Baumhäuser im Schwarzwaldstil

Die fertiggestellte Ferienhaus-Anlage mit Baumhäusern im Schwarzwälder Baustil
Foto: Holzbau Lehmann

Der Zimmereibetrieb Holzbau Lehmann hat seinen Sitz in Zell-Unterharmersbach im Schwarzwald und arbeitet ausschließlich an Projekten in der näheren Umgebung. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den Schwarzwälder Holzbau mit Spund- und Ständerwänden und erstellt Bauern- und Baumhäuser, führt Dachsanierungen oder Aufstockungen durch, fertigt Gauben und Carports. Der Betrieb wurde 1996 gegründet und hat 16 Mitarbeitende.

Der Betreiber der Ferienanlage „Ferienparadies Schwarzwälder Hof“ im benachbarten Seelbach wollte auf einem Freigelände zunächst ein Hotel errichten, schwenkte dann aber in Richtung Ferienhäuser um. Weil er auf dem Gelände immer wieder Schwierigkeiten wegen Hochwassers hatte, kam er auf die Idee, die Häuser höher zu stellen – es sollten Baumhäuser entstehen, die über einen zentralen Stamm zugänglich sind. Die Anfrage des Betreibers, ob so etwas möglich sei, landete bei Holzbau Lehmann. „Wir haben schon fast alles gebaut“, sagt Zimmerermeister und Geschäftsführer Gottfried Lehmann, „aber in dieser Größenordnung noch nicht!“ Gottfried Lehmann zeigte dem Bauherrn seine bisherigen Projekte bei einer Radtour und löste bei ihm Begeisterung aus. „Wir kamen überein, dass wir die Anlage planen und umsetzen“, sagt Lehmann.

Die Vorgaben zur Einteilung und Größe des Baum-hausdorfs kamen vom Bauherren, die komplette Planung samt Ausführung übernahm der Holzbaubetrieb Lehmann. Zunächst wurde eine Bebauungsplanänderung (Baumhäuser statt Hotel) beantragt. Die Idee kam bei der Kommune gut an und die Planung wurde schnell bewilligt.

Planung und Visualisierung mit einer Software

Die dreidimensionale Darstellung dient der anschaulichen Präsentation beim Kunden sowie zur optischen Kontrolle
Quelle: Holzbau Lehmann

Ab der Bauantragsphase plante und visualisierte das Holzbauunternehmen das gesamte Projekt mit der Software von Sema. Das Software-Unternehmen Sema  mit Sitz im bayrischen Wildpoldsried ist spezialisiert auf  Softwarelösungen und ergänzende Dienstleistungen in der Holzbaubranche, im Treppenbau sowie dem blechverarbeitenden Gewerbe.

Der Bauherr hatte bisher schon mit einigen Architekten und Zimmerern zusammengearbeitet, doch das Endresultat konnte ihm vorher nie genau visualisiert werden. Lehmann zeichnete nun die Details des Dorfes in der Sema-Software und setzte alle Wünsche um. Der Bauherr konnte genau sehen, wie sein Dorf später einmal aussehen würde und einen realistischen Eindruck erhalten – er konnte in der Software sogar die verschiedenen Räume besichtigen.

Schneller und komfortabler arbeiten

Mit einer Explosionszeichnung gelingt die Überprüfung aller Einzelbauteile
Quelle: Holzbau Lehmann

Bevor Holzbau Lehmann die Sema-Software im Einsatz hatte, nutzte das Unternehmen ein anderes CAD-Tool, dessen Darstellungsmöglichkeiten aber nicht an die neue Lösung heranreichten. Ein Statiker, mit dem der Betrieb bei Bauanträgen und Werkplanung zusammenarbeitete, hatte auf die Möglichkeiten anderer Abbundprogramme hingewiesen. Schließlich sah sich Lehmann auf einer Messe verschiedene Tools an und entschied sich für die Sema-Software. Ausschlaggebend war, dass er sich mehr Funktionalitäten als das reine Zeichnen in 3D wünschte, nämlich eine Software, die Abläufe und Eingaben vereinfacht. Das ist nun kein Problem mehr: Alle Ansichten – Zeichnungen wie Grundrisse und Schnitte sowie 3D-Modelle – sind in der Software miteinander verbunden und Änderungen werden in allen Programmteilen zeitgleich aktuell durchgeführt. Damit müssen sie nicht mehr händisch nachgearbeitet werden und können auch nicht mehr vergessen werden. Weil die Bauherren sehen, was sie  erwartet, kann der Betrieb seine Arbeit deutlich besser verkaufen. Im alten Programm hatten die Kunden dagegen oft Mühe, sich das Endergebnis vorzustellen.

Zimmerermeister Gottfried Lehmann übernahm die komplette Planung samt Ausführung der Feriendorfanlage
Foto: Holzbau Lehmann

Ein weiterer Vorteil ist ein deutlicher Zeitgewinn: „Schon kurz nach dem Umstieg war ich mit Sicherheit genauso schnell wie mit der alten Software“, sagt Gottfried Lehmann. Angebote könne die Firma mit der neuen Software deutlich schneller und genauer erstellen, Maße und Listen müssen nicht mehr händisch gesucht werden. Dabei schlichen sich früher nicht nur schnell Fehler ein, oft war die Quelle der Angaben nicht mehr ersichtlich und konnte nicht überprüft werden. Außer Gottfried Lehmann arbeiten sein Sohn und ein weiterer Meister mit dem Programm, die Software läuft in der Zimmerei auf vier Arbeitsplätzen. Bei notwendigen Aktualisierungen des alten Tools war Lehmann gut zwei Wochen beschäftigt, bis sie auf allen Rechnern ausgerollt waren. Diese Arbeit erledigt er nun innerhalb von zehn Minuten; die Voreinstellungen werden bei Updates 1:1 übernommen. „Das ist sehr wichtig für uns, weil wir uns Prozesse eingerichtet haben, die unsere Arbeit vereinfachen und schneller machen. Diese Voreinstellungen wollen wir behalten.“ Die Abbundanlage im Betrieb wird direkt von einem festen Arbeitsplatz aus angesteuert, bei der Einführung des Tools gab es eine Schulung. „Ich habe mich gleich gut damit zurechtgefunden, das Programm ist logisch aufgebaut“, sagt Lehmann.

