Österreicher gewinnen Solar Decathlon

Jedes Jahr veranstaltet das amerikanische Energieministerium den Solar Decathlon, den international prestigeträchtigsten Wettbewerb für nachhaltiges und solares Bauen. Mit dem im Energieplus-Standard ausgeführten Hofhausprojekt „LISI“ der TU Wien, mit Beteiligung der FH St. Pölten, der FH Salzburg und dem AIT, hat erstmals eine österreichische Universität an diesem Wettbewerb teilgenommen und eindrucksvoll sogleich für sich entschieden.

LISI heißt eigentlich „Living Inspired by Sustainable Innovation“ und ist eine konkrete Ansage für die Zukunft des Bauens: Die Schlagworte Energieautarkie, Ökologie und nachwachsende Baumate­ria­lien folgen dem allgemeinen Trend zur Nachhaltigkeit, gleichzeitig geht es aber um Wohlfühlfaktor, Raumklima und hervorragendes Design.

Für einen Zwei-Personen-Haushalt konzipiert, umfasst das LISI-Haus auf 60 m2 Wohnfläche einen Servicekern, der Bad, Schlafzimmer und die gesamte Haustechnik aufnimmt, sowie einen großzügigen, flexibel nutzbaren Wohnbereich, der durch vollständiges Öffnen großflächiger Glasschiebeelemente zu den im Norden und Süden angrenzenden Patios erweitert werden kann. Je nach raumklimatischen oder sozialen Bedürfnissen der Nutzer kann LISI durch verschiedene Verschattungselemente nach außen vollkommen geschlossen oder geöffnet werden. Im Innenraum sorgt zusätzlich ein ausgefeiltes Heiz- und Kühl­system für ein optimales Raumklima. Durch das Zu­sammenspiel von modularer Holzbauweise, dem Einsatz ökologischer Ma­terialien und er­­neuerbarer Energien sowie einem ausgeklügelten Haustechniksystem ent­­steht ein qualitativ hochwertiger, nachhaltiger und leistbarer Wohnbau für verschiedenste Nutzer und Standorte. Die vorgefertigte modulare Holzrahmenkonstruktion von LISI ermöglicht ein schnelles und einfaches Auf- und Abbauen.

Das Siegerhaus besteht zu 96 Prozent aus pflanzlichen Stof­­fen, vorwiegend Holz. Damit die tragende Konstruktion den Anforderungen in punkto Statik und Brandschutz gerecht wird, setzt das Projektteam auf maßgefertigte CLT-Module aus kreuzverleimtem Massivholz von Stora Enso. Das Naturmaterial besteht aus PEFC-zertifizierter europäischer Fichte mit sehr guten Eigenschaften: CLT ist leichter als Beton oder Ziegel, hat eine hohe Dämmwirkung, ein hervorragendes Brandschutzverhalten und ist erdbebensicher.

Die LISI-Entwickler wählten Zellulose als Dämmstoff, und das passte auch zur Projektphilosophie. „Zellulose weist sehr gute Dämmwerte auf und ist ein Recyclingmaterial. Das waren für uns die wesentlichen Aspekte für die Entscheidungsfindung“, erklärt Projektleiter Gregor Pils. Bei der Wahl des Herstellers war neben der Qualität auch die Regionalität entscheidend. Sie fiel auf Isocell, den österreichischen Hersteller für Zellulosedämmung.

Bei den mit Zellulose gedämmten Bauteilen handelt es sich um die Außenwände ­sowie um sämtliche Dach- und ­Bo­­denelemente. In Summe wurden rund 3500 kg Zellulosedämmung verbaut. Das Ein­­bringen der Dämmung erfolgte beim Holzbau-Unternehmen Weissenseer in Greifenburg, wo das LISI-Haus in nur knapp einem halben Jahr hergestellt und probeweise zusammengebaut wurde.

Das Unternehmen Knapp unterstützte das Projekt mit dem Einhängeverbinder UNO 30. Der Verbinder wurde für die Wandtafeln im Außenbereich eingesetzt. Die gebürsteten und weiß geölten Dreischichtplatten wurden dank der vormontierten Verbinder nur mehr eingehängt. „Dem ausgeklügelten Konstruktionssystem und einer schnellen Montage mit den Verbindern UNO 30 ist es zu verdanken, dass das Haus in nur acht Tagen aufgebaut werden konnte“, sagt Projektmanager Gregor Pils. „Die Nord- und Südfassade des Hauses mit jeweils 6,5 m langen Fensterfronten lassen sich beispielsweise zur Gänze aufschieben. Es entsteht ein vollkommen offener Innenraum, der fließend in den Außenraum übergeht.“

LISI ist ein Plusenergie-Haus, das über eine im Dach integrierte Photovoltaikanlage mehr Energie erzeugt, als es im Jahr verbraucht. Dazu musste das Projektteam eine Reihe von Ideen entwickeln, um den Energieverbrauch gering zu halten. Gesunde Luftbedingungen werden durch ein Lüftungsmodul bereitgestellt, das als Wärme- und Feuchtetauscher zwischen warmer, verbrauchter und frischer Luft fungiert. Gleichzeitig reguliert das Holz über seine offene Oberfläche die Raumfeuchtigkeit auf natürliche Art und Weise und schafft so ein angenehmes und gesundes Raumklima.

Das Solarhaus LISI wird im Frühjahr 2014 an einem prominenten Platz in der Nähe von Wien ausgestellt. Aufgrund der hohen Nachfrage wird das Haus in Zukunft auch zu kaufen sein. Folgeprojekte mit gleicher Ausrichtung und Philosophie sind bereits angedacht. www.solardecathlon.at

www.isocell.at

www.knapp-verbinder.com

www.clt.info

Web-Service

www.bauhandwerk.de

Im Internet finden Sie weitere Fotos vom Bau von LISI und vom Wettbewerb Solar Decathlon. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

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