Automatisierter Fertigungsprozess

Stephan Küng, Geschäftsführer der Küng Holzbau AG, hatte 2006 die Vision, Häuser aus massivem Holz ohne Leim, chemische Baustoffe und Metall zu bauen. Diese Vision hat er konsequent mit dem Vollholz-System „Holzpur“ umgesetzt. Das Holz für die Wand- und Deckenelemente des „Holzpur“-Systems wird in der Schweiz, zumeist im heimischen Kanton Oberwalden, in Hochwäldern eingeschlagen – vor allem im Dezember und Januar, wenn die Bäume am wenigsten Saft enthalten und auch nicht von Pilzen und Schädlingen befallen werden. Das Mondholz, das in der Weihnachtszeit kurz vor Neumond eingeschlagen wird, gilt als besonders haltbar und stabil.

Fertigung der Vollholzelemente in der Werkhalle

In der neuen Werkhalle 1 der Küng Holzbau AG in Alpnach Dorf, mitten in den Schweizer Alpen, werden mit dem Bearbeitungszentrum „Technowood TW-Mill E 4000 2U“ die Elemente für das Vollholz-System „Holzpur“ hergestellt. Für die nahezu vollautomatische Deckenfertigung ist die Anlage mit „Autotec“- Geräten von BeA bestückt. Die leimfreien Brettstapelelemente werden mit statisch aussteifenden „Funderplan“-Platten oder mit Gipsfaserplatten von Fermacell beplankt. Die „Funderplan“-Platten werden mit einem „BeA Autotec Jumbo-Coilnagler 45-90“ mit magazinierten BeA-Nägeln (50 mm Länge) im Abstand von 8 cm fixiert. Bereiche, die aufgrund der materialsparenden Verarbeitung der Beplankung nicht automatisiert befestigt werden können, werden händisch mit dem BeA-Nagler „14/65-830 C“ befestigt. Mit dem Gerät „BeA Autotec“ mit Wechselkassette („SL TRC3C K 155/25-65“) werden die Gipsfaserplatten mit Klammern der Type 155 (50 mm Länge) im Abstand von 8 cm befestigt.

„Die ‚Holzpur‘-Philosophie steht für Gebäude ohne Metall, Leim und chemische Baustoffe. Bei Metallklammern für die Befestigung der Beplankungen machen wir eine Ausnahme“, erklärt Peter Odermatt, Leiter der Abbundtechnik bei der Küng Holzbau AG. Das Unternehmen hat sich statt der häufig verwendeten OSB3-Platten in der Vorfertigung für die „Funderplan“-Platten von Fundermax entschieden. Diese Holzfaserplatten werden im Nassverfahren hergestellt. Während des Herstellungsprozesses wird das holzeigene Lignin gelöst und fungiert damit als Kleber und natürliches Bindemittel.

„Aufgrund des besonderen Herstellungsverfahrens haben wir bereits zu einem früheren Zeitpunkt zusammen mit dem Hersteller die Auszugwerte bei der Befestigung von magazinierten Nägeln getestet. Diese entsprechen den Anforderungen“, sagt Manfred Dabrunst, Vertriebsleiter der BeA-HVV AG, einem Unternehmen der BeA-Gruppe. Manfred Dabrunst hat Peter Odermatt bei der Auswahl des geeigneten „Autotec“-Gerätes für die Anlage von Technowood beraten und bei der Inbetriebnahme unterstützt. „Es ist gut zu wissen, einen Experten an der Seite zu haben, der die Anwendungen und die Materialeigenschaften kennt“, sagt Peter Odermatt.

 Vollautomatischer Fertigungsprozess

Die Wand- und Deckenelemente des „Holzpur“-Systems werden bei Küng Holzbau in einem vollautomatischen Prozess kreuzweise auf dem Produktionstisch geschichtet, dabei werden bereits Öffnungen für Türen und Fenster ausgespart. Mit einem CNC-gesteuerten Dübelportal werden bei den Kreuzungspunkten der Bretterlagen die Dübellöcher gebohrt und die Dübel aus Buchenholz präzise eingepresst. Das Bearbeitungscenter fräst anschließend die Konturen, Aussparungen für Leitungen und Steckdosen und kalibriert die Elemente.

Fußbodenheizung ohne Wärmeleitbleche

Die „Holzpur“-Deckenelemente dienen auch als Untergrund für das unternehmenseigene Fußbodenheizungssystem „Lignotherm“. Die Heizungsrohre werden in die Ausfräsungen der Nut- und Feder-Bretter aus Buchenholz verlegt. Aufgrund der guten Speicherkapazität des Systems in Kombination mit den selbst hergestellten Massivholzbodendielen werden keine Wärmeleitbleche benötigt.

Die Innenseiten der „Holzpur“-Wandelemente werden feingeschliffen oder für eine strukturierte Oberfläche gebürstet. Entsprechend der verschiedenen Wandaufbauten wird die Holzfaserdämmung und, bei der Variante mit Fassadenputz, die Putzträgerplatte mit handgeführten Druckluftnaglern befestigt. „Die automatische Befestigung ist nicht nur schneller, sondern auch exakter und entlastet die Mitarbeiter“, sagt Manfred Dabrunst. Gegenwärtig werden bei der Küng Holzbau AG etwa 30 Gebäude im Jahr gefertigt, neben Wohngebäuden auch gewerbliche, landwirtschaftlich und öffentlich genutzte Gebäude.

Volker Simon ist Inhaber der PR-Agentur nota bene communications in Weinstadt.