OSB im Flachdach: robust und multifunktional

Belüftete und nicht belüftete Flachdachkonstruktionen in Holzbauweise im Vergleich

Flachdächer und flach geneigte Dächer in Holzbauweise werden immer häufiger umgesetzt, beispielsweise als oberer Abschluss wärmegedämmter Gebäudehüllen im Neubau oder für Aufstockungen beim Bauen im Bestand. Die Kombination aus Holztragwerk und OSB-Beplankung bietet dabei viele Möglichkeiten. Wir zeigen verschiedene Varianten.

Das Flachdach als oberster Abschluss der Gebäudehülle hat verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Neben dem Wärme- und Hitzeschutz kommt gerade im Holzbau dem Feuchteschutz besondere Bedeutung zu. OSB-Platten eignen sich dabei als idealer Untergrund für verschiedene Dachabdichtungssysteme, aber auch für Dachdeckungen aus Metall. Darüber hinaus können OSB-Platten eine wichtige Funktion zur Scheibenausbildung übernehmen und auch als dampfbremsende Ebene auf der Dachunterseite eingesetzt werden.

OSB-Platten dienen als Untergrund für verschiedene Abdichtungssysteme und übernehmen auch die Scheibenausbildung
Foto: West Fraser/Daniel Schmidt

OSB-Platten dienen als Untergrund für verschiedene Abdichtungssysteme und übernehmen auch die Scheibenausbildung
Foto: West Fraser/Daniel Schmidt

Auswahl der Bauweise: belüftetes oder nicht belüftetes Flachdach?

Belüftete Flachdächer werden aufgrund ihrer Durchlüftung auch als zweischalige Konstruktion bezeichnet. Sie sind bei richtiger Ausführung in der Lage, unter der Dachschalung anfallende Feuchtigkeit abzuführen. Dadurch ist eine nach außen diffusionsoffene Bauweise möglich, was diese Konstruktionen weniger empfindlich gegenüber unplanmäßigem Feuchteanfall macht, zum Beispiel durch erhöhte Einbaufeuchte oder infolge von Baufeuchte. Allerdings ist der baukonstruktive Aufwand zur Herstellung der Belüftungsebene sehr groß und mit hohen Bauteildicken verbunden. In der Tabelle unten sind die Vor- und Nachteile belüfteter und nicht belüfteter Flachdächer aufgeführt. Zu erkennen ist dabei, dass nicht belüftete Konstruktionen mehr Vorteile aufweisen als belüftete Flachdächer.

Belüftete Flachdächer für kleinere Dachflächen

Wichtig beim belüfteten Flachdach ist ein ausreichend dimensionierter Belüftungsquerschnitt einschließlich seiner Be- und Entlüftungsöffnungen. Je flacher die Dachneigung und je länger die Belüftungswege sind, umso größer muss der Belüftungsquerschnitt werden, damit die Belüftung in Gang gesetzt wird. Die Holzschutznorm DIN 68800-2 fordert bei Dachneigungen ab 3° eine Querschnittshöhe von mindestens 50 mm bei Lüftungswegen bis 10 m und 150 mm Höhe bei maximal 15 m Belüftungsweglänge. OSB-Platten können hier sowohl als unterlüftete Dachschalung als auch als raumseitige Dampfbremsebene Anwendung finden und gleichzeitig eine aussteifende Funktion übernehmen. Dabei gelten bestimmte Ausführungsbedingungen für belüftete Konstruktionen (siehe Infokasten unten).

