Das zwei-Tonnen Ziel beim CO2-Ausstoß bis 2050
ist zu wenig: „Da geht noch mehr“!

Liebe Leserin, lieber Leser, die Bayern! – Bedienen wir die Klischees, dann sind das: Berge, der Dialekt, Oktoberfest, Bayern München und die CSU. Oft schimpft man über die Bayern, manchmal zollt man ihnen Respekt. Das möchte ich heute tun und nehme den Verband der bayerischen Zimmerer zum Anlass. Da wird gerne Stellung bezogen und da werden auch mal unbequeme Wahrheiten ausgesprochen. Zum Beispiel im April im Holzbau-Report – der Mitteilungszeitschrift des Verbandes – gegen das Freihandelsabkommen TTIP (das der Verband strikt ablehnt) und kürzlich gegen die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf. Die hatte verkündet, dass der Klimaschutz einer der wichtigsten Arbeitsschwerpunkte im Jahr 2015 werden soll. So solle darauf hingearbeitet werden, dass bis 2050 der Ausstoß von Treibhausgasen auf zwei Tonnen pro Kopf und Jahr reduziert werden soll. Eigentlich ein blitzsauberes Ziel, denn was sind schon zwei Tonnen?! Der bayerische Zimmerer-Präsident Peter Aicher, gleichzeitig auch Vorsitzender von Holzbau Deutschland, sieht das anders und wundert sich, dass in dem Maßnahmenkatalog der Umweltministerin der wichtigste natürliche CO2-Speicher – nämlich Holz – unerwähnt blieb. „Der nachhaltigen Forstwirtschaft und der stofflichen Holznutzung kommen beim Klimaschutz entscheidende Rollen zu“, sagt Aicher. Leider seien die aber bislang kaum bekannt. Ein Rechenbeispiel: In Bayern binden die nachwachsenden Wälder (Quelle: Wissenschaftszentrum Straubing) jährlich 10 Mio. Tonnen CO2, 13 Mio. Tonnen sind durch die stoffliche Nutzung gebunden. 75 Mio. Tonnen beträgt dagegen der CO2-Ausstoß jährlich. Fast ein Drittel der Emissionen wird also durch den Wald und den Baustoff Holz heute schon kompensiert. „Und da ginge noch mehr“, sagt Aicher und peilt das Null-Tonnen CO2-Ziel bis 2050 an. Die Krux sei, dass die CO2-Anreizprogramme (wie KfW) nur auf den Primärenergiebedarf für das Heizen fokussiert und die großen Unterschiede beim Energieaufwand zur Herstellung von Produkten nicht berücksichtigt würden.

Ortswechsel – dass es überall im Land Bestrebungen gibt, alle CO2-Emissionen eines Bauwerks (also inklusive Herstellung der Baustoffe) einzubeziehen und damit den wahren CO2-Output zu benennen, sieht man am Vorzeigeprojekt der deutschen Strohballenszene in Verden. Dort wurde im April ein fünfgeschossiges Strohballenhaus eingeweiht (Baustelle des Monats, Seite 40). Der Jahresheizenergiebedarf des Gebäudes liegt bei 8 kWh/m2 im Jahr, der Primärenergiebedarf zur Herstellung des Dämm- und Baustoffs Stroh ist rund 36 Mal niedriger als bei Polystyrol und rund 12 Mal weniger als bei Mineralwolle. Und der Bau aus Stroh und Holz speichert durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen rund 2000 Tonnen CO2. Quasi mit der Fertigstellung des Gebäudes hat Baustroh übrigens ganz nebenbei die bauaufsichtliche Zulassung erreicht. Mit Holz und Stroh bauen und dabei das Klima schützen könnte also in Zukunft ganz einfach und damit ganz normal werden.


Viel Freude bei der Arbeit wünscht Ihnen

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