Spannungsfreie Dachentwässerung

Nachträglicher Einbau von Rinnen-Dilatation in bestehende Dachrinnen

Fehlende Bewegungsausgleichselemente bei der Dachentwässerung eines Wohnhauses waren die Ursache für gerissene Rinnenwinkel. Mit geringem Aufwand und einer „Universal-Rinnen-Dilatation“ von Grömo ließ sich der Fehler beheben. Dennoch hätte die Sanierung vermieden werden können.

Der letzte Regen brachte es zutage: Aus der Dachrinne tropfte Wasser. Für den Eigentümer des Wohnhauses im Allgäu war das eine unliebsame Überraschung, war die Dachentwässerung doch schon einmal erneuert worden. Allerdings nicht fachgerecht, wie Spenglermeister Christian Unsin von der Spenglerei Unsin GmbH & Co. KG aus Aitrang schnell erkannte. Nach Begutachtung der Anlage und des entstandenen Schadens gab es für den Spenglermeister nur eine Ursache: Bei der Erneuerung der Entwässerungsanlage waren keine Bewegungsausgleichselemente verbaut worden. Das hatte zu einem Ermüdungsbruch der Rinnenwinkel geführt (siehe Foto oben). Der Spenglermeister empfahl daher eine rasche Sanierung, bei der Teile der Dachentwässerung instandgesetzt und die ursprünglichen Fehler behoben werden sollten.

Zerreißprobe für Metalle

Aber was genau hatte zu dem Problem geführt? Das Walmdach des Hauses verfügt über Trauflängen von 16,10 m und 14,70 m. Die Rinnen sind an zwei Ecken jeweils über Rinnenwinkel miteinander verbunden. Einhangstutzen leiten das Wasser auf der langen Traufseite in das Fallrohr ab.

Nun ist es ja kein physikalisches Geheimnis, dass sich Metalle bei Erwärmung ausdehnen und bei Abkühlung wieder zusammenziehen. Im Dachbereich herrschen aber in der Regel Temperaturen zwischen -20 °C und +80 °C – für das Metall ist das eine Zerreißprobe. Für das beschriebene Gebäude ergab sich bei einem Ausdehnungskoeffizienten für das verarbeitete Titanzink von 0,022 mm/mK und einer Temperaturdifferenz von 100 K eine rechnerische Längenänderung von 35,4 mm beziehungsweise 32,3 mm. Diese Längenänderungen kann eine Regenrinne nicht ohne Weiteres ausgleichen. Die Folge sind Spannungen in der Rinne, die – wie hier bei den Rinnenwinkeln – zu einem Ermüdungsbruch führen können. Je höher die Belastungsdauer und je größer die Belastungsintensität, desto früher tritt der Bruch ein.

Strenge Werte

Eingebaute Bewegungsausgleichselemente, die die Rinne in vorgegebenen Abständen unterbrechen und so die Spannungen abfangen, lassen es nicht zum Bruch kommen. Spätestens alle 15 m muss nach Herstellerangaben eine Rinnen-Dilatation in einer Dachrinne aus Zink, Kupfer oder Edelstahl verbaut werden. Sind Außenecken oder Rinnenanfänge im Spiel, gilt der halbe Richtwert (max. 7,5 m); bei Innenecken muss mit einem Viertel des Richtwertes (maximal 3,75 m) geplant werden. Diese von Herstellern angegebenen Werte sind strenger als das Regelwerk.

Für die Sanierung der Dachrinnen des Hauses im Allgäu stand zunächst die Überlegung im Raum, die Risse in den Rinnenwinkeln zu löten. Die Rinnenwinkel waren aber durch die thermischen Ausdehnungsbewegungen bereits so verfestigt, dass trotz verbauter Bewegungsausgleichselemente weitere Risse neben den überlöteten Schadensstellen nicht ausgeschlossen werden konnten. Die gerissenen Rinnenwinkel sollten daher ausgetauscht und nachträglich Bewegungsausgleichselemente eingebaut werden. Dabei nutzte Spenglermeister Christian Unsin die „Universal-Rinnen-Dilatation“ von Grömo.

