Historisches Antlitz – moderne Energiebilanz
Ende der siebziger Jahre erwarb die evangelische Kirchengemeinde das Bürgerhaus im oberbayerischen Dorfen, um es als Gemeindezentrum zu nutzen. Es sollten jedoch beinahe drei Jahrzehnte dauern, bis genügend finanzielle Mittel für eine sensible und stilgerechte Altbausanierung zur Verfügung standen.
Architekt Ulrich Mitlacher und der Bauherr hatten sich entschieden, die Fassaden in den Zustand um 1900 zurückzuversetzen. Das exakte Alter des ehemaligen Bürgerhauses ließ sich zwar nicht mehr feststellen, anhand von historischen Archivbildern konnte jedoch ein Teil der Gebäudegeschichte nachvollzogen werden.
Um möglichst nahe an die ursprüngliche Farbgebung der Fassade heranzukommen, wurden zuerst alte Putz- und Farbschichten freigelegt. Als Vorbilder für die Stuckelemente dienten die relativ gut erhaltene Fassade zur Brandstattgasse sowie das alte Bildmaterial. Für die energetische Sanierung war es unumgänglich, die Fassaden zu dämmen. Für die Seite zur Brandstattgasse wurde eine innenliegende Wärmedämmung aus Kalzium-Silikat-Platten gewählt. Für die Seite zum Rathausplatz – hier waren in den sechziger Jahren alle historischen Spuren endgültig zerstört worden – wurde der neue Stuck außen auf ein WDVS aufgebracht.
Einen wichtigen Bestandteil der originalgetreuen Renovierung und der energetischen Sanierung stellten die Fenster dar. Die Rahmen sowie die Flügelansichten der neuen Fenster wurden in einem dunklen Rot gestaltet, das sich kräftig absetzt vom lichten Graugrün der neugestalteten Putzflächen. Die historischen Fensterformate mussten zum Teil wieder hergestellt werden, da an der Fassade zum Rathausplatz die alten Holzfenster im Obergeschoss – zweiflüglige Holzfenster mit Oberlicht – durch einflügelige Bauelemente ersetzt und im Erdgeschoss zudem die Öffnungen vergrößert und Aluminium-Holz-Elemente eingebaut worden waren.
Maßgefertigte Fenster im Stil der Jahrhundertwende mit Isolierglasscheiben überstiegen das Budget der Gemeinde. Daher kamen spezielle Renovierungsfenster der Baureihe HDF 68 Stil von Kneer-Südfenster zum Einsatz, die durch ihre schmalen Rahmen- und Flügelansichten den alten Fenstern vor 100 Jahren sehr ähneln. Mit dem U-Wert von 1,3 W/m²K entsprechen diese Fenster gleichzeitig modernen energetischen Ansprüchen. Zusätzlich wurde an den Fensterstöcken außen über die ganze Rahmenbreite eine 6 cm tiefe, profilierte Aufdopplung angebracht, die eine größere optische Tiefenwirkung erzeugt. Durch die Schattenwirkung des vertieften Fensterstocks wirken die Rahmen schlanker und haben so die gleiche optische Wirkung wie Fenster anno 1900. Mit den von Kneer-Südfenster angebotenen Wetterschenkeln konnten auch die Fensterflügel an den historischen Stil angepasst werden.