Visualisierung in der Punktewolke

Zur Inneneinrichtung der Baumhäuser gehört ein gemütlicher Wohn- und Essbereich
Foto: Holzbau Lehmann

Das Unternehmen Lehmann konnte mithilfe der Sema-Software die Bauanträge für das Baumhausdorf erstellen, zudem wurde die komplette Werkplanung und Ansteuerung der Maschinen samt Montageplänen damit ausgeführt. Auch Mengenerfassung und Materiallisten wurden in der Software abgebildet.

Einen großen Vorteil sieht Gottfried Lehmann in der Arbeit mit der Punktewolke. Dabei wird das Aufmaß eines Gebäudes mit einem 3D-Scanner erfasst: Er scannt alle Oberflächen eines Raums in 360 °-Sicht und nimmt Maße, Neigungen und Krümmungen millimetergenau auf. Von Hand erforderte das Aufmaß eines Hofes drei bis vier Tage, mit dem Scanner dauert es nur noch einen Tag. Außerdem spart sich Holzbau Lehmann weitere Anfahrten, da früher beim Handaufmaß Teile schnell vergessen wurden. Der Scan erfasst dagegen alles, ob Wände, Türen oder Fenster. Aus dem Scan wird eine Punktewolke innerhalb eines halben Tages erzeugt und dann für die Konstruktion genutzt. Sie erlaubt die genaue Visualisierung des Bauvorhabens – das war auch im Falle des Baumhausdorfes so, es wurde in der Punktewolke konstruiert. Gottfried Lehmann konnte dem Kunden alle Fragen  zum Projekt vorab beantworten – seien es Abstände zum nahegelegenen Bach oder zur Straße. „Ich kenne kein Programm, mit dem man in der Punktewolke so zeichnen kann“, sagt Lehmann. Auch Statiker und Architekten, mit denen das Unternehmen Lehmann zusammenarbeitet, staunen immer wieder über die Möglichkeiten. Der in Millionen oder auch Milliarden Punkte aufgelöste 3D-Scan bildet Maße, Neigungen und Krümmungen eines Gebäudes realitätsgetreu ab und bietet so die perfekte Grundlage für die anstehenden CAD-Konstruktionen. Die vollständig verfügbaren Maße im Scan vereinfachen dann die Werkplanung.

Baumhausdorf als Touristenattraktion

Das Baumhausdorf in der Entstehung: Die Zimmerei Holzbau Lehmann übernahm die Montage vor Ort
Foto: Holzbau Lehmann

Der Planungsprozess des Baumhausdorfes nahm dann etwa ein dreiviertel Jahr in Anspruch. Nach dem Bau der Fundamente und den Betonarbeiten gingen die Holzhäuser in die Produktion. Die Zimmerei stellte zunächst drei Häuser her und baute sie auf, danach folgten die nächsten drei. „Wir hätten sonst zu viel Material lagern müssen“, erklärt Lehmann. Die Bäume wurden vom ortsansässigen Sägewerk zu Balken geschnitten und in die Zimmerei geliefert, wo das Holz dann abgebunden und vormontiert wurde.

Eine Besonderheit war, dass die komplette Installation mit Strom- und Wasserleitungen in den Wänden vorgearbeitet wurde. Dafür wurden Bohrungen und Ausplattungen geplant; die Arbeit der Installateure wurde durch Bau- beziehungsweise Werkpläne weiter erleichtert. Die Bauteile fügten sich nahtlos an- und ineinander und Kabel konnten einfach durchgeschoben werden. „Von den Maurerarbeiten bis zum Einzug haben wir das in einem Jahr durchgezogen“, so Gottfried Lehmann.

Die Baumhäuser sind um einen zwölf Meter hohen Turm im Zentrum angeordnet
Foto: Holzbau Lehmann

Im fertiggestellten Baumhausdorf gruppieren sich zehn Häuser mit einer Höhe von jeweils 10 m rund um einen 12 m hohen Turm in der Mitte. 700 Festmeter Holz, gesägt 350 m³, wurden bei dem Projekt verbaut, das Holz stammte ausschließlich aus der näheren Umgebung. Die Gebäude sind mit Holzfasern gedämmt. Rund 3,5 Mann waren ein Jahr lang auf der Baustelle beschäftigt: Im Frühjahr 2022 wurde „s’Baumhaus Dörfle“ fertiggestellt und sorgt seitdem für Aufsehen. Vorbeifahrende Autofahrer halten an, um es sich anzusehen, Bauherr und Urlauber sind begeistert.

 

Autorin

Nadja Müller ist freie Fachjournalistin, schreibt über IT und Digitalisierung und ist unter anderem für die PR-Agentur Wordfinder tätig. Das Unternehmen Sema wird von Wordfinder bei der Pressearbeit unterstützt.