Belüftete Dachkonstruktion mit OSB als Dachschalung und Dampfbremse
1. Deckschichten: Kies, Begrünung, Terrasse
2. Abdichtung (a) bzw. Metalldachdeckung (b)
3. Trennlage, strukturierte Trennlage (b)
4. Dachschalung OSB/3 oder OSB/4, d ≥ 22 mm
5. Belüftungsebene ohne Unterbrechung
≥ 50 mm bei l = 10 m, 150 mm bei max l = 15 m
6. Unterdach, diffusionsoffen
7. Holzfaserplatte (optional)
8. Faserdämmung und Tragkonstruktion (z.B. KVH)
9. Dampfbremse, mit sd ≥ 2 m z.B. OSB d ≥ 15 mm
10. Raumseitige Bekleidung                  
Grafik: West Fraser

Belüftete Dachkonstruktion mit OSB als Dachschalung und Dampfbremse
1. Deckschichten: Kies, Begrünung, Terrasse
2. Abdichtung (a) bzw. Metalldachdeckung (b)
3. Trennlage, strukturierte Trennlage (b)
4. Dachschalung OSB/3 oder OSB/4, d ≥ 22 mm
5. Belüftungsebene ohne Unterbrechung
≥ 50 mm bei l = 10 m, 150 mm bei max l = 15 m
6. Unterdach, diffusionsoffen
7. Holzfaserplatte (optional)
8. Faserdämmung und Tragkonstruktion (z.B. KVH)
9. Dampfbremse, mit sd ≥ 2 m z.B. OSB d ≥ 15 mm
10. Raumseitige Bekleidung                  
Grafik: West Fraser

Unbelüftete Flachdächer – besser mit Überdämmung

Die Zusammenfassung von Tragkonstruktion und Dämmung in einer Ebene machen Holzrahmenkonstruktionen unschlagbar in Bezug auf das Verhältnis von Dämmwirkung zur Bauteildicke. Diesen Vorteil kann man sich auch für Flachdächer zunutze machen. Dennoch sollte zusätzlich eine Überdämmung der tragenden Holzkonstruktion vorgesehen werden, weil dadurch die Tauwasserbildung im Bereich der Dachschalung sinkt und die Anordnung einer zweiten Abdichtungsebene (Behelfsabdichtung) möglich ist. Für diese einschaligen Konstruktionen ist ein ausgeklügeltes Feuchtemanagement erforderlich, so dass es zu keiner nachteiligen Veränderung des Feuchtegehaltes in der Holzkonstruktion kommt. Wichtigste baukonstruktive Bedingungen hierfür sind

Einbau trockener Baustoffe, Verwendung von Konstruktionsvollholz beziehungsweise Brettschichtholz für die Tragkonstruktion

Vermeidung von Luftundichtigkeiten durch fachgerechte Luftdichtheitsebene

Begrenzung des Feuchteeintrags aus Wasserdampfdiffusion durch Einbau einer Dampfbremse (nicht Dampfsperre)

Nachweis einer ausreichenden Trocknungsreserve
Nicht belüftete Flachdachkonstruktion in Holzbauweise mit OSB als Dachschalung:
1. Dachabdichtung, z.B. Bitumen- oder Kunststoffbahnen;
2. Überdämmung Typ DAA, z.B. EPS/XPS, ggfs. im Gefälle;
3. Behelfsabdichtung, z.B. einlagige Bitumenabdichtung
4. Dachschalung OSB/3 oder OSB/4, d ≥ 22 mm
5. Volldämmung (Faserdämmstoff);
6. Tragkonstruktion KVH oder gleichwertig;
7. Dampfbremse, feuchtevariabel;
8. Unterkonstruktion, z.B. Holzlattung;
9. Beplankung, z.B. Gipsbauplatten / Lehmbauplatten
Grafik: West Fraser

Nicht belüftete Flachdachkonstruktion in Holzbauweise mit OSB als Dachschalung:
1. Dachabdichtung, z.B. Bitumen- oder Kunststoffbahnen;
2. Überdämmung Typ DAA, z.B. EPS/XPS, ggfs. im Gefälle;
3. Behelfsabdichtung, z.B. einlagige Bitumenabdichtung
4. Dachschalung OSB/3 oder OSB/4, d ≥ 22 mm
5. Volldämmung (Faserdämmstoff);
6. Tragkonstruktion KVH oder gleichwertig;
7. Dampfbremse, feuchtevariabel;
8. Unterkonstruktion, z.B. Holzlattung;
9. Beplankung, z.B. Gipsbauplatten / Lehmbauplatten
Grafik: West Fraser

