Bestellprozesse gemeinsam digitalisieren

Interview mit René Grupp, Geschäftsführer Vertrieb bei BMI Deutschland, über Digitalisierung im Dachbaustoffhandel

Wir haben mit René Grupp, Geschäftsführer Vertrieb bei BMI Deutschland, über das Thema Digitalisierung im Dachbaustoffhandel gesprochen. Im Interview erklärt er, warum der traditionelle Baustoff- und Bedachungsfachhandel gute Voraussetzungen für die Digitalisierung mitbringt, was sich ändern muss, damit digitale Bestellprozesse besser funktionieren und wie BMI Dachhandwerker mit digitalen Tools unterstützt.

dach+holzbau: Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen der digitale Vertrieb von Baustoffen und Bauprodukten?

René Grupp: Hinsichtlich der digitalen Bestellprozesse zwischen Handel und Industrie gibt es noch viel zu tun. Von Digitalisierung kann hier kaum die Rede sein. Fax, Telefon und E-Mail sind nach wie vor die beherrschenden Bestellkanäle, inklusive aller damit verbundenen Fehleranfälligkeiten bei der Auftragsübermittlung und -erfassung. Selbst digitale Bestellkanäle, etwa über EDI-Schnittstellen, laufen nicht stabil genug. Ein Grund dafür ist der immer noch nicht existente, einheitliche Artikelstamm in Deutschland. Eine gemeinsame Kraftanstrengung für einen Innovationsschub ist dringend erforderlich. Wir merken jedoch auch, dass sich immer mehr Fachhändler digitalen Orderprozessen gegenüber ihrer Kundschaft öffnen und die notwendigen technischen Vorkehrungen hierfür treffen. Digitale Bestellprozesse gemeinsam mit der Industrie wären dabei der nächste logische Schritt.

Wie unterstützt die BMI Group den Fachhandel in seinen Digitalisierungsbemühungen?

Wir beobachten bei vielen Händlern eine Zunahme der Bereitschaft, sich mit Online-Absatzkanälen zu beschäftigen. Häufig wird das durch die entsprechenden Einkaufs- und Kooperationszentralen sehr professionell vorangetrieben. Wir unterstützen hier mit digitalisierten Artikelstammdaten, Bilddaten, Artikelbeschreibungen und anderen digitalen Inhalten, die wir zur Verfügung stellen. Grundsätzlich begrüßen wir diese Entwicklung sehr. Sie ist ein wichtiger Baustein, um den traditionellen Baustoff- und Bedachungsfachhandel für die Zukunft zu rüsten und damit den Marktzugang für fachfremde Player zu erschweren. Davon profitiert die gesamte Branche!

Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht digitale Servicemodelle?

Digitale Dienst- und Serviceleistungen sind aus dem Angebot der BMI Gruppe nicht mehr wegzudenken. Mit „MeinDach.de“ und weiteren digitalen Leadgenerierungslösungen (Lead = Kontaktdaten eines Interessenten, Anm. d. Red.) unterstützen wir Dachdecker und Zimmerer dabei, Aufträge zu generieren. Aber auch mit vielen kleinen digitalen Helfern, wie beispielsweise Berechnungstools, erleichtern wir unseren Handwerkern den Arbeitsalltag. Dieses Angebot werden wir im Laufe der kommenden Jahre ausbauen.

Wie bewerten Sie die immer stärker werdende Dominanz großer Internetkonzerne wie Amazon, Ebay, Google & Co. auf dem deutschen Markt?

Wir beobachten diese Entwicklung sehr aufmerksam und nicht ohne Skepsis. Die genannten Player haben die Handelslandschaft – insbesondere den Einzelhandel – nachhaltig verändert, und diese Entwicklung wird sich fortsetzen.

Wir vertreiben unsere Produkte ausschließlich über den qualifizierten Baustoff- und Bedachungsfachhandel. Dieser bietet derzeit mit umfassenden Beratungs- und Serviceleistungen seinen Kunden einen Mehrwert, an den die genannten Onlinehändler in diesem Marktsegment nicht heranreichen. Diesen Vorteil wird der Baustofffachhandel sicherlich ausbauen müssen. 

Der reine Onlinehandel wird dort seine Vorteile für sich nutzen, wo der günstigste Preis und schnelle Verfügbarkeit die alleinigen Entscheidungskriterien sind. Dieses Geschäftsmodell hat Grenzen, die für den stationären Handel mit seinen umfangreichen Serviceangeboten nicht gelten. Indem der qualifizierte Fachhandel beide Absatzkanäle bedienen kann – online und stationär – liegen aus unserer Sicht seine Chance und Zukunft begründet. 

Wird man in Zukunft komplette Dächer online bestellen können?

Dächer sind sehr individuell zu planen, insbesondere wenn es sich um Modernisierungsmaßnahmen handelt. Da kann es das Dach von der Stange nicht geben. Ein komplettes Dach inklusive aller benötigten Materialien wird man daher in absehbarer Zukunft nicht online bestellen können. Allerdings werden gut sortierte Fachhändler den Bestellprozess ihrer Online-Shops intelligent gestalten und durch Bestellvorschläge dazu beitragen, dass der bestellende Handwerker an alles denkt und sein Dach komplett in einem Bestellprozess ordert.

Herr Grupp, danke für das Interview!

Zur Person

Im April 2021 hat René Grupp als neuer Geschäftsführer Vertrieb die Vertriebsleitung bei BMI in Deutschland übernommen. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Christian Birck, Managing Director der BMI Region D-A-CH (Deutschland-Österreich-Schweiz). Bis Ende Februar dieses Jahres war Grupp Regional President von BMI Asia Pacific, bevor er zu BMI nach Deutschland wechselte. René Grupp hat seine Karriere im BMI-Steildachgeschäft begonnen. Bevor er 2018 für BMI das Asien-Geschäft übernahm, leitete er mehrere Jahre den Geschäftsbereich der Systemkomponenten, der Produkte für die BMI-Märkte weltweit entwickelt und produziert.

Das Unternehmen BMI Deutschland gehört zur BMI Group, Hersteller von Flachdach- und Steildachsystemen sowie Abdichtungslösungen in Europa mit Sitz in Großbritannien. BMI vereint in Deutschland die Marken Icopal, Vedag und Wolfin. Mehr Informationen finden Sie unter www.bmigroup.com/de.

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