Zimmerer zeigt den Bau einer Hühnerpagode
SWR-Filmteam begleitet Friedrich Dippon bei seiner Arbeit
Mit der Serie „Handwerkskunst“ möchte der SWR traditionelles Handwerk erfahrbar machen. Als Zimmerermeister Friedrich Dippon eine Anfrage für die Sendung erhielt, sagte er kurzerhand zu. Das Vorführobjekt war der Bau einer Hühnerpagode – die Dreharbeiten gestalteten sich allerdings aufwendig.
Der Südwestrundfunk (SWR) hat mit der Serie „Handwerkskunst!“ einen Nerv getroffen. In der Serie stellt der SWR Handwerker aller Couleur dabei vor, wie sie in ihrem Fach etwas Alltägliches, aber auch Besonderes anfertigen. In der ARD-Mediathek sind unter dem Stichwort „Handwerkskunst“ etliche Beiträge der Serie zu finden. Spezifisch für das Dachdecker- und Zimmererhandwerk gibt es zum Beispiel die Beiträge „Wie man ein Dach mit Schiefer deckt“ oder „Wie man einen Dachstuhl zimmert“. Die Sendereihe „Handwerkskunst!“ wurde vom SWR als Gegenentwurf zum zeitgenössischen Fernsehen entwickelt. Das 45-Minuten-Format zeigt in langen, ruhigen Einstellungen, wie ein Werkstück entsteht. Die Atmosphäre und Geräusche des Handwerks sollen für sich stehen.
Die Sendereihe möchte Verständnis dafür wecken, wieviel harte Arbeit, Zeit und Erfahrung ein Werkstück erfordert, wie die alltäglichen und besonderen Dinge entstehen, deren Form und Funktion über Jahrhunderte von Handwerksmeistern und -meisterinnen zur Perfektion gebracht wurden. Im Laufe der Jahre entwickelte sich „Handwerkskunst!“ auf verschiedenen Kanälen zu einem erfolgreichen Doku-Format.
Im April 2021 war Zimmerer Friedrich Dippon aus Beutelsbach in der SWR-Serie zu sehen. Der Zimmerermeister und Restaurator im Handwerk, der seit dem Jahr 2000 seinen eigenen Zimmereibetrieb führt, zeigte in der 45-minütigen Dokumentation, wie man ein aufwendiges Hühnerhaus aus Holz fertigt. Dippon lebt in dem malerischen Ort Beutelsbach (Weinstadt) in der Nähe von Stuttgart und hat schon vieles aus Holz gebaut, etwa den „Fern-Sehen“-Turm in Kleinheppach oder ein Tiny House im Rahmen der Remstal Gartenschau – aber einen Hühnerstall hatte er bislang noch nicht gebaut.
„Die Idee kam nicht von mir, sondern wurde vom SWR gesetzt“, erzählt Friedrich Dippon, „und das hat dann natürlich meinen Ehrgeiz geweckt.“ Denn ein gewöhnliches Hühnerhaus, sagt Dippon, könne ja schließlich jeder bauen. Es sollte aber nicht irgendein Bretterverschlag sein. „Uns im Betrieb ist Gestaltung wichtig, es soll etwas Schönes entstehen“, sagt der Zimmerermeister. Schaut man auf die Referenzen des Betriebs aus Weinstadt, so kann man diese Aussage noch besser verstehen. Denkmalgeschützte Bauten, aber auch besondere Neubauten sind auf der Internetseite als Referenzen aufgeführt (siehe: https://holzbau-dippon.de/home.html)
Herrschaftliche Schlaf- und Brutstätte für Hühner
Gesagt getan – so wurde das Hühnerhaus also kein Bretterverschlag, sondern eine fast schon herrschaftliche Schlaf- und Legestätte für den stolzen Hahn und sein gefiedertes Gefolge chinesischer Zwerghühner. Die Idee für das Pfahlhaus mit seinem Pagodendach hatte Dippon selbst, Unterstützung bekam er von einem jungen Mann, der begeistert Hühner züchtet. „Max ist der Sohn eines Jugendfreundes von mir und begeistert von Hühnern“, sagt Friedrich Dippon. Die Leidenschaft für Hühner und die Leidenschaft für das Handwerk konnten sich so ergänzen. Licht, Luft und Wärme braucht es im Hühnerstall, damit die Hennen gerne und regelmäßig Eier legen. Mit einer Hühnerleiter und einer Schiebelade, die abends geschlossen wird, sind die Hühner nachts sicher vor Dachs, Fuchs und Marder.
Drehtage gestalteten sich herausfordernd
Doch was eigentlich als dreitägige Arbeitsaufgabe gedacht war – so lange hatte Friedrich Dippon für die Hühnerpagode kalkuliert – entwickelte sich zu einem 14tägigen Drehmarathon. Fast täglich begleitete das vierköpfige Film-Team im vergangenen September Friedrich Dippon und seinen Helfer Max Burchard, auch am Wochenende. Jeder Handgriff wurde mehrfach aus verschiedenen Kameraperspektiven gefilmt – von der ersten Handskizze über den Aufriss, den Abbund, bis letztlich zum Aufrichten. „Das war ein Full-Time-Job“, erinnert sich Dippon an die aufwendigen Dreharbeiten bis in die Abendstunden und am Wochenende, „und es war gleichzeitig mein Sommerurlaub, hat aber trotzdem Spaß gemacht.“ Friedrich Dippon sagt das und man spürt eine gewisse Ironie in seiner Stimme. „Einmal haben wir eine Szene gedreht, da sollte ich das Werkzeug weglegen und Feierabend machen. Sieben Mal haben die das gedreht, ich bin am Ende dann wirklich weggelaufen“, sagt Dippon.
Nervenaufreibend sei auch gewesen, den zwölfköpfigen Zimmereibetrieb nebenbei am Laufen zu halten: „Ich habe ein super Team, das hat gut geklappt, trotzdem musste ich die Arbeitsaufgaben jonglieren.“ Weshalb Friedrich Dippon als Gast der Serie „Handwerkskunst“ ausgewählt wurde, weiß er selbst nicht, vermutet aber: „Ich bin ganz gut vernetzt, vielleicht lag es daran.“ Die Premiere des Films im TV konnte Friedrich Dippon zwar nicht mitverfolgen, aber hat die Sendung – wie tausende andere auch – dann später in der Mediathek gesehen. Später sei er oft auf die Sendung angesprochen worden. „Das Ergebnis ist richtig gut geworden“, findet Dippon, „in der Sendung wird gutes Handwerk gezeigt.“
AutorenVolker Simon betreibt die Agentur nota bene communications in Weinstadt und kennt Friedrich Dippon als Handwerker aus der Region. Rüdiger Sinn ist Journalist und freier Mitarbeiter der Zeitschrift dach+holzbau.
Bau der Hühnerpagode: Beitrag im Netz
Zu sehen ist der Bau der Hühnerpagode im Film „Wie man ein Hühnerhaus zimmert“ aus der Reihe „Handwerkskunst!, der Film ist in der ARD-Mediathek und auf Youtube abrufbar.