Regensicheres Dach nach Stand von Wissenschaft und Technik

Regensicheres Unterdach mit Dachziegeln und Unterspannbahn bei Dachneigung von 13 Grad

An einem historischen Gebäude in Alzey wurde eine sehr flach geneigte, mit Ziegeln gedeckte Teildachfläche nach kurzer Zeit undicht. Bei der Erweiterung des Flachbaus wurde ein Ziegel verwendet, der die nötige Regensicherheit bietet – ohne dabei ein aufwendiges Unterdach erstellen zu müssen.

Am idyllischen Weidasserbach bei Alzey liegt die bereits seit mehreren Jahrhunderten genutzte historische Raumühle. Das aus massiven Natursteinmauern errichtete Gebäude hat schon mehrere Besitzerwechsel erlebt. Erst vor wenigen Jahren wurde es durch den jetzigen Besitzer aufwendig restauriert und mit einem neuen Dach versehen. Für das etwa 40° geneigte Krüppelwalmdach der Mühle mit fünf Satteldachgauben entschied man sich bei der Deckung für einen klassischen, kleinformatigen Doppelmuldenfalzziegel mit einer Regeldachneigung (RDN) von 30°.

Einen Teil der das Hauptgebäude und Grundstück umgebenden, historischen Mauerreste nutzte man für den Bau eines Lagerraumes. Das Lagergebäude erhielt ein zum Innenhof geneigtes Pultdach. Aus optischen Gründen wurde das nur um 15° geneigte Dach mit dem gleichen Falzziegel wie das Hauptgebäude gedeckt. Wegen der nur untergeordneten Raumnutzung als Lagerraum wurde als Zusatzmaßnahme nur eine diffusionsoffene Unterspannbahn verlegt. Schon nach relativ kurzer Nutzungsdauer zeigte sich, dass der Doppelmuldenfalzziegel zu Recht mit 30° RDN angegeben wird. Die Regensicherheit war hier nicht mehr gegeben. Wasserlaufspuren an der Unterspannbahn und an den Sparren sowie abtropfendes Wasser im Bereich der Bahnenüberlappungen waren die Folge.

Für extrem flache Dachneigungen

Diese Erkenntnis führte den Bauherren dazu, für einen geplanten zweiten Bauabschnitt nach einem speziell für extrem flache Dachneigungen ausgelegten Ziegel zu suchen. Der Neubau soll als Gastraum mit Küche genutzt werden, in dem auch Kochkurse angeboten werden. Nach innen abtropfendes Wasser ließ sich mit dieser Nutzung nicht vereinbaren. Der mit Dachstuhl- und Dachdeckerarbeiten beauftragte Fachbetrieb Wolff Dachbau empfahl für die Deckung den Ziegel „E 58 RS“ von Erlus.

Sicher gegen Flugschnee, Wind und Regen

Die technische Finesse bei diesem Tondachziegel besteht dabei vor allem in dem dreifachen Kopf- und Seitenfalz. Der Ziegel ist durch die hohen Stege und die windabweisenden Rippen jeweils am Rand zum Wasserlaufbereich und die Entwässerung des Kopffalzes sicher gegen Flugschnee, Windsog und Schlagregen. Dementsprechend wird für den „E 58 RS“ herstellerseitig die RDN mit nur 16° angegeben. Bis zur Mindestdachneigung von 10° kann bei bis zu drei weiteren erhöhten Anforderungen die regensichernde Zusatzmaßnahme der Klasse 3 mit dem Ziegel ausgeführt werden.

Im konkreten Fall bedeutete das, dass die Handwerker für die Flachbauerweiterung trotz einer Dachneigung von nur 13° auf ein aufwendig zu erstellendes „wasserdichtes Unterdach“ verzichten konnten. Stattdessen reichte es, eine diffusionsoffene Unterdeckbahn zur Regensicherheit zu verlegen. Dabei schreibt der Ziegelhersteller bei der Wahl der Unterdeckbahn keine eigene Systemlösung vor. In diesem Fall kam die „Solitex Weldano“ von Pro Clima zum Einsatz.

Risiko für Zimmermann war überschaubar

Den Handwerkern von Wolff Dachbau war klar, dass sie mit einer Klasse 3-Zusatzmaßnahme (Unterdeckbahn) unterhalb von 14° Dachneigung zwar formal von den Vorgaben der Dachdeckerfachregel abweichen würden. Denn diese Ausführung in Zusammenhang mit dem „E 58 RS“ stellt zwar den Stand von Wissenschaft und Technik dar. Sie entspricht derzeit aber noch nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Dennoch spricht nichts gegen diese Vorgehensweise, da sie einerseits keiner Baugesetzgebung widerspricht und andererseits zwischen den Bauvertragsparteien gesondert vereinbart wurde. Von daher war das Risiko bei der Ausführung für Zimmerermeister Thomas Wolff sehr überschaubar. Dazu kam, dass der Ziegelhersteller Erlus und der Hersteller der Unterdeckbahn in Kooperation die Art der Ausführung freigegeben haben.

Die Umsetzung selbst war danach Routine: Der neue Dachstuhl war schnell mit Unterdeckplatten („SteicoUniversal Dry“) und darauf aufliegender Unterdeckbahn versehen. Die Bahnenkanten der Unterdeckbahn verschweißten die Handwerker mit dem Quellschweißmittel „Weldano Turga“.  

Trotz Auslegung der Traglatten auf die Decklängenmaße des Ziegels war ein Schneiden der Ziegel im Pultfirstbereich notwendig, da grundrissbedingt Traufe und First nicht parallel laufen. Eine schräg verlaufende Ortgangrinne und eine mit Kunststofffolien-Verbundblech ausgeführte Kehle lassen den ursprünglichen Grundriss nach außen sichtbar werden. Nach Eindeckung des Daches entschied sich der Bauherr, auch das Dach des ersten Bauabschnitts umzudecken. Es sollte ebenfalls eine Regensicherheit nach Stand von Wissenschaft und Technik bekommen. Die alten Ziegel wurden dafür gegen „E 58 RS“-Ziegel ausgetauscht. Als regensichernde Maßnahme reichte hier ebenfalls eine Unterdeckbahn aus. Der Nutzung der neu geschaffenen Räume, teilweise mit Besuchergruppen, steht damit nun nichts mehr im Wege – nass wird hier keiner mehr.

Autor

Stefan Thomas ist technischer Berater bei der Erlus AG.

Bautafel (Auswahl)

Objekt Sanierung und Neubau auf dem Gelände der Raumühle, 55232 Alzey

Dach- und Holzbau Wolff Dachbau GmbH, 55286 Albig / Wörrstadt, www.dachbau-wolff.de

Dachziegel etwa 2500 „Ergoldsbacher E 58 RS“, Erlus AG, 84088 Neufahrn, www.erlus.de

Unterdeckbahn „Solitex Weldano“, Pro Clima, Moll bauökologische Produkte GmbH, 68723 Schwetzingen, https://de.proclima.com/

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