Mauerwerksverband contra Holzbau
Mit markigen Worten hat die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e.V. (DGfM) auf der Messe BAU gegen die Holzwirtschaft „geschossen“. In der Ankündigung zur Pressekonferenz war dann auch zu lesen, dass Deutschland sein „Natur-Tafelsilber“ weg gäbe, es drohe ein zunehmender „Kahlschlag“, schon heute werde in den Wäldern kräftig für die Bauwirtschaft „gerodet“. Der Nadelholzbestand sei besonders betroffen, der Verbrauch läge um 15 Prozent über der natürlichen Wachstumsrate. Wissenschaftler würden „Alarm schlagen“, denn um den Bedarf zu befriedigen sei Deutschland auf Nadelholz-Importe angewiesen, die wiederum seien nicht immer zertifiziert. Die Ökobilanz von importierten Hölzern sei fünf Mal schlechter als heimisches Holz.
Argumente für Mauerwerk
Angeführt wurde eine wissenschaftliche Studie eines Beratungsinstituts, die den Fakten-Check „Massivhaus versus Holzhaus“ untermauern sollte. „Häuser aus Mauerwerk haben längerfristig je nach Wirkungsindikator sogar eine bessere Öko-Bilanz als Holzhäuser“, sagt Dr. Sebastian Pohl, der sich beim LCEE-Beratungsinstitut (Life Cycle Engineering Experts), einem Ableger der TU Darmstadt, auf die Optimierung der Nachhaltigkeit im Bauwesen spezialisiert hat. Herangezogen für die Studie wurden sogenannte Nachhaltigkeitsberechnungen durch das DGNB-Verfahren.
Dass nackte Zahlen ganz unterschiedlich interpretiert werden können oder bisweilen einfach falsch sind zeigt die Gegendarstellung von ProHolz Bayern, die andere Experten zu Rate ziehen. Der Leiter des Lehrstuhl für Waldbau an der TU München weißt die Vorwürfe von Kahlschlägen zurück und betont gleichzeitig, dass sich der natürliche Holzzuwachs auf Rekordniveau befinde. Laut Bundeswaldagentur werden pro Jahr und pro Hektar 9 Kubikmeter Holz eingeschlagen, dem stehen Wachstumsraten von 11,9 Kubikmeter entgegen.
Der Wald wächst
„Im letzten Jahrzehnt hat die Waldfläche in Deutschland um 0,4 Prozent zugenommen, das sind 50 000 Hektar“, sagt Reinhard Mosandl. Auch die 15prozentige Übernutzung des Nadelholzbestandes ist laut Mosandl ein Gerücht. „Richtig ist, dass der Fichtenvorrat gegenüber der letzten Inventur um 4 Prozent abgenommen hat.“ Die sei aber auch dem Waldumbau – mehr Mischwälder – geschuldet und forstpolitsch angeraten“. Kurz gesagt: Ein gesunder Wald besteht aus Mischwald, weniger aus Mono-Fichtekulturen.
Um die Studie des DGfM besser einzuordnen, ist es auch wichtig zu wissen, dass zum Bau der Holzgebäude in der aktuellen Anzahl nur gerade mal ein Drittel des natürlichen jährlichen Holzzuwachses in Deutschland benötigt wird. Zudem lässt die Studie außer acht, dass inzwischen auch Laubholz als Bauholz verwendet wird. Noch in geringer Zahl, aber die Entwicklungen in dieser Richtung laufen.
Ganz außen vor lässt der DGfM, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und damit CO2 beim Wachstum bindet (und über lange Zeit puffert) und dabei gleichzeitig Sauerstoff produziert. Weitere Informationen hierzu gibt es auch in der Broschüre „Stop CO2 jetzt“ unter www.stopco2.jetzt.
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