Keine Spannungen

Die Rinnen-Dilatation von Grömo besteht aus einem drei Meter langen Gummi mit Wellenprofil, der sich auf die passende Rinnengröße zuschneiden und in halbrunde Rinnen einkleben lässt. Der Ziehharmonikaeffekt ermöglicht einen Längenausgleich und führt dadurch zur Spannungsentlastung in der Rinne. Der gewellte Dilatationsbereich des EPDM-Gummis gleicht Materialausdehnungen aus und verhindert ein Aufstellen des Gummis im Wasserlauf.

In zwei Schritten zur Sanierung

Saniert wurden die Dachrinnen in zwei Schritten. Zunächst trennte Spenglermeister Unsin die bestehenden Dachrinnen jeweils in der Mitte zwischen zwei Rinnenhaltern auf. Dabei ließ er etwa acht bzw. sieben Meter Abstand von den jeweiligen Außenecken. In den Rinnen entstand so eine jeweils rund 5 cm große Lücke. Anschließend wurde die Dilatation entsprechend der vorgegebenen Zuschnitt-Tabelle auf die benötigte Länge gebracht, mittig über dem Auslass platziert und die Position des Gummis links und rechts markiert. Da die Rinnen bereits etliche Jahre Bewitterung hinter sich hatten, hieß es nun, die Patinierung im Klebebereich mit Hilfe eines Schleifpads anzuschleifen und gleichzeitig die Dilatation aufzurauen.

Dann wurden die zu beklebenden Flächen von Rinne und Dilatation mit dem „Repaplast Cleaner“ von Innotec gereinigt und vorbehandelt, um eine zusätzliche Haftbrücke herzustellen. Anschließend wurde mit der Klebe- und Dichtmasse „Innotec Adheseal“ auf MS-Polymerbasis eine etwa 8 mm dicke Kleberaupe aufgetragen. Eine von Spenglermeister Unsin extra gefertigte, zusätzliche Blende für die Unterseite der Dilatation dient als Auflagefläche, um ein Durchhängen des Wellenprofils aus EPDM zu vermeiden.

Austausch der Rinnenwinkel

Der Austausch der tiefgezogenen Rinnenwinkel erfolgte im zweiten Schritt. Dazu wurden die alten Winkel aus der Entwässerungsanlage herausgetrennt und durch Winkel von Grömo ersetzt. Als besonders nützlich erwies sich hierbei der Einsteckschlitz, der bei den tiefgezogenen Rinnenwinkeln als Montagehilfe fungiert. Ohne die Rinne aus den Haken zu lösen, konnte der Winkel dank Einsteckschlitz auf die vorhandenen Rinnenstücke geschoben und mit den Rinnenenden verbunden werden.

Tiefpunktschiebenaht in Eigenherstellung

Eine weitere Herausforderung wartete in dieser Sanierungsphase auf den Spengler: Der empfohlene Mindestabstand zur Außenecke und zum Rinnenanfang in den jeweiligen Rinnen war beim mittigen Einbau eines Bewegungsausgleichselements nicht gegeben. Aus diesem Grund entschied sich Spenglermeister Unsin für die zusätzliche Ausführung von Tiefpunktschiebenähten, die er auch gleich selbst auf der Baustelle herstellte. Im Zuge des Winkeltausches wurde zudem das Rinnenstück bis zum Stutzen-Ausschnitt erneuert und die Tiefpunktschiebenaht somit mit wenigen Handgriffen ausgeführt. Auf diese Weise konnte der Rinne die Belastungsspannung zusätzlich genommen werden.

In kurzer Zeit erledigte der Spenglermeisterbetrieb die erforderliche Sanierung der Dachrinnen. Durch den Einsatz von Bewegungsausgleichselementen braucht sich der Hauseigentümer nun keine Gedanken mehr um tropfende Dachrinnen zu machen, auch nicht beim größten Regen.

Autor

Manuel Kitzinger ist Leiter des Marketings & Produktmanagements der Grömo GmbH & Co. KG in Marktoberdorf.

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