Sommerbaustelle des Schacht Axt und Kelle 2018

Gesellinnen- und Gesellenvereinigung Schacht Axt und Kelle baut vier Bauwagen für den Verein Mühlenkraft

Die Wandergesellinnen und -gesellen des Schachtes Axt und Kelle haben diesen Sommer auf dem Gelände der Harnbachmühle in Hartenstein vier schmucke Bauwagen erstellt. Damit verhalfen sie dem Verein Mühlenkraft zu neuen Gemeinschaftsunterkünften und Herbergen der etwas anderen Art.

Der Verein Mühlenkraft e.V. fördert die persönliche Entwicklung von Menschen mit Behinderung und das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Das 2007 vom Verein erworbene 22 Hektar große Gelände der Harnbachmühle erstreckt sich entlang der Pegnitz und ist in weiten Teilen Landschaftsschutzgebiet. Vor acht Jahren wurde eine alte Mühlenscheune auf dem Gelände wieder aufgebaut. 70 Handwerker auf der Walz kamen damals zur Harnbachmühle und errichteten den Fachwerkbau neu – dabei setzten sie vor allem auf traditionelle Handwerkstechniken und zimmermannsmäßige Verbindungen (hier lesen Sie mehr darüber). Das Gebäude beherbergt seitdem Werkstätten und Veranstaltungsräume, doch dem Verein fehlte noch ein Gemeinschaftshaus. Wegen der fehlenden Genehmigung und Mittel konnte das auf dem Mühlenareal nicht gebaut werden.

Die Verantwortlichen des Vereins Mühlenkraft und die Wandergesellinnen und -gesellen des Schachtes Axt und Kelle machten in diesem Sommer daher aus der Not eine Tugend: Sie bauten innerhalb von elf Tagen vier Bauwagen, die zukünftig für Freizeiten und Veranstaltungen als Unterkünfte auf dem Mühlengelände dienen.

In Windeseile gezimmert

Seitens der Straßenverkehrsordnung gab es präzise Vorgaben an die Bauwagen: Die in Holzrahmenbauweise erstellten, fahrbaren Unterkünfte durften eine definierte Größe nicht überschreiten (5,20 x 2,54 x 2,55 m). Für die Handwerker waren die vorgegebenen Maße kein Problem. Vier Gesellen kümmerten sich um den Abbund der Wände und Bodenplatten. In traditioneller Holzrahmenbauweise zimmerten sie in Windeseile auf einem provisorischen Abbundtisch die ersten Bodenplatten mit den Maßen 4,9 x 2,3 m aus 6/8-Konstruktionsvollholz (KVH). Mit dem KMR -Wellennagler „3447“ ließen sich kraftschonend die stumpfen Verbindungen sichern. Die Rahmen für die Böden wurden mit einer Unterspannbahn und Rauspundbrettern versehen und später, nach der Montage, mit einer 80 mm dicken Holzfaserplatte gedämmt. Als Beplankung wählten die Bauwagenkonstrukteure 25 mm dicke OSB-Platten, die mit dem Kombi-Nagler „3718“ und dem Automatiknagler „3453“ (beide von KMR) mit G- und KG-Klammern befestigt wurden.

Nach dem Fertigstellen der Bodenplatten ging es an den Abbund der Wände von 4,9 m Breite und der kurzen Wände von 2,3 m Breite. Die Wände wurden aus 6/8-KVH auf 2,2 m Höhe gefertigt und mit 15 mm dicken OSB-Platten beplankt. Die Ausschnitte der Fenster und Türen wurden mit der Kappschienen-Säge „KSS 300“ von Mafell erstellt.

Richten der Aufbauten

Nun stand die Aufbereitung der landwirtschaftlichen Anhänger an, die zuvor als sogenannte Strohlader genutzt wurden: Diese wurden bis auf den Metallrahmen zurückgebaut. Der Rost von den Rahmen wurde entfernt und ein korrosionshemmender Anstrich aufgetragen. Die Unterkonstruktionen der Bauwagen wurden mit Gewindestangen verbunden. Dazu ließen sich mit der Mafell-Bohrstation „BST 650S“ exakte Durchgangslöcher erstellen. Die Bodenplatten wurden mit dem Mafell-Schlagbohrschrauber „ASB 18M bl“ kraftschlüssig mit Tellerkopfschrauben auf den Unterkonstruktionen verschraubt. Als nächstes stand die Montage und Dämmung der Wände an. Nachdem die Unterspannbahn und die Sparren für die Dächer befestigt waren, wurden von außen an die Wände die Konterlatten mit dem KMR „D-Kopf Gasnagler 3890“ mit 90 mm langen Ringnutnägeln angeschossen.

