Zwei auf einen Streich

Der „normale“ Einbau eines Fensters in ein Flachdach mit Bitumen-Schweißbahn zählt für den Dachhand-
werker schon fast zur Routine. Kundenwünsche, wie ein Einbau von zwei direkt nebeneinanderliegenden Flachdach-Fenstern in ein Dach mit Bitumen-Schweißbahnen, sind aber eine besondere Herausforderung.

Lichtkuppeln im Flachdach galten früher in der Regel als kaum energieeffizient und optisch wenig ansprechend. Seit moderne Lösungen wie das Flachdach-Fenster angeboten werden, die sowohl durch hohen Wärmeschutz als auch mit einer ansprechenden Optik im Innenraum überzeugen, entschließen sich Bauherren immer häufiger für mehr Licht und Luft unter ihren Dächern. Der Einbau von Lichtkuppeln in flache oder flach geneigte Dächer mit Bitumen-Schweißbahnen zählt damit schon fast zur Routine. Doch wie geht der Handwerker mit speziellen Kundenwünschen wie der Platzierung von zwei direkt nebeneinanderliegenden Flachdach-Fenstern um? Schließlich ist hier der gemäß Flachdachrichtlinie empfohlene Mindestabstand von 50 cm zwischen den Außenkanten der Aufsetzkränze der beiden Fenster unterschritten. Eine dauerhafte, dichte Anbindung zwischen den Fenstern nur mit Bitumen-Schweißbahnen zu gewährleisten, ist nahezu unmöglich. Da die sichere Abdichtung des Fensters gegen Feuchtigkeit zu den elementaren Schritten der Montage gehört, muss hier eine andere Lösung realisiert werden: Die zusätzliche Anbindung an das Dach mit leicht formbaren Vliesen und die Verwendung von Flüssigkunststoff, der alle Bereiche auf dem Flachdach sicher erreicht.

Anschließen der Abdichtungsbahnen

Zunächst beginnt es wie bei einem normalen Einbau. Die erforderlichen Dachausschnitte werden angelegt – die Größe hierfür ergibt sich aus der Typenbezeichnung des Flachdach-Fensters. So muss der Handwerker etwa beim Velux-Flachdachfenster CVP 060090 ein Dachausschnitt von 60 x 90 cm wählen. Die Brettschalung wird in den entsprechenden Maßen mit der Stichsäge ausgeschnitten. Im nächsten Schritt wird der Aufsetzkranz jeweils komplett mit Flügel, aber ohne Kuppel, mit der werkseitig angebrachten Schutzfolie auf der Dachöffnung platziert. Der Dachhandwerker sollte den Aufsetzkranz  möglichst frühzeitig vollflächig mit einem Bitumenvoranstrich versehen, damit der Anstrich zum nächsten Arbeitsschritt vollständig durchgetrocknet ist.

Anschließend wird die erste Abdichtungslage (Zwischenlage) aus Bitumen-Schweißbahnen bis an den Aufsetzkranz herangeführt und dort sowie auf der Dachfläche verklebt. Hierbei und ebenso bei allen folgenden Schweißarbeiten sollte der Handwerker eine direkte Beflammung des Aufsetzkranzes möglichst vermeiden. Die seitlichen Überdeckungen und Ecken werden nun fachgerecht verschweißt. Die gleichen Schritte für die Herstellung der Zwischenlage wiederholen sich für das zweite Fenster.

Sichere Anbindung mit Flüssigkunststoff

Vor Auftragen des Flüssigkunststoffes wird rund um die beiden Fenster auf den bereits verlegten Bitumen-Schweißbahnen mit Abklebeband quasi eine Art Rahmen aufgeklebt und so ein optisch sauberer Übergang sichergestellt. Wenn laut Herstellerangabe für die Abdichtung in Verbindung mit Vlies eine Grundierung empfohlen ist, sollten Dachhandwerker folgende Schritte berücksichtigen: Die Grundierung zunächst entsprechend der Angabe vorbereiten, dann in einen sauberen Eimer geben und von Flachdach-Fenster- Oberkante bis zur Abklebung auf den Bitumen-Schweißbahnen mit einem Pinsel dünn auftragen. Dabei ist zu beachten, dass die Trocknungszeit je nach Hersteller variiert.

