Sichere Montage und Wartung von Photovoltaikanlagen
Immer mehr Photovoltaikanlagen werden in Deutschland auf Dächern montiert. Dabei spielt die Sicherheit nicht immer eine entscheidende Rolle. „Oft denken Handwerker, dass der Aufbau eines Gerüstes viel zu zeitaufwendig und teuer ist“, sagt Achim Fachbach, Experte für Gerüste und fahrbare Arbeitsbühnen im Referat Hochbau bei der BG Bau. PV-Module werden stattdessen auf Leitern nach oben gebracht. Die Gefahr eines Absturzes ist dabei hoch.
Die BG Bau verzeichnet zunehmend Absturzunfälle im Zusammenhang mit der Montage und Reinigung von PV-Anlagen. Anlegeleitern für den Zugang zum Dach und nicht gesicherte Lichtkuppeln und Lichtbänder gelten hierbei als häufigste Unfallursachen. „Als Zugang zum Dach sind Leitern nicht geeignet, auch nicht für die Montage von Dachschutzwänden oder Absturzsicherungssystemen“, sagt Achim Fachbach.
Daher informiert die BG BAU regelmäßig über Absturzsicherungen, zuletzt auf der Messe Dach+Holz in Stuttgart. Dort wurden Gerüste und Auffangnetze gezeigt.
Durchtrittsichere Laufstege
Ein Auffangnetz gibt Sicherheit auf dem Dach. Auf der Messe Dach+Holz in Stuttgart zeigte die BG Bau Gerüste
Foto: Michaela Podschun
Bei der Montage von Photovoltaikanlagen auf Dächern müssen geeignete sichere Zugänge zum Dach, Absturzsicherungen an der Traufe und am Ortgang und Maßnahmen gegen Durchsturz bei Lichtkuppeln, Dachfenstern sowie Möglichkeiten für den sicheren Materialtransport vorhanden sein. „Ein Gerüst mit Treppe und Materialaufzug ist beispielsweise ein dafür geeignetes Arbeitsmittel“, so Achim Fachbach. Schutznetze, Schutzwände und Fanggerüste verhindern Abstürze. Auch mobile Arbeitsbühnen können das Montieren von PV-Anlagen erleichtern. Auf nicht tragfähigen Dacheindeckungen müssen immer durchtrittsichere Lauf- und Arbeitsstege mit Absturzsicherungen, wie beispielsweise Seitenschutzsysteme und Schutznetze, vorgesehen werden.
Bei der Montage von PV-Anlagen sind auch Vorkehrungen zu treffen, die eine Gefährdung von Personen und Schädigung von Sachwerten verhindern. Gefährdungen können auftreten, beispielsweise durch das Abladen von Lkw sowie Transport und Lagerung der Module auf der Baustelle oder ungesichertes Werkzeug. Zu den organisatorischen Maßnahmen zählen die Absperrung der Gefahrstelle mit einem Bauzaun oder die Abgrenzung eines Zuganges zum Gebäude. Auch die Lagerfläche der Module und des Werkzeuges muss vorab geplant werden. Bewohner und Besucher eines Gebäudes müssen über die anstehenden Arbeiten informiert werden.
Arbeitsschutzprämien
Verschiedene Arbeitsschutzprämien gibt es im Bereich Absturzprävention. Die BG BAU bezuschusst sichere Arbeitsmittel, wie Gerüste, Bau- und Gerüsttreppen oder Hubarbeitsbühnen (siehe: www.bgbau.de/praemien-absturzpraevention).
„Am sichersten ist es, am Boden zu bleiben“, sagt Achim Fachbach. Zur Reinigung von PV-Anlagen und Dachrinnen gibt es Stangensysteme (Poles) und rotierende Bürsten. Dachrinnensauger mit Kamera zeigen an, wo Verstopfungen sind, die zielgerichtet entfernt werden können.
Vereinbarung zur sicheren Installation von PV-Anlagen
Die BG Bau verzeichnet zunehmend Absturzunfälle. Gerüste können Leben retten
Foto: Michaela Podschun
Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) haben gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) sowie der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) eine wegweisende Vereinbarung zur Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern unterzeichnet. „Wenn E-Handwerker bei der Montage von PV-Anlagen schwer verletzt werden, handelt es sich fast immer um Absturzunfälle. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Vereinbarung auch klare Regeln zur Absturzsicherung enthält. Nur mit einer Absturzsicherung, also zum Beispiel mit Arbeits- und Schutzgerüsten, dürfen E-Handwerker auf Dächern arbeiten. Dabei sind die Arbeitsanweisungen für die Benutzung der Gerüste zu beachten. Die Musterarbeitsanweisung, die Bestandteil dieser Vereinbarung ist, ist eine gute Hilfestellung für die Betriebe“, macht Jörg Botti, Hauptgeschäftsführer der BG ETEM, deutlich.
Michael Kirsch, Hauptgeschäftsführer der BG Bau, erklärt: „Mit der Vereinbarung haben wir klargestellt, dass Dachdeckerbetriebe unter bestimmten Voraussetzungen elektrotechnische Arbeiten an PV-Anlagen durchführen dürfen. Des Weiteren wurden Anforderungen an das Arbeiten in der Höhe festgeschrieben. Für alle Gewerke gilt: An PV-Anlagen auf Dächern darf nur gearbeitet werden, wenn Absturzsicherungen wie Arbeits- und Schutzgerüste vorhanden sind.“
Bestandteile dieser Vereinbarung sind eine Musterarbeitsanweisung für die Benutzung von Arbeits- und Schutzgerüsten sowie Schulungsanforderungen für eine elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) für PV-Anlagen. Die Teilnahme an dieser Fortbildung ist Voraussetzung für elektrotechnische Arbeiten für Dachdecker im Sinne dieser Vereinbarung. Siehe auch: www.bgbau.de/solaranlagen
Autorin
Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.