsbereich des verwendeten Dämmmaterials abgeglichen werden. Zur Schallentkoppelung ist zwischen den angrenzenden Holzrahmenelementen und der Bodennivelliermasse beziehungsweise den Estrich-Elementen immer ein mineralischer Randdämmstreifen (Fermacell MF) anzuordnen.

Autor

Leon Wenning ist Produktmanager für den Anwendungsbereich Holzbau bei der Fermacell GmbH.

Der Sockel ist besonders sensibel, denn hier müssen verschiedene Fragestellungen beachtet und fachgerecht gelöst werden

Bauphysikalische Eigenschaften der Außenwand
mit Gipsfaserplatten

sd-Werte der Beplankung Gipsfaser-Platte Fermacell Vapor (12,5 mm) = 3,1 m Gipsfaser-Platte Fermacell (12,5 mm) = 0,2 m

Brandschutz F30 B

Schallschutz R w,R > 44 dB

U-Werte der Konstruktion  

(Variante A – 200 mm Zellulosedämmung)

Lambda-Wert Gesamtkonstruktion: UWand 200 = 0,22 W/m²K

(Variante B – 340 mm Zellulose Dämmung)

Lambda-Wert Gesamtkonstruktion: UWand 340 = ca. 0,122 W/m²K *

Die Variante B ist Passivhaus-tauglich mit Stegträger Querschnitt (*Holzanteil pro m² Wand mit vier Prozent angesetzt) und optimierter Detailausbildung/Wärmebrücken – besondere Planung / Abstimmung / Baubetreuung erforderlich.

Detailkatalog Holzbau von Fermacell

Speziell für Planer und Architekten hat Fermacell einen Detailkatalog entwickelt, in dem alle für den klassischen Holzbau ­relevanten Anschlüsse berücksichtigt werden. Der Detailkatalog steht online unter www.fermacell.de/de/content/details_holzbau.php zur Verfügung und wird nach und nach um weitere Anwendungen ergänzt.

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