Gebäude und Dächer des Karlshofs saniert
Sommerbaustelle des Schacht Axt und Kelle 2020Das Sommertreffen wird beim Schacht Axt und Kelle seit Jahrzehnten gepflegt. In diesem Jahr haben 30 Gesellinnen und Gesellen mit ihrem Wissen und ihrer Hände Arbeit für Kost und Logis bei einem Projekt in der Uckermark geholfen. Unterstützt wurden sie für die Dauer der Sommerbaustelle mit Elektrowerkzeugen von Mafell.
Unter sengender Hitze und begleitet von Abstands- und Hygieneregeln stand während der zwei Sommermonate Juli und August die Sanierung des Karlshofs in Templin an. Innerhalb von vier Wochen wurde das nahezu verfallene Quergebäude des Hofes wiederaufgebaut, Dach, Fenster und Scheunentore erneuert und das Dach des Gutshauses energetisch saniert.
Nachhaltige Lebensweise im ländlichen Raum
Der Karlshof ist der Vereinssitz des gemeinnützigen Vereins „Projektwerkstatt auf Gegenseitigkeit (PAG)“. Im Mittelpunkt der Arbeit des Vereins steht die Entwicklung von gesellschaftlichen Perspektiven im ländlichen Raum. Der Verein möchte die Eigeninitiative der Menschen durch die Verbindung von Landwirtschaft und Gartenbau, handwerklichen Tätigkeiten, Umwelt- und Naturpädagogik, politischer und gesellschaftlicher Bildungsarbeit sowie kulturellen Veranstaltungen fördern. Bei seinen Aktivitäten orientiert sich der Verein am Leitbild einer nachhaltigen Lebensweise. Der Karlshof bietet als Vereinssitz dafür zahlreiche Möglichkeiten. Auf mehreren Hektar Land betreibt der Verein eine partizipative, ökologisch angepasste Landwirtschaft und einen Bauerngemüsegarten. Dort können Vereinsmitglieder, aber auch Gäste, nachhaltige Landnutzungsformen und den artgerechten Umgang mit Pflanzen und Tieren kennenlernen. Darüber hinaus werden Seminare und Workshops zu nachhaltigem Bauen angeboten.
Quergebäude saniert: Mauern, Dach und Fenster
Das 10 x 13 m große Quergebäude in der Mitte des Hofes wurde in einer Komplettsanierung wiederbelebt. Der extrem schlechte Zustand des Bestandes stellte die Handwerker vor einige Herausforderungen. Zunächst trugen die Handwerker und Helfer das Geflecht aus mehreren aneinander geflickten Dachflächen mit Asbestplatten und die maroden Teile der gemauerten Mittel- und Vorderwand ab. Um die vormalige Höhe von 5 m wieder zu erreichen und ein gutes Auflager für das neue Dach herzustellen, wurden die nun fehlenden Wandteile durch neue Ständerwerke ersetzt. Für den Abbund verwendeten die Handwerker die Kappschienen-Säge „KSS 80 Ec / 370“ von Mafell.
Eine besondere Herausforderung beim Bau des neuen 11 x 14 m großen Daches waren die unterschiedlichen Dachneigungen auf der Vorder- und Rückseite des Gebäudes. Die neuen Sparren und Pfetten wurden mit den Handkreissägen „K 85 Ec“ und „MKS 185 Ec“ abgebunden. Mit der Oberfräse „LO 65 Ec“ wurden die Nuten für die Sparrenstellbretter gefräst.
Zimmerer, Schmied und Schlosser im Einsatz
Parallel zum Abbund und Richten des Dachstuhls gestaltete und baute ein Team vier neue Tore für die ehemaligen Garagen auf der Rückseite des Gebäudes, die nun landwirtschaftlich genutzt werden. Beim Ausklinken der Schlagleisten und beim Zuschnitt von Puzzle-Buchstaben kam die Stichsäge „P1cc“ zum Einsatz. Die Puzzle-Buchstaben wurden mit der Oberfräse gefast. Die Schmiede und Schlosser fertigten vor Ort die Beschläge der Tore.
Der große Raum in der vorderen Gebäudehälfte soll zukünftig als Gemeinschafts- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Dort baute ein Team ein Ständerwerk-Festverglasungs-Portal an der Giebelseite. In dieses ist eine aufgearbeitete Tür integriert.
