Mit Holzfasern zum zweiten Frühling

Ein kleines Haus in Stuttgart wurde aufgestockt und energetisch saniert. An der alten Fachwerk-Fassade brachten die Handwerker ein Vorwandsystem an, mit dem die Fassade ausgerichtet und gleichzeitig mit Holzfasern ausgeblasen werden konnte. Das neue alte Haus ist nun zukunftsfähig saniert.

Ein Einfamilienhaus aus dem Jahr 1890 in Stuttgart sollte nicht nur saniert, sondern grundsätzlich umgestaltet werden. Neben der Aufstockung um ein Vollgeschoss und der Anpassung des Firstes, des Giebels und der Dachschräge an das Nachbarhaus, wurde die Fassade energetisch saniert und das Dach um eine Gaube erweitert.

Neue Gebäudehülle mit Holzfaserdämmung

Die Baumaßnahmen veränderten das ganze Objekt: Außenansicht, Raumgefühl, Heizungs- und Lüftungstechnik und die energetische Modernisierung brachten das Haus rechnerisch auf Neubau-Niveau. „Eigentlich erreicht das Objekt jetzt den KfW 55-Standard“, sagt die Architektin. Wegen des bürokratischen Aufwands nutzt die Familie allerdings nur die Förderung der KfW bezogen auf ein KfW 70-Haus in Form eines zinsverbilligten Darlehens. Weiterhin gibt es einen Zuschuss für die neue Heizungsanlage.

Abriss und Aufstockung

Geplant war, mehr Wohnraum zu schaffen. So wurde das alte Dach zunächst zurückgebaut. Verantwortlich für die Dach- und Holzbauarbeiten war die Mc Cafferty GmbH aus Stuttgart. Das neue Geschoss wurde als Holzbau ausgeführt und auf das Erdgeschoss aufgesetzt. Die Elemente wurden in der Vorfertigung inklusive Putzträgerplatten aus Holzfasern vorbereitet. So ging das Aufrichten auf der Baustelle zügig voran. Nach vorne wünschte sich die Bauherrenfamilie eine Loggia und auch zum Garten wurde auf dem kleinen Anbau ein Balkon integriert.

Auch im Dachaufbau verwendeten die versierten Holzbau-Handwerker Holzfasern als Dämmmaterial. Die Aufdachdämmplatte „Gutex-Ultratherm“ leistet unter anderem auch einen guten sommerlichen Hitzeschutz für die Dachräume. Auch die Schall dämmende Funktion aufgrund der relativ hohen Masse ist erwähnenswert und vor allem auf der Straßenseite wichtig. Ein weiterer Aspekt ist die Hagelschlag-Festigkeit der Holzfaserdämmplatte, die in verschiedenen Tests unter Beweis gestellt wurde.

Neues Fassadensystem für Außendämmung

Immer wieder kniffelig bei Altbauobjekten ist die Außendämmung alter Fassaden und Fachwerkwände. Unebenheiten und Untergrundwechsel an der Fassade stellen die Handwerker hier oft vor Herausforderungen. Der Hersteller Gutex hat für diese Belange ein neues System entwickelt. „Gutex-Durio“ besteht aus der Kombination von Holzkonstruktion und Metallwinkeln. Mit den speziell entwickelten „Durio“-Winkeln kann die Vorwand-Fassade sowohl an der alten Fachwerkkonstruktion, als auch an Mauerwerkswänden befestigt werden. Das System ist dabei sehr flexibel, und die Abstände der Winkel können sich den Gegebenheiten anpassen. Auch im vorliegenden Fall war die Sanierung und Dämmung der alten Fachwerkwände nicht einfach. Die windschiefen und bisweilen „buckligen“ Balken, die mit Ziegeln ausgemauert waren, galt es an zwei Seiten auf modernem Niveau zu dämmen und einen optisch und konstruktiv ordentlichen Anschluss beziehungsweise Übergang zur Holzhausaufstockung zu erreichen. Die Traufwand wies einen „Bauch“ von 6 cm auf 6 m Länge und eine Neigung von 7 cm auf einer Geschosshöhe auf.

Fassadensystem schafft auch den „Bauch“

Der „Bauch“ und die örtlichen Gegebenheiten mit Anschluss zum Nachbarhaus und Gehweg sowie den Übergangen zum Obergeschoss stellten die Holzbauer und Planer vor Herausforderungen. Das Fassadendämm-System „Durio“ wurde speziell für diese Objekt leicht verändert und angepasst: Die Anwendungstechniker von Gutex rechneten alle statischen und bauphysikalischen Anforderungen nochmal durch und gaben die „Sonderkonstruktion“ frei. Konstruktiv konnte eine optisch störende Dehnungsfuge zwischen Altbau-Fachwerk und neuem Holzbau vermieden werden. Bei dem System wird eine Schwelle auf dem einen Untergrund und die obere Schwelle auf dem anderen Untergrund befestigt. Hierdurch können die unterschiedlichen Bewegungen der beiden Bauteile auf eine ganze Geschosshöhe verteilt werden und der Putz bleibt rissfrei.