In der Holzschutznorm DIN 68800-2 wird eine jährliche Trocknungsreserve von 250 g/m² für beidseitig geschlossene Konstruktionen gefordert, die durch einen rechnerischen Nachweis des Feuchteschutzes nachgewiesen werden muss. Ein Verzicht auf diesen Nachweis lässt DIN 68800-2 nur unter äußerst restriktiven Randbedingungen für Konstruktionen ohne Überdämmung zu, wird aber nicht empfohlen. Ziel ist es immer, eine ausreichende Erwärmung der Dach-oberseite zu erzielen, welche die geforderte Rücktrocknung zur Rauminnenseite bewirkt. Damit ist die ­Verwendung von Dampfbremsen mit sd ≥ 100 m ausgeschlossen. Im zweiten Teil des Beitrags geht der Autor auf Flachdächer mit aufliegenden Nutzschichten ein und gibt Ausführungshinweise für Flachdächer in Holzbauweise. Der nächste Teil des Fachbeitrags erscheint in der kommenden dach+holzbau-Ausgabe 5.2023 (Juli 2023)

Autor

Daniel Schmidt ist Bauingenieur, arbeitet an der Staatlichen Technikakademie Alsfeld und ist als Referent und Sachverständiger tätig. Im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für den Informationsdienst Holz war er an den Schriften „Flachdächer in Holzbauweise“, „Holzrahmenbau“ und „Holzschutz – Bauliche Maßnahmen“ beteiligt.

Flachdächer und flach geneigte Dächer

Flachdächer: DN ≥ 2 % und ≤ 3° (5 %)

Flach geneigte Dächer: DN > 3° und ≤  5° (10 %) – auch hierfür gelten die hier aufgeführten Informationen.

Die Defintion erfolgt in Abhängigkeit der Dachneigung (DN) nach DIN 68800-2.

Bedingungen für belüftete Flachdächer

Dachneigung mindestens 3° bzw. 5 %

Dachschalung aus OSB/3 oder OSB/4, d ≥ 22 mm

Belüftungsquerschnitt ≥ 50 mm bei l = 10 m,
≥ 150 mm bei max. Lüftungsweglänge von l = 15 m

gegenüberliegende, sich „sehende“ Belüftungsöffnungen, Abstand ≤ 15 m

Unterdeckung diffusionsoffen, sd ≤ 0,3 m

Raumseitige Dampfbremse mit sd ≥ 2 m, zum Beispiel. 15 mm OSB, luftdicht verklebt

OSB-Werkstoffe

Im Gegensatz zur Spanplatte werden für OSB-Platten (Oriented Strand Board) nach DIN EN 300 deutlich größere, lange und flache Holzspäne verwendet. Gegenüber Spanplatten weisen OSB einen höheren Diffusionswiderstand auf und können auch als Dampfbremse eingesetzt werden. Die Zusammensetzung der OSB-Platten ist je nach Hersteller unterschiedlich. Der Klebstoffanteil beträgt beispielsweise bei der OSB/3 von West Fraser etwa 2 Prozent, dazu kommen etwa 0,5 Prozent Wachse als Quellverhinderungsmittel. Der Klebstoffanteil ist dabei spezifisch für die Produkte von West Fraser, die Platten anderer Hersteller unterscheiden sich gegebenenfalls in der Zusammensetzung. Aufgrund des hochtechnisierten Herstellungsprozesses befindet sich auf den Plattenoberflächen zudem häufig ein dünner, glänzender Film, das sogenannte „Contifinish“, wodurch die Platte weniger schmutz- und feuchteempfindlich ist. Bei der Herstellung kommen in der Regel keine durch Holzschutzmittel belasteten Resthölzer zum Einsatz. Das Holz stammt meist aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern aus Europa.

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