Dacheinstürze vermeiden mit Sensortechnik, die Leckagen aufspürt
Die Kombination von Schneelast und stehendem Wasser birgt für Flachdächer gerade im Winterhalbjahr durch die erhöhte Dachlast Gefahren. Immer öfter schreiben Bauträger die Dachkontrolle als Standard in die Ausschreibungstexte. Wir stellen ein System vor, das Sensortechnik nutzt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Um die Tragsicherheit von Gebäuden zu gewährleisten, sind regelmäßige Dachkontrollen notwendig
- bei einer Leckage kann Wasser in der Dämmebene stehen, eine zusätzliche Last für das Gebäude
- mit Sensorsystemen im Dach lässt sich zerstörungsfrei das verbaute Material überprüfen
- die Sensoren von Hum-ID funktionieren kabellos und lassen sich auch nachträglich einbauen
- mit einem Lesegerät überprüft man von außen, ob die Sensoren nass sind oder nicht, quasi im Vorübergehen
Egal ob Verwaltungsgebäude, Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder, Sport- und Veranstaltungshallen oder Stadien: Die Verantwortung für die Stand- und Verkehrssicherheit des Bauwerks liegt stets beim Bauherrn oder beim Bauwerkseigentümer/-betreiber. Das gilt auch für Fabrikgebäude, Einkaufszentren und Gewerbeimmobilien.
Auch gewerbliche Bauten betroffen
Eine Richtlinie regelt sehr genau, in welcher Form und in welchem Umfang das Tragwerk im Sinne der Bauwerksicherheit kontrolliert werden soll. Im Vorteil sind diejenigen, die mit integriertem Dachmonitoring vorgesorgt haben.
Von der Richtlinie 6200 sind deutlich mehr Dächer betroffen, als viele denken. Weil sich tragische Ereignisse wie in Bad Reichenhall 2006 mit einer klar geregelten Kontrolle der Standsicherheit vermeiden lassen, hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) schon 2010 eine Richtlinie erlassen. Sie macht klare Vorgaben für viele Flachdach-Bauten und hat zum Ziel, Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben und so die bauwerkliche Sicherheit des Tragwerks von Gebäuden je nach Art und Größe zu gewährleisten.
„Unsichtbares“ Wasser macht Probleme
Gerade im Winterhalbjahr kommt dem Dachmonitoring besondere Bedeutung zu. Sichtbare Schneemassen auf dem Dach können bei Bedarf beseitigt werden. Im Falle einer Leckage steht aber „unsichtbares Wasser in der Wärmedämmung – und bleibt unentdeckt. Schon bei 7,5 cm „unsichtbarem“ Wasser im Dachaufbau ist die Lastreserve erreicht. In der Kombination mit Schnee werden die Flächen extrem belastet und können im schlimmsten Fall zum Einsturz des Daches führen.
Regelmäßige Begehungen alle 2 bis 3 Jahre
Um derartige Gefahren frühzeitig zu erkennen, fordert die Richtlinie des VDI regelmäßige Begehungen durch den Eigentümer und genaue Inspektionen durch fachkundiges Personal.
Bei der Festlegung von Art und Umfang der erforderlichen Überprüfungen werden Bauwerke in drei Schadensfolgenklasse unterteilt. Gebäude, in denen sich große Menschenmengen versammeln, zählen zur höchsten Gefährdungsklasse. Aber schon zur Schadensfolgeklasse 2 zählen – unabhängig von der Nutzung – alle baulichen Gebäude und Gebäudeteile mit Stützweiten größer als 12 Meter und/oder mit großflächigen Überdachungen. Somit fallen fast alle mittleren und größeren Industrie- und Gewerbebauten, Produktionsstätten sowie auch viele Büro- und Gewerbegebäude in die Schadensfolgekategorie CC2. Für all diese Gebäude ist eine Begehung alle 2 bis 3 Jahre Pflicht, eine genaue Inspektion sollte mindestens alle vier Jahre erfolgen. Reichen hier die so genannten „handnahen“ Überprüfungen für ein zweifelsfreies Urteil der Tragwerksicherheit nicht aus, müssen auch zerstörerische Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Das bedeutet: Hohe Kosten zum Beispiel für Dachöffnungen – ohne die Gewissheit, dass sich der Einsatz gelohnt hat.
Kontrollsysteme sind mittlerweile die Regel
Zerstörerische Maßnahmen zur Materialkontrolle sind planungs- und kostenintensiv. Und doch bleibt vielen Betreibern von Gebäuden ohne eingebauten Prüfsystemen keine andere Wahl. Weil die Budgets für die Instandhaltung immer knapper kalkuliert werden, gehören Kontrollsysteme, mit denen komplett zerstörungsfrei das verbaute Material überprüft werden kann, in den Ausschreibungen bei Flachdach-Neubauten mittlerweile zur Regel. Dass auch bei großflächigen Instandhaltungsmaßnahmen auf sensorgestützte Überprüfungen gesetzt wird, zeigt das Beispiel IKEA in Düsseldorf (siehe Kasten unten).
Die Sensoren, die Nässe und stehendes Wasser detektieren, sind kabel- und batterielos. Das macht das Nachrüsten – gerade bei großflächigen Sanierungen von Industrie- und Einzelhandelsdächern – einfach, da keine speziellen Kabel zwischen den einzelnen Messpunkten verlegt werden müssen. Die Sensoren von HUM-ID setzen auf den berührungslosen Übertragungsstandard RFID (Radio Frequency Identification), der beispielsweise auch zum Auslesen von Informationen in Reisepässen zum Standard geworden ist.
Moderne Technik unterstützt den Handwerker
Mit einem Lesegerät werden die zuvor in die Wärmedämmung eingebrachten Sensoren in Sekundenbruchteilen nach ihrem Status abgefragt. Auch durch mehrere Dachschichten hindurch melden die Chips, ob sie nass oder trocken sind. Beim Sanierungsprojekt in Düsseldorf wurde jede zweite Dämmplatte mit einem Sensor versehen.
AutorDaniel Bochow betreut als Marketing Manager die Pressearbeit der Hum-ID GmbH in Berlin.
Für viele Gebäude ist eine Begehung alle zwei bis drei Jahre Pflicht
Sensorbasierte Dachkontrolle bei IKEA
Für seine heute bundesweit über 50 Einrichtungshäuser gehört auch die wirtschaftliche Instandhaltung der Gebäude zu einer der zentralen Herausforderungen für das Unternehmen. Tausende Quadratmeter Dachfläche stehen turnusmäßig jedes Jahr zur Sanierung an. Dabei setzt das Unternehmen auf modernes Dachmonitoring, das den Sanierungserfolg direkt kontrollierbar macht und mit dem das Dach auch nach Abschluss der Instandhaltungsmaßnahmen zuverlässig auf Nässe und stehendes Wasser untersucht werden kann. Für den Standort in Düsseldorf kam im Mai 2017 erstmals die sensorbasierte Dachkontrolle vom Hersteller HUM-ID zum Einsatz – und ist seitdem fester Bestandteil der Ausschreibungsunterlagen.