Richtig schützen vor UV-Strahlung
Darauf sollten Dachdecker und Zimmerer achtenDer weiße Hautkrebs gehört zu den am häufigsten angezeigten Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft. Wer einige Tipps berücksichtigt und sich bei der Arbeit in der Sonne richtig schützt, kann sein Risiko für eine Erkrankung senken. Die BG Bau bietet zudem Fördermöglichkeiten für den UV-Schutz.
Dachdecker oder Zimmerer, die bei prallem Sonnenschein mit nacktem Oberkörper arbeiten, sah man vor zehn bis 15 Jahren im Sommer noch sehr häufig. Heute sieht man sie kaum noch auf Baustellen – offensichtlich hat ein Umdenken stattgefunden. Durch Aufklärungskampagnen sollte den meisten Beschäftigten am Bau heute bewusst sein, wie gefährlich die UV-Strahlung sein kann, wenn man sich ihr ungeschützt aussetzt. „Wenn die UV-Strahlen der Sonne zu lange und zu intensiv auf die Haut einwirken, können sie das Erbgut der Hautzellen beschädigen, sodass Krebszellen entstehen“, sagt Dr. Susanne Kemme, UV-Schutz-Expertin beim Hautschutzhersteller Peter Greven Physioderm (PGP).
Spätestens seit der weiße Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom) und seine Vorstufen (multiple aktinische Keratosen) seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt sind, spielt die Prävention eine immer wichtigere Rolle. Und das aus gutem Grund, wie ein Blick auf die Fallzahlen belegt. Diese liegen nämlich seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Im aktuellen Berichtsjahr 2020 (die Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor,) gab es laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) 7112 Verdachtsfälle auf Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen und 328 Verdachtsfälle von weißem Hautkrebs. Davon wurden 4023 Fälle als Berufskrankheit anerkannt. In 57 Fällen bestätigte sich der Verdacht auf weißen Hautkrebs. Der weiße Hautkrebs ist zudem die häufigste angezeigte Berufskrankheit bei der BG Bau.
Dachdecker, Zimmerer und Spengler arbeiten überwiegend im Freien und sind der Sonne meist ungeschützt ausgesetzt. Dadurch sind sie besonders stark von UV-Strahlung betroffen. Im Juni ist die UV-Strahlung übrigens laut der DGUV am höchsten: 18,5 Prozent der jährlichen Strahlungsmenge entfallen auf diesen Monat. Der Schutz vor UV-Strahlung ist in den Frühjahrs- und Sommermonaten besonders wichtig.
Die gute Nachricht: Wer sich mit dem Thema UV-Schutz beschäftigt und einige Tipps beachtet, der kann sein Risiko erheblich senken, an weißem Hautkrebs zu erkranken. UV-Schutz bedeutet nach dem TOP-Prinzip, dass Arbeitgeber zunächst technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen müssen, bevor persönliche Schutzmaßnahmen greifen. Eine technische Maßnahme ist beispielsweise das Aufstellen von Sonnensegeln. Zu den organisatorischen Maßnahmen zählt, dass die Arbeitszeiten nicht in der sonnenintensivsten Zeit zwischen 11 und 16 Uhr liegen sollten. Ein sehr früher Arbeitsbeginn in den Sommermonaten ist in den allermeisten Betrieben bereits gängige Praxis. Zudem sollten die Beschäftigten ihre Pausen im Schatten verbringen. Auch wenn technische und organisatorische Maßnahmen so weit wie möglich umgesetzt werden, führt kein Weg an den persönlichen Schutzmaßnahmen vorbei. Dazu gehören leichte, luftdurchlässige, schützende Kleidung sowie der Schutz des Kopfes, des Nackens, der Nase und der Ohren.
Fördermöglichkeiten für Schutzkleidung
Textilen Schutz bieten etwa Kühlwesten, Funktions- und Warnshirts mit integriertem UV-Schutz. Letztere machen das Tragen von Warnwesten sogar entbehrlich. Diese Produkte können durch die BG Bau gefördert werden: Pro Maßnahme zahlt die BG 50 Prozent der Anschaffungskosten – jedoch maximal 100 Euro pro Kühlweste und höchstens 30 Euro pro Warnschutzshirt mit UV-Schutz. Im Bereich der Kopfbedeckungen, also bei Kappen, Hüten oder Helmen, ist es wichtig, auf breite Krempen oder einen Nackenschutz zu achten. Schutzhelme mit Sonnenschutz sind ebenfalls förderfähig durch die BG Bau, und zwar mit 50 Prozent der Anschaffungskosten und maximal 30 Euro (mehr zu den Fördermaßnahmen der BG Bau erfahren Sie hier).
Doch unabhängig davon, wie gut man sich mit Kopfbedeckung und Kleidung schützt: „Die besonders neuralgischen Körperstellen wie Nase, Ohren, Unterlippe, Nacken oder Hände müssen in jedem Fall mit Sonnenschutzmitteln eingecremt werden“, sagt Dr. Susanne Kemme. Diese sogenannten Sonnenterrassen sind häufig die Körperstellen, an denen sich der weiße Hautkrebs bildet.
Sonnenschutzmittel richtig anwenden
Dachdecker und Zimmerer, die den schädlichen UV-Strahlen bei der Arbeit täglich viele Stunden ausgesetzt sind, benötigen in jedem Fall professionelle Sonnenschutzmittel für den beruflichen und dauerhaften Gebrauch. Das liegt zum einen an der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe: Diese müssen so konzipiert sein, dass sie das gesamte als gefährlich geltende Strahlungsspektrum gleichmäßig abdecken, also sowohl UV-A- als auch UV-B-Strahlen. Produkte aus dem Supermarkt oder der Drogerie schützen in erster Linie vor einem Sonnenbrand – meist erzeugt durch UV-B-Strahlen. Diese Produkte enthalten häufig Parfüm, was Sonnenallergien fördern kann. Bei der Auswahl des passenden Sonnenschutzmittels muss außerdem der richtige Lichtschutzfaktor ausgewählt werden. Dachdecker und Zimmerer sollten dabei unbedingt auf den Lichtschutzfaktor 50 setzen. Außerdem sollten sie darauf achten, dass ihr Sonnenschutzmittel extra wasserfest ist, damit sie es nach dem Schwitzen nicht immer wieder neu auftragen müssen. Sonnenschutzsprays haben Vorteile in Hinblick auf Verteilbarkeit und Einzugsverhalten. In jedem Fall ist es wichtig, den Sonnenschutz regelmäßig zu erneuern, um den Schutz aufrecht zu erhalten.
Selbst hochwertige Schutzmittel und der höchste Lichtschutzfaktor bringen jedoch nichts, wenn diese nicht richtig oder gar nicht angewendet werden. Typische Fehler sind beispielsweise, wenn Beschäftigte beim Auftragen nicht die ausreichende Menge verwenden, sich nicht richtig eincremen oder nicht regelmäßig nachcremen. Diese falsche Anwendung oder gar der Verzicht auf Sonnenschutzmittel sind die größten Probleme beim Sonnen- und Hautschutz insgesamt.
Autor
Björn Mende ist Kommunikationsberater und Fachautor für Arbeitsschutzthemen bei document1 in Uedem.
Fördermöglichkeiten der BG Bau
Die BG Bau engagiert sich stark im Kampf gegen den weißen Hautkrebs. Informationen zu den Fördermöglichkeiten und zu allen Angeboten der BG Bau finden Sie online unter: www.bgbau.de/themen/sicherheit-und-gesundheit/uv-schutz