Dachsanierung für Industriehalle in Erfurt
Selbstklebende EPDM-Dachbahnen von Elevate (früher: Firestone) erstmals in Deutschland verlegt
Das Dach einer 100 m langen Industriehalle in Erfurt wurde mit PIR-Dämmplatten gedämmt und mit selbstklebenden EPDM-Dachbahnen innerhalb von einer Woche abgedichtet. Die Dachbahnen dichten ein Gebäude mit bewegter Vergangenheit ab und sollen für langlebigen Schutz sorgen.
Das Unternehmen Pels gehört zu den traditionsreichsten Erfurter Industriebetrieben. An seinem Standort im nördlichen Stadtteil Erfurt-Ilversgehofen produzierte das Unternehmen als „Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co.“ ab 1911 Umformtechnikmaschinen. Ab Mitte der 1920er Jahre kam die wachsende Automobilindustrie als neuer Großkunde hinzu. Die Produktionshallen in Erfurt wurden um ein Verwaltungs- und ein Versandgebäude erweitert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen als VEB Pressen- und Scherenbau „Henry Pels“ in die DDR-Planwirtschaft überführt. 1970 wurde es Teil des neu gegründeten Kombinats Umformtechnik Erfurt „Herbert Warnke“, das unter anderem Automobilhersteller wie die Volkswagen AG in Westdeutschland mit Metallpressen belieferte. Nach der Wiedervereinigung wurde das Unternehmen privatisiert und 1994 an das tschechische Maschinenbauunternehmen Škoda Pilsen AG verkauft. Auftragsrückgang und Personalabbau führten zu einer räumlichen Verkleinerung in Erfurt. Die Umformtechnik Erfurt GmbH wurde 2001 von der Müller Weingarten AG und 2007 vom Schuler-Konzern übernommen, das Unternehmen gehört damit immer noch zu den größten Arbeitgebern in Erfurt.
Die in den 1970er Jahren errichtete Industriehalle in Erfurt ist rund 100 m lang und 30 m breit
Foto: Raildox Immobilien GmbH & Co. KG
Ein Teil der ehemaligen Produktionsstätten des Maschinenbauunternehmens wurde verkauft, so auch eine in den 1970er Jahren errichtete Halle. Diese ist rund 100 m lang, 30 m breit und 20 m hoch. Ergänzt wird die Haupthalle durch eine weitere Halle, die 30 m breit und 16 m lang ist. Dazu kommt ein zweigeschossiger Gebäudeteil, in dem sich Büros und Sozialräume befinden.
Die Hallen umfassen eine Fläche von insgesamt rund 3600 m² und verfügen über einen Gleisanschluss. Im Inneren der Hallen befinden sich mehrere Schwerlastkräne. Der größte von ihnen, der unter der Decke der 16 m langen Halle hängt, kann bis zu 40 Tonnen heben. Die Wände der beiden Hallen bestehen aus Betonelementen. Die Decken wurden aus 50 mm dicken Betonkassetten mit Bewehrung erstellt – ein Deckenelement, das in der DDR häufig verwendet wurde und in seiner Form an eine große, umgedrehte Badewanne erinnert.
Die Halle verfügt im Inneren über einen Gleisanschluss und mehrere Schwerlastkräne. Der größte von ihnen kann bis zu 40 t heben
Foto: Lukas Huneke/Elevate
Für die Transportspezialisten der Cargobeamer AG bot die Halle ideale Voraussetzungen: Die Cargobeamer AG stellt Güterwaggons her, die Lkw-Sattelauflieger horizontal auf einen Zug verladen können. Das Unternehmen war auf der Suche nach einer Halle mit Gleisanschluss, in der jährlich bis zu 550 dieser Güterwaggons montiert werden können. Nach der Besichtigung der Industriehallen im Erfurter Norden war allen Beteiligten schnell klar: Warum neu bauen, wenn es ein geeignetes Objekt bereits gibt?
