Die Richtige Deckung für ein raues Klima
Aktiv-Dachsteine für das Begrüßungszentrum in TorfhausNiedersachsens höchstgelegene Siedlung, das Torfhaus, galt noch vor kurzer Zeit als touristisches Entwicklungsland. 1912 entstand eine Feriensiedlung mit Hotel und einem großen Begrüßungszentrum. Ein moderner, technisch ausgereifter Dachstein passt nun zur zeitgemäßen Architektur.
Jahrelang prägten Imbissstände und Andenkenbuden neben heruntergekommenen Pensionen aus den 1970er Jahren den Ort Torfhaus im Harz. 2012 war der Baubeginn der neuen Feriensiedlung „Torfhaus Harzresort“ neben der Bavaria-Alm und dem Nationalpark-Center. Eine Investorengruppe erwarb die nicht mehr zeitgemäßen oder bereits leerstehenden Hotels und Gaststätten sowie sämtliche angrenzenden Areale in dem mit 812 m höchstgelegenen Ort Norddeutschlands und investierte in Torfhaus mit Unterstützung der niedersächsischen Landesregierung rund 13,5 Millionen Euro.
Zentrale Anlaufstelle
Das „Harz Welcome-Centre“, also zu deutsch das Begrüßungszentrum ist die neue, zentrale Anlaufstelle für die umfangreichen Service- und Outdoor-Erlebnisangebote im Oberharz. Hierfür schuf das Büro Prof. Moths Architekten aus Hamburg ein großes Zentralgebäude, in dem die Touristen-Information, die Rezeption der Anlage sowie ein Outdoor-Center mit 400 m2 Verkaufsfläche untergebracht wurden. Unter einem mächtigen Satteldach wurde ein modernes Gebäude geschaffen, das die Verbindung zur Natur durch die Verwendung von Holz und Natursteinen zeigt. Ein großer, mit Lärchenholz bekleideter Vorbau markiert die Eingangszone.
Das Dach mit 550 m2 Fläche wurde als Pfettendach mit 35° Dachneigung ausgeführt. Die Sparren 20/10 cm haben eine Länge von etwa 9,20 m. Eine ausreichende Belüftungsebene wird mit der Konterlattung 50/60 geschaffen. Auch die Traglattung wurde mit 50/60 ausgeführt, um möglichst große Lastaufnahmen sicherzustellen.
Bei der Wahl der Bedachung entschieden sich die Architekten für den Tegalit Protegon in der Farbe Granit. Mit seiner klaren Linienführung ist dieser Dachstein ideal für die Gestaltung von moderner Architektur geeignet. Die Farbe kontrastiert zum warmen Holzton und passt gleichermaßen stimmig zur Naturstein-Fassadenbekleidung. Die zukunftsweisende Protegon-Technologie zeichnet sich durch eine deutlich glattere Oberfläche und Schnittkante aus. Als Aktiv-Dachsteine sind in die Oberfläche Infrarotlicht reflektierende Pigmente eingearbeitet, die bis zu 300 Prozent mehr Wärmereflektion gegenüber konventionellen Oberflächen in gleicher Farbgebung leisten. Das Dach heizt sich so weniger auf und reduziert die Erwärmung der Umgebungsluft. Auf der Unterseite der Protegon-Dachsteine kann so ein Temperaturunterschied von bis zu 10 °C erreicht werden. Darüber hinaus besitzen Aktiv-Dachsteine durch eine feine Mikromörtelschicht auf der Oberfläche und der Schnittkante einen hohen Witterungsschutz und sind weitestgehend vor Algenbefall und somit Vergrünung geschützt.
Windsogsicherung ist Pflicht
Der Harz zählt zur Klimaregion des Deutschen Mittelgebirgsklimas. Bedingt durch seine topografische Lage muss in Torfhaus mit mittleren Niederschlägen von durchschnittlich 1200 mm/Jahr gerechnet werden. Die hohen Niederschläge bedingen auch Schneehöhen, die auf dem Brocken im Februar über einen Meter betragen können. So liegt der Harz in der Schneelastzone 3. Somit sind in Torfhaus mit seiner Lage von 800 m über NN auch besondere Anforderungen an die Schneeschutzsicherung zu stellen.