In der Zwischenzeit werden die Vliesstreifen für alle vier Seiten zugeschnitten und bereitgelegt. Im Anschluss wird der Flüssigkunststoff für die Abdichtung vorbereitet. Da der Flüssigkunststoff sehr schnell trocknet, sollten einerseits Verunreinigungen am Flügel mit Wasser und Lappen sofort entfernt und andererseits nicht alle Seiten auf einmal behandelt werden. Der Anstrich und die Verarbeitung des Vlies erfolgt jeweils Seite für Seite. Dazu je eine Lage Vlies von Oberkante Flachdach-Fenster bis zur Abklebung auf den Bitumen-Schweißbahnen anbringen und überstehendes Material an den Ecken abschneiden. Nachdem dies an allen vier Seiten – beziehungsweise insgesamt acht Seiten – erfolgt ist, den Flüssigkunststoff nochmal auf den mit Vlies bestückten Flächen satt auftragen. Im Anschluss kann das Abklebeband wieder entfernt werden. Nachdem nun alle Abdichtungsarbeiten abgeschlossen sind, können auch die Schutzfolien von Aufsetzkranz und Lichtkuppel entfernt werden. Die Kuppel lässt sich dann mit den vormontierten Knebelschrauben einfach auf dem Aufsetzkranz befestigen, womit die Montage des Flachdach-Fensters abgeschlossen ist.

Elektrische Variante

Für die elektrisch betriebene Variante des Flachdach-Fensters CVP sind nur wenige Handgriffe mehr erforderlich: Hier wird noch der Regensensor an der vorbereiteten Position am Aufsetzkranz eingeklickt. Der Rest wird von innen erledigt. Als Zubehör zum elektrischen Fenster gibt es das Netzkabel sowie eine Box mit der Fernbedienung und der Bedienungsanleitung. Die Box erhält der Benutzer. Das Netzkabel wird an eine 230 V-Steckdose angeschlossen, so dass der Dachdecker unmittelbar nach der Montage eine Funktionsprobe durchführen kann. Dafür wird die kleine Abdeckklappe auf der Innenseite des Aufsetzkranzes entfernt und der dahinter liegenden Resetknopf mit einem spitzen Gegenstand, zum Beispiel einem Kugelschreiber, betätigt. Das Fenster öffnet dann kurz und schließt wieder. Mit dieser einfachen Funktionsprobe hat der Dachhandwerker die Gewähr, das Fenster in funktionsfähigem Zustand zu übergeben. Die Abdeckkappe wird anschließend wieder eingesetzt.

Fazit: Die Kombination von zwei Flachdach-Fenstern ist möglich

Auch ungewöhnliche Einbausituationen wie zwei direkt nebeneinander platzierte Flachdach-Fenster sind realisierbar. Jedoch sollte der Dachhandwerker dann prüfen, wie er den Anschluss an das Dach dauerhaft sicher herstellen kann – in diesem Fall unter der Verwendung von Vlies und Flüssigkunststoff. Nach erfolgter Montage sollte der Dachhandwerker insbesondere bei dieser Vorgehensweise zudem auf die Notwendigkeit einer regelmäßigen Kontrolle und Wartung des Flachdachs hinweisen, um beispielsweise Laub- oder Moosansammlungen und somit nachfolgende Undichtigkeiten zu vermeiden.

Autor

Stephan Martens arbeitet bei der Velux Deutschland GmbH im technischen Kundendienst. Er ist verantwortlich für technische Belange in den Bereichen Flachdach-Fenster und modulare Oberlicht Systeme.

Mit Vlies und Flüssigkunststoff wird eine dauerhafte und dichte Anbindung an das Dach hergestellt

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