Eine Holzfaserdämmplatte bildet den Abschluss und kann verputzt oder als hinterlüftete Fassade gestaltet werden. Der Zwischenraum wurde von den Handwerkern der Firma Hans Hägele Holzbau mit der flexiblen Holzfaser-Einblasdämmung „Gutex-Thermofibre“ eingeblasen.

Holzfaser-Einblasdämmung in der neuen Fassade

Für die sachgerechte Ausführung der Einblasdämmung durchlaufen die Fachbetriebe eine Schulung. Hier wird speziell auf die Parameter wie Einblasdruck und -menge abhängig vom Aufbau der Wand oder des Daches sowie die Anordnung der Einblasöffnungen eingegangen. Da beim „Durio“-System die Schwellen waagrecht angebracht sind, die Stiele auf der Vorderkante der Schwelle sitzen, die Einblasflächen relativ groß sind und die Einblasgefache teilweise miteinander verbunden sind, gibt es Besonderheiten zu berücksichtigen. Mehrere Gefache werden über mehrere Schläuche von unten nach oben eingeblasen. Kleine Flächen oder unzugängliche Bereiche werden vorab mit der „Thermoflex“-Dämm-Matte ausgedämmt. Der Einblasdruck wird bei mittlerer Stärke eingestellt, da die abschließende Holzfaserdämmplatte bedingt luftdurchlässig ist und somit gute Voraussetzungen für das Einblasen bestehen. In zu luftdichten Aufbauten stellt sich zum Teil die Problematik, dass die eingeblasene Luft nur schwer entweichen kann. Hier ist der Einblasdruck entsprechend zu reduzieren.

Neue Rohre und Leitungen, zum Beispiel für die neu installierte Lüftungsanlage konnten in der neuen Dämmebene untergebracht werden. Die Starke Überdämmung der Befestigungswinkel gewährleistet, dass hierdurch keine Wärmebrücken entstehen, die die Dämmleistung schwächen.

Automatische Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Die beauftragten Heizungs- und Lüftungstechniker schlugen den Einbau einer zentralen Lüftungsanlage im Obergeschoss und Dachgeschoss vor, sowie eine separat gesteuerte Lüftung im Erdgeschoss.

Ergänzt wird das System durch eine effiziente Gas-Wärmepumpe mit Dreifachtechnologie bestehend aus Zeolith-Sorptionstechnik (Nutzung des Minerals Zeolith im Vakuum-Kreislauf), Gas-Brennwerttechnik und 7,5 m2 Solarthermie für Brauchwasser und Heizungsunterstützung (Flachkollektoren mit bivalentem 400 Liter Pufferspeicher). Die Anlage arbeitet modulierend mit 1,5 bis 10 kW. Das Gesamtsystem aus Heizung und Lüftung ist sehr energiesparend. Der Energieverbrauch des Hauses konnte so von 280 kWh/m2a auf 46,7 kWh/m2a gesenkt werden. Der Primärenergieverbrauch ist entsprechend des Energieausweises mit 60,4 kWh/m2a berechnet.

Autorin
Sabine Euler ist Marketingberaterin, lebt im Südschwarzwald und betreut die Firma Gutex bei der Pressearbeit.

Mit dem Fassadensystem können Unebenheiten an der Fassade ausgeglichen werden

Baubeteiligte (Auswahl)

Holzbau, Dacheindeckung, Holzfaser-Dämmung Mc Cafferty GmbH, Holzbau und Planung, John Mc Cafferty, 70469 Suttgart, www.mc-cafferty.de

Architektur raum plan GmbH, Architekten und Techniker, Angela Rimmele, 70469 Stuttgart, www.raum-plan.com

Holzfaser-Einblasdämmung Hans Hägele Holzbau, 73666 Baltmannsweiler, www.haegele-holzbau.de

Lüftung und Heiztechnik VisionAIR Lüftungs- und Luftheiztechnik GmbH, 73061 Ebersbach an der Fils, www.visionair.eu

Material / Hersteller (Auswahl)

Dämmung Aufdachdämmplatte „Gutex-Ultratherm“ / Fassaden-Dämmsystem „Durio“ / „Thermoflex“-Dämmmatten / Holzfaser-Einblasdämmung „Thermofibre“

Gutex-Holzfaserplattenwerk, H. Henselmann GmbH Co KG,

79761 Waldshut-Tiengen, www.gutex.de

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