Bevor die ersten Güterwaggons aus der Erfurter Industriehalle rollen, sind allerdings noch eine Reihe von Arbeiten zu erledigen. Das Dach der Produktionshalle wird von einer großen Dachlaterne dominiert. Dieser Dachaufbau aus Metall hat eine beeindruckende Länge von 75 m. Das Gebäude stand jedoch lange leer und durch die undichte Dachlaterne hatte es massiv ins Gebäudeinnere hineingeregnet. Der Dachaufbau soll daher vollständig rekonstruiert werden, um die Halle auch zukünftig mit Tageslicht zu versorgen. Zusätzlich gab es einige kleinere Risse in den Betonkassetten des Daches, die behoben wurden. Im Inneren der Halle wurden die ehemaligen Lackierkabinen zurückgebaut. Der 21 m hohe Abluftschornstein der Lackiererei wurde ebenfalls entfernt.
Die Decke der Halle besteht aus 50 mm dicken Betonkassetten mit Bewehrung
Foto: Lukas Huneke/Elevate
Der heutige Eigentümer des Gebäudes ist die Raildox Immobilien GmbH & Co. KG aus Erfurt, ein Tochterunternehmen der Raildox GmbH & Co. KG. Das private Eisenbahnunternehmen ist auf den Gütertransport spezialisiert und vermietet die Halle langfristig an die Cargobeamer AG. Die Erhaltung der alten Halle und ihre neue Nutzung sind für beide Unternehmen Herzenssache. Bei der Dachabdichtung fiel die Wahl des Bauherrn auf die „Elevate Rubbergard“-EPDM-Dachbahn. In Erfurt kam die Bahn erstmals in der selbstklebenden Ausführung mit dem Zusatz „SA“ im Namen zum Einsatz. Die selbstklebenden EPDM-Bahn ergänzt den vollverklebten Dachaufbau, der gewählt wurde, um das Anbohren der 50 Jahre alten Betonkassetten zu vermeiden. Eine Rolle der EPDM-Dachbahnen ist 3 m breit und 30 m lang.
Dämmung auf Dampfsperre verklebt
Vor der Verlegung der Bahnen wurde auf der bituminösen Dampfsperre der Hallendächer eine 12 cm dicke PIR-Dämmung („Elevate Isogard AK“ mit Stufenfalz) in der Plattengröße 120 x 60 cm verlegt. Die einzelnen Platten wurden mit dem „Elevate Twinpack“, einem 2-Komponentenkleber auf PU-Basis, auf der Dampfsperre fixiert. Die Besonderheit des PU-Klebers ist, dass er nach seiner Aufbringung in nur 8 Minuten aushärtet.
Auf der bituminösen Dampfsperre des Hallendaches wird die 12 cm dicke PIR-Dämmung „Elevate Isogard AK“ mit Stufenfalz in einer Plattengröße von 120 x 60 cm verlegt
Foto: Lukas Huneke/Elevate
Innerhalb kurzer Zeit waren mehrere Hundert Quadratmeter der Dämmung mit dem „Twinpack“-Kleber befestigt. Danach begann die Verlegung der „Elevate Rubbergard SA“-Dachbahnen. Für den im Umgang mit EPDM-Dachbahnen routinierten Bedachungsfachbetrieb Jaeger Bau aus Witterda war die Verlegung der selbstklebenden EPDM-Bahn auf dem Industriehallendach eine Premiere.
Bahn ausrollen, zurückklappen und verkleben
Nach dem Auslegen wird die Bahn an der Stirnseite auf einer Länge von 2 m zurückgeklappt und die unterseitige PE-Schutzfolie seitlich abgezogen
Foto: Lukas Huneke/Elevate
Nach dem Auslegen und sorgfältigen Positionieren der EPDM-Bahn wird diese an der Stirnseite auf einer Länge von 2 m zurückgeschlagen. Dann wird die starke, unterseitige Schutzfolie aus PE-Kunststoff, die sich in der Mitte teilen lässt, sorgfältig so weit nach links und rechts abgezogen, bis sie ein gutes Stück über die Dachbahn hinausragt. Dabei bleibt automatisch an jeder Seite ein 10 cm breiter Streifen von der Schutzfolie bedeckt.
Danach wird das zwei Meter lange Stück der Dachbahn wieder zurückgeklappt und verklebt, was der Bahn die nötige Lagesicherung für die weitere Verlegung gibt. Nach und nach – möglichst gleichmäßig auf beiden Seiten – wird anschließend die PE-Folie weiter herausgezogen. Parallel wird der Bereich unter der Bahn, wo der Klebstoff die Dämmung berührt, von oben mit mehreren weichen Besen festgedrückt.
Während die unterseitige PE-Schutzfolie gleichmäßig unter der Dachbahn herausgezogen wird, erfolgt das Festdrücken der Bahn auf der Dämmung mit weichen Besen
Foto: Lukas Huneke/Elevate
In kurzer Zeit große Flächen abgedichtet
Die „Elevate RubberGard SA“ wird mit einer Überlappung von 10 cm verlegt. Dieser Bereich wird zuvor durch das Auftragen eines Primers aktiviert. Im nächsten Schritt wird auch hier die Schutzfolie entfernt. Dazu wird die Dachbahn in diesem Bereich wieder leicht gelockert und die 10 cm breite Schutzfolie herausgezogen. Anschließend wird die Bahn angedrückt. So ist bereits eine Notabdichtung des Daches gegeben. In Erfurt wurden auf diese Weise in 25 bis 30 Minuten 90 m² der Dachabdichtungsbahn verlegt. Abschließend wurde der Nahtbereich der Dachbahnen mit einem Abdeckband von der Rolle final abgedichtet.
Um die Nahtbereiche der Bahnen abzudichten, wird zunächst ein Primer an den Übergängen aufgetragen
Foto: Lukas Huneke/Elevate
Weil das Dach mit 3 m breiten und 30 m langen EPDM-Dachbahnen abgedichtet wurde, hat es einen verhältnismäßig geringen Nahtanteil. Nach dem Anrollen des Abdeckbandes ist das Dach für viele Jahrzehnte sicher abgedichtet. Der große Vorteil für die Baustellenlogistik: Diese Arbeiten können zeitlich unabhängig von der Verlegung durchgeführt werden.
Fazit
Die Dacharbeiten auf dem Industriehallendach in Erfurt begannen am 1. Juni 2022. Das Dach der Haupthalle und die Flachdächer der angrenzenden Halle waren innerhalb von nur einer Woche abgedichtet. Alle Projektbeteiligten waren von der Schnelligkeit, mit der die Dämmung und Abdichtung verlegt werden konnten, begeistert. Die Sanierung und Verglasung der Dachlaterne auf dem Haupthallendach zog sich allerdings noch bis in den Spätsommer 2022 hinein.
Nach der vollständigen Sanierung der Halle werden dort Güterwaggons gebaut, die Lkw-Auflieger mit ihrer Ladung auf die Schiene bringen und so die Straßen etwas vom Verkehr entlasten sollen. Zu diesem langfristigen und nachhaltigen Ansatz passt die „Elevate Rubbergard SA“, die über Jahrzehnte für eine sichere Dachabdichtung und damit eine reibungslose Produktion in der Halle sorgen soll. Da ist es nur folgerichtig, dass die Halle zukünftig noch eine aufgeständerte Photovoltaikanlage über der Dachabdichtung erhalten soll.
Das Dach der Industriehalle nach der Verlegung der EPDM-Bahnen. Die 75 m lange Dachlaterne auf der Halle ist hier noch nicht saniert
Foto: Raildox Immobilien GmbH & Co. KG
Autor
Dietmar Bleck ist Inhaber der PR-Agentur bleck.works in Trier und betreut das Unternehmen Elevate (früher: Firestone) in der Pressearbeit.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Sanierung einer Industriehalle im Erfurter Norden
Zeitraum Juni 2022
Bauherr Raildox Immobilien GmbH & Co. KG, Erfurt, www.raildox.de
Dachdecker Jaeger Bau, Witterda
Dachabdichtung und Dämmung „Elevate Rubbergard SA“-EPDM-Bahn, selbstklebend, PIR-Dämmung „Elevate Isogard AK“, Holcim Building Envelope Division (früher: Firestone Building Products), www.holcimelevate.com
Aus Firestone wird „Elevate“
Das Unternehmen Firestone wurde 1903 gegründet und ist heute einer der großen Hersteller in der Gummi- und Elastomerbranche. Seit den 1980er Jahren produziert die Unternehmenssparte Firestone Building Products Dachbahnen auf EPDM-Basis. Bis heute hat das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit über 1,8 Mrd. m2 der EPDM-Dachbahnen „Rubbergard“ und „Rubbercover“ und der FPO-Dachbahn „Ultraply“ produziert. Ergänzt wird das Sortiment um eine Dampfsperre und unterschiedliche Dämmplatten auf Basis von PIR. Die PIR-Dämmplatten werden seit 2019 auch in einem Werk in Deutschland produziert.
Seit 2021 gehört Firestone zur Holcim-Gruppe. Dieses Jahr wurde Firestone Building Products in den Geschäftsbereich Building Envelope von Holcim umgewandelt. Seitdem firmieren die Dachsysteme der Marke Firestone unter dem Namen „Elevate“. Bekannte Produkte wie „Rubbergard“-EPDM- und „Ultraply“-TPO-Dachbahnen bleiben aber erhalten und werden künftig mit dem Zusatz „Elevate“ vermarktet.
„Die Halle ist es wert, saniert zu werden!“
Frank Rudolf ist Gründer und Eigentümer der Raildox GmbH & Co. KG. Das Eisenbahnunternehmen mit Sitz in Erfurt ist auf den Gütertransport per Schiene spezialisiert. Im Erfurter Norden hat Rudolf eine leerstehende Industriehalle erworben, die jetzt saniert wird. Nach der Sanierung sollen dort Güterwaggons produziert werden. Über die bestehende Substanz und den Sanierungsbedarf der Halle spricht Frank Rudolf im Interview.
Interview: Dietmar Bleck
Herr Rudolf, was hat Sie dazu bewogen, eine 50 Jahre alte Halle in Erfurt zu erwerben und aufwendig zu sanieren?
Frank Rudolf: In Erfurt hat das private Eisenbahnunternehmen Raildox, das ich gegründet habe, seinen Sitz. Über meine Arbeit bin ich mit den Leuten von der Cargobeamer AG in Kontakt gekommen, die für ihre Güterwaggon-Produktion nach einem Standort gesucht haben. So nahmen die Dinge ihren Lauf.
Und da sind Sie gleich auf die Halle in Erfurt gekommen?
Nein, wir hatten erst geplant, an einer ganz anderen Stelle in Deutschland eine neue Halle zu errichten – was aber unglaublich teuer geworden wäre, allein schon wegen der Krantechnik, die für die Güterwaggon-Herstellung benötigt wird. Ein Bekannter von mir, Rene Herold, Eigentümer der Baubetreuung Herold Bauservice, gab mir den Tipp, dass die Halle, die jetzt saniert wird, zum Verkauf stand. Zufällig kannte ich auch den Eigentümer der Halle.
Was war Ihr erster Eindruck, als Sie die Halle gesehen haben?
Ich habe mich an die Halle erinnert. Als Kind bin ich da regelmäßig vorbeigeradelt. Die Lage ist perfekt: zentrumsnah, liegt an einer Anschlussbahn, ist mit Kränen ausgestattet – für mich vom ersten Moment an ein Volltreffer.
Aber auch ein Projekt mit großem Sanierungsbedarf?
Auf jeden Fall! Das war auf den ersten Blick klar. Die Halle stand vor dem Kauf längere Zeit leer. Es regnete durchs Dach – das war alles kein schöner Anblick. Aber die Vorteile überwogen das bei Weitem! Die Halle mit ihrer fantastischen Substanz ist es wert, saniert zu werden. Und ihr neues Leben einzuhauchen ist einfach klasse.
War für Sie von Anfang an klar, dass die große Dachlaterne auf der Halle erhalten bleibt?
Es war erst geplant, die 75 Meter lange Dachlaterne, durch die es an gefühlt hundert Stellen in die Halle regnete, abzureißen und das Dach dort einfach zu schließen. Wir haben uns dann aber doch für den Erhalt und die grundlegende Sanierung ausgesprochen, weil das Gebäude sonst seinen Charakter verloren hätte.
Herr Rudolf, danke für das Gespräch.