Verschalen der Bauwagen

Während die Wagen aufgebaut wurden, grundierte ein vierköpfiges Team die Sichtschalung aus heimischer Lärche. Parallel dazu fertigte ein zweites Team Eckstiele für die Wagen. Die Längsfräsungen zur Verzierung der Eckstiele wurden mit der Mafell-Oberfräse „LO 65 Ec“ erstellt. Und weiter ging’s: Konterlatten anschießen, Schalung und die Eckstiele montieren. Dabei wurden mit dem Akku-Rundmagazinschrauber „3383“ von KMR gearbeitet.

Tonnendächer aus je zwölf Sparren

Eine besondere Herausforderung war die Dachkonstruktion: Jedes Dach wurde aus zwölf Sparren in Bogenform mit einer Spannweite von 2,3 m konstruiert. Dazu wurden vorbereitend 6 cm dicke, aufgetrennte Kiefernbohlen in einer nahegelegenen Tischlerei abgerichtet und verleimt. Für das Ausarbeiten der gerundeten Sparren wurde anhand einer Zeichnung eine Schablone erstellt. Schnell und dennoch präzise sägten die Zimmerer mit der Handbandsäge „Z5 ec“ und der Stichsäge „P1 cc“ (Mafell) Sparren um Sparren aus den Kieferbohlen.

Nach dem Richten wurde an der Innenseite der Sparren eine Sanierungsbahn verlegt, die zuvor in den Langwänden zwischen Holzrahmen und OSB-Platten eingeklemmt wurde. Über der Sanierungsbahn wurden 4 mm dicke Sperrholzplatten von unten befestigt. Daran konnte im Anschluss das Dach mit einer Zwischensparrendämmung gedämmt werden. Nun musste nur noch die Unterspannbahn fest getackert und darüber Konterlatten und Schalbretter auf den Sparren montiert werden. Eine Arbeit, die bei schönem Wetter mit dem schlauchlosen Gasnagler „3890“ von KMR leicht von der Hand ging.

Die Ortgangbleche, Traufbleche und Rinnen wurden bei einem nahegelegenen Spengler gefertigt. Die gebogenen Ortgangbleche wurden zweiteilig ausgeführt: Zunächst wurde ein L-Profil aus 0,7 mm dickem Zinkblech gebogen und anschließend der Ortgang mit einem ausgeschnittenen Zinkblech überdeckt. Der Anschluss an die Traufbleche wurde nachträglich verlötet. Auf das Dach wurde abschließend eine Lkw-Plane (680g/m²) verlegt, die vollflächig mit einem Hybrid-Polymerkleber verklebt wurde.

Fenster und Türen aus Lärche

Parallel zu den Bauarbeiten auf dem Mühlenareal fertigten fünf Tischlerinnen und Tischler in einer nahegelegenen Tischlerei Fenster und Türen aus Lärchenholz. Besonderes Augenmerk wurde auf den barrierefreien Zugang und damit auf die Breite der Eingangstür gelegt. Die runden Fensterausschnitte der Türen sägten die Handwerker mit der Mafell-Stichsäge „P1 cc“ und dem Kreisschneideanschlag.

Mit Enthusiasmus, handwerklichem Geschick und mit Unterstützung der Elektrowerkzeuge und Zimmereimaschinen von Mafell sowie der Nagel- und Klammergeräte und Schrauber von KMR ging der Bau den 30 Gesellinnen und Gesellen fix von der Hand. Die Maschinen und Geräte stellten die Hersteller Mafell und KMR während der Sommerbaustelle leihweise zur Verfügung. Die Mitglieder des Vereins Mühlenkraft stellen jetzt, nach Abreise der Gesellinnen und Gesellen, noch den Innenausbau der Hotelzimmer auf Rädern fertig und bauen rollstuhlgerechte Terrassen.

Autor

Volker Simon ist Geschäftsführer der Agentur nota bene in Weinstadt und betreut die Firmen Mafell und KMR bei der Pressearbeit.

Schacht Axt und Kelle: Kollektiv mit eigenen Regeln

Der Schacht Axt und Kelle hat sich 1982 als Alternative zu den traditionellen Männerschächten (Gesellenvereinigungen) gegründet, um auch Frauen die Wanderschaft in einer Gesellenvereinigung zu ermöglichen. Während der Wanderschaft können die Gesellinnen und Gesellen im Kollektiv ohne Meister Baustellen angehen. Außerdem ist es den Mitgliedern erlaubt, anders als in anderen Schächten, selbstbestimmt und in Gruppen zu wandern. Die Reisezeit beträgt zwei oder drei Jahre und einen Tag. Die Mitglieder tragen im Gegensatz zu traditionellen Schächten keine Ehrbarkeit (Schlips), sondern einen Ohrring mit dem Schachtsymbol: Axt und Kelle vor aufgehender Sonne.

Der Schacht ist offen für Handwerkerinnen und Handwerker verschiedener Gewerke. Die meisten kommen aus Berufen des Baugewerbes. Beim Sommergesellentreffen (Sommerbaustelle) wird für Kost und Logis ein gemeinnütziges Projekt unterstützt, dieses Jahr der Bau von vier Bauwagen für den Verein Mühlenkraft.

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