Dachgullys und Bitumenbahnen solide verbinden
Das ist zu beachten beim Anschluss von Dachabläufen an BitumenbahnenDachabläufe müssen dicht an die Dachabdichtung angeschlossen werden. Gerade beim Anschluss von Dachgullys an Bitumenbahnen kommt es jedoch immer wieder zu Problemen. Die Sorgfalt bei dieser Arbeit wird häufig unterschätzt, was langfristig zu Undichtigkeiten führen kann.
Der Anschluss der Dachabdichtungsbahn an den Dachgully kann mit einer Schraubflanschverbindung, einer zur Dachabdichtung passenden Anschlussmanschette oder einem Klebeflansch erfolgen. Mit der passenden Anschlussmanschette lässt sich der Gully homogen in die Dachabdichtung einbinden. In diesem Artikel gehen wir daher hauptsächlich auf den Anschluss von Bitumenbahnen an Dachgullys mit passenden Anschlussmanschetten ein.
Mangelhafte Verklebung
Beim Anschluss von Dachabläufen in Bitumendächern kommt es häufig zu Problemen – vor allem, wenn Kaltselbstklebebahnen als Unterlage eingesetzt werden. Häufig werden diese Bahnen nicht sorgfältig genug auf die Anschlussmanschette des Gullys geklebt. Das kann zur Folge haben, dass sich wenige Wochen nach dem Einbau die Abdichtung löst. Bei Bitumenbahnen ist außerdem eine Nahtüberdeckung von mindestens 80 mm vorgeschrieben. Anschlüsse müssen immer zweilagig ausgeführt werden. Die Dachabdichtung kann dabei im Lagenrückversatz an die Bauteile angearbeitet werden. Dieser Lagenrückversatz ist eine doppelte Absicherung des Anschlusses an die Durchdringung und ein Schutz gegen Undichtigkeiten. Minimiert man diese Fläche, hat die Oberlage eventuell nicht genügend Halt. Außerdem besteht die Gefahr, dass Wasser unter die (im ungünstigsten Fall schlecht aufgeschweißte) Unterlage ins Dachschichtenpaket eindringt.
Rückstellungen bei Kaltselbstklebebahnen
Um Rückstellungen in Verbindung mit Hohlstellen zu verhindern, dürfen Kaltselbstklebebahnen bei Detail-ausbildungen, etwa bei Attikagullys, nicht „überdehnt“ werden. Eine solche Rückstellung kann den knappen Lagenrückversatz zur Oberlage stark beanspruchen und lösen. Das passiert häufig, wenn der Rückversatz mit zu wenig Hitze verschweißt wurde.
Verschweißen statt kleben
Namhafte Hersteller von Kaltselbstklebebahnen, das ABC der Bitumenbahnen sowie die Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks empfehlen, Anschlüsse mittels Brenner oder Heißluftgerät thermisch zu aktivieren und raten dazu, Anschlüsse von Bitumenbahnen an Dachabläufe im Schweißverfahren herzustellen. Klebt man die Kaltselbstklebebahnen an der Anschlussmanschette nur auf, besteht die Gefahr, dass sie sich später wieder löst.
Schutzfolie abflämmen nicht vergessen!
Die Schutzfolie auf den Anschlussmanschetten von Dachgullys verhindert ein Verkleben der Manschetten im Karton. Sie muss, wie in der Einbauanleitung beschrieben, beim Einbau „abgeflämmt“ werden. Achtung: Die Anschlussmanschette ist keine Kaltselbstklebebahn. Sie muss daher in jedem Fall mit Hitze verschweißt werden – entweder per Heißluftschweißgerät oder einem kleinen Aufschweißbrenner (Detailbrenner).
Nimmt man die Angaben zum Lagenrückversatz und die Mindest-Fügebreiten von 80 mm aus den Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks zu Bitumenbahnen, so kommt man in der Addition auf 160 mm Anschlussbreite. Die DIN 18531 und die Fachregeln geben einen Mindestabstand der Dachabläufe untereinander oder zum aufgehenden Bauteil vor, gemessenen ab der Außenkante des Gullyflansches. Dieser Abstand sollte mindestens 30 cm betragen. Das soll dem Dachdecker genügend Platz bei der Verarbeitung geben.
Fazit
Der Anschluss von Dachabläufen in Bitumendächern birgt einige Herausforderungen – vor allem mit Kaltselbstklebebahnen als Unterlagen. Wird der Anschluss der Bahnen am Dachgully jedoch zweilagig mit Lagenrückversatz ausgeführt und die Bahnen werden verschweißt statt verklebt, sollten Undichtigkeiten im Anschlussbereich gar nicht erst entstehen.
Autor
Carsten Meier ist gelernter Dachdecker- und Klempnermeister und arbeitet als Anwendungstechniker bei der Sita Bauelemente GmbH in Rheda-Wiedenbrück.
Anschlüsse an Dachabläufe in der Flachdachrichtlinie
Für den zweilagigen Anschluss von Abdichtungsbahnen an Durchdringungen sind folgende Passagen aus der Flachdachrichtlinie relevant:
4.5 Anschlüsse an Durchdringungen
4.5.1 Allgemeines
(1) Die Verwendung von industriell hergestellten Formteilen mit materialhomogener Anschlussmöglichkeit wird empfohlen. Industriell hergestellte Formteile sind auf voller Breite, bei Bitumenbahnen im Lagenrückversatz, einzudichten.
3.6.2.2 Planung und Ausführung
Kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen sollten eine Dicke von mindestens 3,5 mm aufweisen, wenn die Fügung der Nähte eine zusätzliche Wärmezugabe, zum Beispiel aufgrund der Witterung oder der Verwendung als Behelfsabdichtung, erfordert.
(8) An- und Abschlüsse sind bei mehrlagigen und einlagigen Abdichtungen mindestens zweilagig auszuführen.
(9) Die Lagen müssen miteinander vollflächig verklebt werden.
(11) Bitumenbahnen müssen an den Längs- und Quernähten bei mehrlagigen Abdichtungen mindestens 80 mm (…) überlappt werden. Bei kaltselbstklebenden Bahnen sollten die Nähte im Schweißverfahren gefügt werden.
Quelle: Regelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks, Fachregel für Abdichtungen (Flachdachrichtlinie), Ausgabe 12/2016 mit Änderungen im Nov. 2017, Mai 2019 und März 2020, www.dachdecker-regelwerk.de