Die Dachdecker der Firma Henkel Bedachungen aus Moringen führten als Zusatzmaßnahme zur Regensicherheit eine perforationsgesicherte, verklebte Unterdeckung aus. Zum Schutz gegen Dachlawinen kamen systemgerechte und auf die Dachdeckung abgestimmte Aluminium-Schneefangpfannen mit den passenden Rundholzhaltern, die einfach auf der Schneefangpfanne eingerastet werden, zum Einsatz. Die Dachdecker sicherten die Traglatte zusätzlich und montierten eine Zusatzlatte im Bereich der Schneefangpfanne. So wird die Schneelast sicher in die Unterkonstruktion eingeleitet. Auch wird ein Bruch von darunterliegenden Dachpfannen durch starke Schneelasten vermieden. Vorteilhaft ist, dass die systemgerechten Aluminiumpfannen in Farbe und Form optimal auf das Dachsystem abgestimmt sind und sich ohne handwerkliche Anpassung durch Schroten oder ähnliche Bearbeitungen schnell und unter Beibehaltung der Regensicherheit der Bedachung einbauen lassen. Um die hohen Anforderungen an den Schneeschutz zu erfüllen, wurden zwei Reihen des Schneesicherungssystems übereinander angeordnet und mit Rundhölzern belegt.
Windsogberechnung
Die Regelwerksvorgaben des ZVDH zur Windsogsicherung von Dachdeckungen mit Dachsteinen und Dachziegeln sehen besondere Anforderungen für Gebäudestandorte in Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge oder topografisch exponierten Lagen vor. So wurde für das Dach des Welcome-Centers eine Windsogberechnung durchgeführt. Abgestimmt auf den Dachstein sowie die systemgerechten Sturmklammern gilt dieser Sondernachweis dem Planer und Dachdecker gleichzeitig auch als statischer Nachweis. Zum Einsatz kam die Universal-Sturmklammer. Sie wird unter die Dachlatte und in den Seitenfalz der Dachsteine eingehängt und durch Umbiegen dauerhaft fixiert. In der Fläche konnte so ein optimales Befestigungsraster für jeden dritten Dachstein ermittelt werden. Ortgangsteine sowie Firststeine wurden fachgerecht einzeln gegen Windkräfte mechanisch befestigt. Die verwendeten Befestigungsmittel müssen dabei eine Kraft von mindestens 0,6 kN/m rechtwinklig zur Lage des Details aufnehmen können. Die fachgerechte Befestigung erfolgte dementsprechend mit Holzschrauben mit 24 mm Einschraubtiefe durch die vorgelochten Formsteine.
Autor
Horst Pavel ist Leiter der Anwendungstechnik der Monier Braas GmbH. Er stellt mit seinem Team die technische Beratung der Partner und Kunden sowie die Mitarbeit in technischen Arbeitsgruppen bei Verbänden sicher.
Aktiv-Dachsteine heizen das Dach weniger auf, zudem schützen sie vor Algenbefall
Bautafel (Auswahl)
Bauherr Harz Welcome Center,
38667 Torfhaus Harzressort GmbH
Architekt Prof. Moths Architekten, 22303 Hamburg
Dachdecker Henkel Bedachungen GmbH,
37186 Moringen
Bedachungsmaterial
Tegalit Protegon
Granit von Braas
Dachsystemteile
Braas-Schneefangpfanne für Tegalit mit Rundholzhalter, Universal-Sturmklammer
Neue Anforderungen an Schneesicherungsanlagen
Das Merkblatt „Einbauteile bei Dachdeckungen“ formuliert neue und erhöhte Anforderungen an Schneefangsysteme. So wurde eine generelle Nachweispflicht eingeführt, um die höhere Sicherheit auch über Verkehrswegen zu gewährleisten. Betrachtet werden die Schneefangsysteme als „Widerstandsseite“ sowie auf der Belastungsseite die einwirkende Schneelast. Diese Betrachtung erfolgt objektspezifisch und berücksichtigt die systembezogenen Tragfähigkeiten nach Angabe durch den Hersteller. Ferner sind für eine Berechnung als Parameter die Schneelastzone (entsprechend der Schneelast-Karte DIN EN 1991 1-3), die Geländehöhe über NN, die Dachneigung sowie die Sparrenlänge erforderlich. Darüber hinaus fließt der Anwendungsfall Verkehrssicherung mit dem Sicherheitsbeiwert 1 oder der Schutz tieferliegender Gebäudeteile mit dem Teilsicherheitsbeiwert 1,5 in die statische Berechnung ein.
In der Praxis zeigt sich, dass die fallbezogene Betrachtung mit Unterstützung durch den Hersteller sinnvoll ist. So wird mit einem Berechnungsprogramm von Braas die Berechnung der Schneefangsysteme inklusive der Unterkonstruktion und Befestigung mit den statischen Kennwerten der einzelnen Elemente wie Schneefangpfannen und Schneefangstützen sowie der Schneefanggitter oder Rundholzhalter ermöglicht.
www.braas.de/profis/profi-services/berechnungstools/schneefangberechnung.html