Holzbausystem im Großformat

Die „Magnumboard“-Dach- und Wandelemente werden von Swiss-Krono-Lizenznehmern an fünf Standorten in Deutschland, Belgien und Frankreich hergestellt. Produziert werden die Holzbauelemente für eigene Kundenprojekte oder im Auftrag von Zimmereien und Holzbaubetrieben (mehr dazu lesen Sie im In­fokasten auf Seite 44). Zur Herstellung der „Magnumboards“ werden mehrere Lagen OSB-Platten miteinander verleimt und anschließend mit einem Druck von bis zu 400 t verpresst. Nach der Verleimung und Trocknung der OSB-Plattenschichten zu rohen Holzbauelementen folgt die Feinarbeit: Auf CNC-Fräsanlagen werden Ausschnitte für Fenster und Türen, Steckdosen, Leitungskanäle und Sanitäranschlüsse in den Holzbauelementen erstellt. So müssen die fertigen Dach- und Wandelemente auf der Baustelle nur noch platziert und miteinander verbunden werden. Sind auf der Baustelle doch noch Anpassungen nötig, lassen sich die „Magnumboards“ mit herkömmlichen Ketten- oder Handkreissägen zuschneiden. Anhängepunkte zum Abladen und Transportieren werden auf Wunsch werkseitig an der Oberseite der Holzbauelemente eingefräst. Eine stehende Anlieferung und Lagerung der „Magnumboards“ ist möglich.

Formaldehydfreie Verleimung

Für die Produktion der „Magnumboards“ werden ausschließlich OSB/4 EN 300-Platten von Swiss Krono in 2,81 m Breite und bis zu 18 m Länge genutzt. Die OSB/4-Platten von Swiss Krono sind mit dem Umweltzeichen Blauer Engel zertifiziert, außerdem liegen ein DIBt-Gutachten sowie ein Lebensmittelzertifikat für die Holzwerkstoffplatten vor. Die OSB-Platten werden unter Einsatz von formaldehydfreiem PU-Leim hergestellt. Der Leimanteil in den Platten beträgt dabei nur 3 bis 4 Prozent.

Die Verleimung der OSB-Platten in den „Mag­numboard“-Manufakturen ist zertifiziert über die ETA 13 – 13/0784. Mindestens drei und maximal zehn Lagen OSB/4-Platten können laut ETA zu „Magnumboards“ verleimt werden. So wird eine maximale Elementdicke von bis zu 250 mm erreicht. Die fertigen Dach- und Wandelemente weisen laut Hersteller ein sehr geringes Quell- und Schwindverhalten von 0,015 Prozent in Längsrichtung auf. Außerdem entstehen durch die großformatigen, langen OSB-Platten, die für die Herstellung verwendet werden, nur wenige Fugen in den fertigen Bauelementen.

Brandschutz

Die „Magnumboards“ kommen malerfertig und mit geschliffener Oberfläche auf die Baustelle. Sie können also direkt nach dem Einbau verputzt, tapeziert, gestrichen oder gefliest werden. Eine vorherige Beplankung mit Gipskarton- oder Gipsfaserplatten aus Brandschutzgründen ist in der Regel nicht nötig. Die Brandschutzeigenschaften der mehrlagigen OSB-Elemente richten sich nach ihrer Dicke. Eine fünf­lagige „Mag­numboard“-Wand in 125 mm Dicke beispielsweise erreicht ohne Dämmung die Brandschutzklassifizierung REI 60. Sie behält also im Brandfall ihre tragenden, raumabschließenden Eigenschaften bis zu 60 Minuten lang. Für eine „Magnumboard“-Decke ohne brandschutztechnische Bekleidung in 175 mm Dicke gibt der Hersteller eine Feuerwiderstandsklasse von F 90 B an.

Mehrgeschossiger Holzbau

Durch ihre Brandschutzeigenschaften lassen sich mit den „Magnumboards“ auch mehrgeschossige Holzbauprojekte umsetzen. Das erste mehrgeschossige Gebäude, das mit dem Holzbausystem von Swiss Krono gebaut wurde, steht in Lübeck. Dort wurde im Rahmen von Modernisierungsarbeiten an dem Seniorenpflegeheim „Quellenhof“ beschlossen, zwei bisher getrennte Gebäudeteile mit einem Neubau zu verbinden. Der Neubau umfasst auf einer Seite fünf und auf der gegenüberliegenden Seite sechs Geschosse. An der Hinterseite des Gebäudes gibt es zusätzlich ein Kellergeschoss (Souterrain), eine Seite des Gebäudes ist daher eine Etage höher als die andere. Das Souterrain und das Erdgeschoss wurden aus Stahlbeton errichtet. Bei den Wandkonstruktionen der vier oberen Etagen entschied man sich für „Magnumboard“-Elemente. Die Zwischendecken und Dachelemente wurden hingegen aus Brettsperrholz erstellt. Der hohe Vorfertigungsgrad der Dach- und Wandelemente sorgte dabei insgesamt für eine kurze Bauzeit. Dabei wurden die Elemente so vorgefertigt, dass sie genau in die Lücke zwischen den beiden bestehenden Gebäuden passten und den Zwischenraum schließen. Die ausschlaggebenden Argumente für das „Magnumboard“-System waren in diesem Fall eine kurze Bauzeit vor Ort und das geringe Gewicht der Bauelemente. Ein weiteres Beispiel für ein Holzbauprojekt, bei dem die „Mag-numboards“ zum Einsatz kamen, ist die Kita Rhönkinder-Haus in ­Poppenhausen, die Anfang 2020 eröffnet wurde. Die komplette Rohbaukonstruktion der Kita besteht aus „Magnumboard“-Elementen. Neben Wand- und Dachelementen wurden auch Zwischendecken und Treppen aus den mehrlagigen Holzbauelementen vorgefertigt. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Holzbauelemente konnte der Rohbau auch hier in kurzer Zeit und ohne Trocknungszeiten errichtet werden.

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau.