Steildach mit Wohlfühlfaktor

Ein Einfamilienhaus in Heßheim war bautechnisch in gutem Zustand, aber energetisch sanierungsbedürftig. Die großen Dachflächen wurden gedämmt, mit einem Polyester-Vlies zwischen den Sparren und hagelfestem PIR auf den Sparren. So wurden die Anforderungen der EnEV erfüllt.

Immer noch verantworten in Deutschland Wohngebäude rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und knapp 30 Prozent des CO2-Ausstoßes. Von rund 20 Millionen Gebäuden sind geschätzte zwei Drittel in einem energetisch schlechten Zustand. „Vor allem auf den großen Dachflächen lassen sich mit entsprechender Sanierung bis zu 40 Prozent Energie einsparen“, sagt Dennis Faulhaber vom Dachdeckerunternehmen Faulhaber in Heßheim, der die Sanierung durchführte. Die Änderung der DIN 4108 Teil 3 ermöglicht jetzt neue Sanierungslösungen: Mit schlankem Dachaufbau für höchste energetische Ansprüche lassen sich jetzt bei leichter Verlegung wirtschaftlich schnell und sicher alle Kundenwünsche erfüllen.

Energieeinsparungen und höhere Lebensqualität

Eine wirtschaftliche Lösung, hohe Dämmwirkung, ein schlanker Dachaufbau, optimale Nutzung der Sparrenhohlräume, langlebige Materialien und dauerhafte Sicherheit bei kurzer Bauphase ohne Schmutz – das waren die verständlichen Wünsche des Bauherrn in Heßheim (Rheinland Pfalz) . Und der hatte Glück, denn die Änderung der Rahmenbedingungen der 4108 Teil 3 kam gerade rechtzeitig für die energetische Steildachsanierung des Einfamilienhauses: Mit einer Volldämmung zwischen den Sparren, der neuerdings einfach plan verlegten Dampfbremse und einer schützenden PIR-Aufsparrendämmung fiel die Wahl auf ein leistungsfähiges Sanierungssystem. Vor allem die hautfreundlichen und wasserunempfindlichen Materialien des Komplettsystems überzeugten den Bauherrn. Dass die KfW-geförderte bessere Dämmung dabei günstiger ausfiel als die von der EnEV geforderte war ein willkommener weiterer Vorteil.

Bestandsaufnahme und Dämmwünsche

Das Wohnhaus zeigte eine typische Altbau-Dachsituation:

16 cm dicke Sparren, 8 cm dicke Wärmedämmung (Aluminium kaschierte Mineralfasermatten WLS 040) zwischen den Sparren, raumseitig mit Gipskartonplatten verkleidet.

Die vorhandene Wärmedämmung entsprach nicht den Vorgaben der Energieeinsparverordnung. Durch die verbauten Mineralfasermatten wurden die Anforderung an eine luftdichte und gleichzeitig dampfbremsende Schicht gemäß EnEV und DIN 4108 Teil 7 nicht erfüllt. Weder die Überlappungs- noch die Anschluss- und Detailbereiche entsprachen den Vorgaben an eine luftdichte Schicht.

Aufgrund der Bestandsaufnahme ergaben sich folgende Rahmenbedingungen für die neue Sanierungslösung entsprechend der aktuellen DIN 4108 Teil 3: maximale Sparrenhöhe/Dämmstoffdicke der Zwischensparrendämmung: 160 mm, maximaler sd-Wert der raumseitigen luftdichten/dampfbremsenden Schicht: 10 m, Mindestdicke PIR Aufsparrendämmung (WLS 023/026/027): 80 mm

Aufeinander abgestimmtes System

Aufgrund der neuen DIN-Norm (erschienen im November 2015) konnte Dachdecker Faulhaber dem Bauherrn ein optimal abgestimmtes Komplettsystem vorschlagen:

Der hagelfeste Dämmstoff „BauderPIR“ auf den Sparren schützt Haus und Dachstuhl.

Die plan auf den Sparren verlegte Dampfbremse „BauderTEX“ mit sd-Wert kleiner 10 m ermöglichte eine schnelle und einfache Verlegung.

Das Bauder-„Dämmvlies“ zwischen den Sparren sorgt für noch mehr Dämmung und Lärmschutz.

Mit WLS 023 und WLS 038 und der luftdichten Schicht „BauderTex“ sind die Materialien des Komplettsystems so aufeinander abgestimmt, dass der Dachraum trocken bleibt. Dabei kann PIR ab einer Dicke von 80 mm mit einer Vollsparrendämmung bis 160 mm kombiniert werden und erreicht dabei bereits einen KfW-zuschussfähigen U-Wert von 0,14 W/m2k.

Polyestervlies zwischen den Sparren

Bereits vor Beginn der Sanierungsarbeiten stand für den Hausbesitzer fest, dass er die alte Zwischensparrendämmung aus Mineralfasern auf keinen Fall behalten wollte. Für diese Entscheidung sprachen die mögliche Faserbelastung im Innenraum und Wärmebrücken durch fehlende Dämmung.

Nach dem Ausbau und der fachgerechten Entsorgung der alten Dämmung konnte das neue Dämmvlies verlegt werden. Das hautfreundliche Material besteht nur aus Polyesterfasern, enthält keine Weichmacher und ist schadstofffrei. Es verursacht kein Jucken und kein Augenbrennen, zudem ist es allergikerfreundlich. Durch seine faserige Struktur ist auch für Schallschutz gesorgt. Eine Schutzkleidung war für den Einbau nicht erforderlich. „Wir haben die Dämmplatten mit rund 5 mm Überbreite mit der elektrischen Säge zugeschnitten und dann zwischen die Sparren geklemmt“, erinnert sich Zimmermeister Dennis Faulhaber.

Luftdichte Bahn plan verlegen

Grundsätzlich sind Dachkonstruktionen luftdicht herzustellen. Die große Neuerung ist die wirtschaftliche Verlegung der Dampfbremse, die nicht mehr schlaufenförmig und damit bei Vollsparrendämmungen sehr zeitaufwändig erfolgen muss. Die Dampfbremse „BauderTex“ wurde  in diesem Fall auf dem Sparren plan ausgerichtet und befestigt.

Aufsparrendämmung schützt

Die Aufsparrendämmung mit PIR ist die schützende Dämmhaube für das Haus. Der Polyurethan-Hartschaum besitzt mit WLS 023 eine hohe Dämmleistung bei geringer Dicke, ist ebenfalls schimmelresistent und allergikerfreundlich, formaldehydfrei, druckfest und hagelschlaggeprüft.

Die leichten Wärmedämmplatten konnten dank umlaufender Nut und Feder schnell und wärmebrückenfrei verbunden werden. Mit den selbstklebenden Überlappungen wurde die oberseitige Bahn verklebt. Nach dem Verlegen der für die Lastabtragung erforderlichen Konterlatten und der Verschraubung mit Systemschrauben waren die Dämmarbeiten abgeschlossen und das Gebäude bis zur Aufbringung der Bedachung vor Witterungseinflüssen geschützt.

Autor
Ekkehard Fritz ist Leiter im Fachbereich Steildach bei der Paul Bauder GmbH & Co. KG in Stuttgart.

Der Dachaufbau ergibt einen rechnerischen U-Wert von 0,14 W/m2k

Neue Sanierungslösung durch Änderung der DIN 4108-3

Durch die Überarbeitung der DIN 4108 Teil 3 haben sich neue norm- und fachregelkonforme Lösungen im Steildach ergeben. Neu ist hier Anhang D, der erstmals zum bekannten und in der Norm weiterhin aufgeführten „Glaserverfahren“ sogenannte „Genauere Berechnungsverfahren“ beschreibt. Diese sind unter den Namen „WUFI“ oder „DELPHIN“ bekannt.

Mit diesen hygrothermischen Simulationen mit Computerberechnungsprogrammen lassen sich mit realen Klimadaten Bauteile und somit auch Dächer unter Nutzungsbedingungen über mehrere Jahre simulieren. Im Fokus stehen hier die mögliche Tauwasserbildung und die Austrocknung der Konstruktion sowie eine mögliche Schimmelbildung.

Hierfür wurden auch die Rahmenbedingungen angepasst: die Tauperiode wurde von 60 auf 90 Tage verlängert, die Außentemperatur von -10 ºC auf -5 ºC reduziert, der Wasserdampfsättigungsdruck von 2340 auf 2000 Pascal reduziert. Diese Berechnungen zusammen mit den Änderungen ermöglichen neue Sanierungslösungen mit und ohne vorhandener Zwischensparrendämmung:

Eine intakte, fugenfrei verlegte vorhandene Zwischensparrendämmung kann bleiben. Sie wird nach Abriss der alten Bedachung bis Oberkante Sparren aufgedämmt.

Feuchte oder zusammengesackte, verschimmelte oder schlecht verarbeitete Dämmung zwischen den Sparren muss ausgebaut werden. Hier wird nach Abriss des alten Aufbaus der vorhandene Hohlraum zwischen den Sparren mit einer neuen Vollsparrendämmung versehen.

Gemäß der Änderungen der DIN 4108 folgt im nächsten Schritt die neue, plane Verlegung der Dampfbremse auf den Sparren. Damit diese nicht auf der „kalten“ Seite liegt und um den entsprechenden Wärmeschutz zu erreichen, der mit einer Zwischensparrendämmung nicht möglich ist, wird der gesamte Bereich überdämmt.

Zwei Beispiele

120 mm vorhandene Zwischensparrendämmung + 40 mm „Bauder Dämmvlies“ + 80 mm „BauderPIR“ = U-Wert 0,14 W/m2K.

oder

160 mm „Bauder Dämmvlies“+  80 mm „BauderPIR“ = U-Wert 0,14 W/m2K.

Die Überdämmung ist wichtig, damit alle unterhalb der neuen luftdichten Schicht befindlichen Bauteile im warmen und damit bauphysikalisch unkritischen Bereich liegen.

Bautafel (Auswahl)

Objekt Dachsanierung eines Einfamilienhauses (Baujahr 1976) in 67258 Heßheim

Dachdecker Dachdeckerei Dennis Faulhaber,

67227 Frankenthal

Produkte Bauder Dämmvlies 160 mm, „BauderTex“, „BauderPIR SF 80 mm“

Dachfläche 160 m2

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