Das neue Ständerwerk der dem Hof zugewandten Wand wurde mit einer Boden-Deckel-Schalung nach außen geschlossen. Diese wurde gestalterisch mit diagonalen Elementen unter Berücksichtigung des konstruktiven Holzschutzes geplant und gebaut. Die Schalungsbretter wurden zum Teil mit der Kappschienensäge „KSS 50 cc“ abgelängt (Schnitttiefe 50 mm) und mit dem Akkuschrauber „A10 M“ von Mafell befestigt. Abschließend wurde, nachdem alle Spenglerarbeiten abgeschlossen waren, mit Trapezblechen die neue Dachhaut ausgebildet.
In das Ständerwerk auf der Vorderseite des Gebäudes wurden die vor Ort gefertigten Fenster eingebaut und verleistet. Die Holzrahmeneckverbindung der Fenster wurde mit der neuen „Erika 85 ec“ erstellt. Die Glasleisten sägten die Handwerker mit dem Winkelqueranschlag auf Gehrung und passten sie in die Fensterflügel ein.
Energetische Sanierung des Dachstuhls von 1848
Das Dach des Gutshauses (24 x 9 m) mit dem 1848 aufgeschlagenen Dachstuhl wurde komplett ertüchtigt. Zunächst standen vorbereitende Maßnahmen wie die Entrümpelung, das Planen und Berechnen der statischen Lasten und der bauphysikalischen Herausforderungen einer energetischen Dachsanierung und das Verlegen eines OSB-Fußbodens an. Danach ging es ans Abtragen der alten Ziegel und den Abriss der Traglattung. Dabei wurde das komplette Dachgerippe freigelegt: Ein zweifacher, um 37° geneigter Pfettendachstuhl, bei dem die Kehlbalken im Sparrengebinde die Auflagerpunkte auf den Mittelpfetten bildeten. Die nach Süden ausgerichtete Längsseite des Hauses ist bei 17 m unterbrochen, schiebt sich um 2 m rechtwinklig nach vorne, wodurch sich die Neigung zum Hauptdach um drei Grad verflacht. Die Kehlbalken wurden ersetzt und auf zwei neue Mittelpfettenstränge mit Schrauben der Größe 8 x 280 mm kraftschlüssig verbunden. Der Akku-Bohrschrauber „A18 M bl“ leistete hier gute Dienste. Beim Abbund der neuen und individuellen 8/20er KVH-Sparren und 4/20er KVH-Kehlbalken arbeiteten die Gesellinnen und Gesellen mit der Handkreissäge „K 85 Ec“ mit 85 mm Schnitttiefe und der Stichsäge „P1 cc“ von Mafell.
Auf der nach Süden ausgerichteten Längsseite des Hauses drückten die Sparren auf 8 m in die Mauerkrone im Hauptdach und die oberen drei Reihen der Ziegel wurde um bis zu 15 cm nach außen verschoben. Um darauf eine Schwelle für die Aufschieblinge zu montieren und darauf ein Vordach zu erstellen, musste ein neuer Ringanker ausgebildet werden. Das Erneuern des Walmdachs auf der nach Osten ausgerichteten Giebelseite des Gebäudes wurde mit viel Fleiß und noch mehr Schnur fertiggebracht. Hierfür wurde die Handkreissäge für das Abbinden der zwei Gratsparren verwendet. 35 mm dicke Holzfaserdämmplatten verlegten die Zimmerer direkt auf die Sparren und fixierten sie mit den Konterlatten. Traufbleche, Kamineinfassungen, Regenrinne und ein Kehlblech im Dachbruch wurden von den Spenglern erstellt und hielten dem ersten Regen stand.
AutorVolker Simon betreibt die Agentur nota bene communications in Weinstadt und betreut die Firma Mafell bei der Pressearbeit.
Über den Schacht Axt und Kelle
Der Schacht Axt und Kelle hat sich 1982 als Alternative zu den traditionellen Männerschächten (Gesellenvereinigungen) gegründet, um Frauen die Wanderschaft in einer Gesellenvereinigung zu ermöglichen, sich während der Wanderschaft in Kluft politisch aktiv zu zeigen und im Kollektiv ohne Meister Baustellen anzugehen. Außerdem ist es den Mitgliedern erlaubt, anders als in anderen Schächten, selbstbestimmt und in Gruppen zu wandern. Die Reisezeit beträgt zwei oder drei Jahre und einen Tag. Die Mitglieder tragen im Gegensatz zu den traditionellen Schächten keine Ehrbarkeit (Schlips), sondern einen Ohrring mit dem Schachtsymbol: Axt und Kelle vor aufgehender Sonne. Der Schacht ist offen für Handwerkerinnen und Handwerker der unterschiedlichsten Gewerke. Die meisten schließen sich aus dem Bauhauptgewerbe an. Beim Sommergesellentreffen wird für Kost und Logis ein gemeinnütziges Projekt unterstützt.