Luftdicht von außen
In der kalten Jahreszeit ist es offensichtlich: Der wichtigste Grund für die Sanierung von Dachwohnungen ist die energetische Ertüchtigung. Eine Zwischensparrendämmung kombiniert mit einer Aufsparrendämmung ist hier eine häufig eingesetzte Lösung. Clevere Klebe-Lösungen erleichtern das Erreichen der Luftdichtigkeit.
Viele unsanierte Dachwohnungen sind ungemütlich und zugig, das liegt zum einen am unzureichenden Wärmeschutz, einhergehend mit kalten Außenwänden, aber auch an der mangelnden Luftdichtheit. Die Sanierung von außen ist ein probates Mittel, um bewohnte Dachgeschosswohnungen zu sanieren.
Luftdicht über dem Sparren
Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die häufigste Art und Weise ist die Kombination aus Zwischensparren- und Aufsparrendämmung. Für die richtige Funktion der Wärmedämmkonstruktion ist der fachgerechte Einbau einer Luftdichtungsbahn erforderlich. Nach EnEV ist die Luftdichtung auch vorgeschrieben. Abhängig von der Gesamtkonstruktion gibt es zwei Varianten, die sich auf dem Markt durchgesetzt haben und als die am Sichersten gelten. Sie unterscheiden sich durch die Verarbeitungsweise und den sd-Wert der verwendeten Bahnen.
Sub-and-Top-Lösung
Erstens die Sub-and-Top-Lösung: Die feuchtevariable Sanierungsdampfbremse wird schlaufenförmig sub-and-top verlegt (im Gefachbereich innen auf der vorhandenen Innenbekleidung aufliegend, im Sparrenbereich außenseitig über das Holz geführt). Es erfolgt eine Zwischensparrendämmung und oft eine zusätzliche Überdämmung der Sparren mit Aufdachdämmstoff, zum Beispiel mit Holzfaserdämmplatten.
Die zweite Variante ist die flächige Verlegung. Hier wird zuerst der bestehende Sparrenzwischenraum komplett ausgedämmt. Anschließend wird die Luftdichtungsbahn über die Sparren verlegt und mit einer Aufsparrendämmung aus Holzfaserunterdeckplatten überdämmt.
Die Auswahl der richtigen Bahn
Bei beiden Varianten ist die Auswahl der richtigen Dachbahn mit entsprechendem sd-Wert entscheidend. Bei der Sub-and-Top-Verlegung sollte ein niedriger sd-Wert der Bahn (oberseitig der Sparren) angestrebt werden, da dieser die Austrocknung von auftretender Kondensatfeuchte begünstigt. Eine Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn mit feuchtevariablem Diffusionswiderstand, der im feuchten Bereich sd-Werte kleiner 0,1 m annehmen kann, ermöglicht, dass auftretende Feuchtigkeit nach außen abtrocknet. Dadurch steigt die mögliche Austrocknung deutlich und Sanierungen als Folge von Bauschäden durch Schimmelpilzbildung werden vermieden. Bei der Verlegung einer Luftdichtheitsbahn auf den Sparren müssen diffusionsoffene Bahnen verwendet werden. Dampfbremsen wären hier zu weit im Kaltbereich angeordnet. [1] ↓
Praxisbeispiel mit schwierigem Dachaufbau
Die Auswahl des Sanierungssystems ist von den Gegebenheiten abhängig. Die Sub-and-Top Lösung ist die bauphysikalisch sicherere Variante. Jedoch wird die flächige Verlegung über den Sparren oft aus Zeit- und Kostengründen bevorzugt. Bei dem dargestellten Bauvorhaben haben sich Architekt und Verarbeiter aufgrund des schwierigen Dachaufbaus für eine flächige Verlegung entschieden. Andernfalls hätten Gratsparren, Aufschieblinge, Zwischenwände die teilweise in die Dämmebene hineinragen und Versorgungsleitungen berücksichtigt werden müssen.
Anschluss an die Traufe
Die Luftdichtungsebene darf keine Lücken ausweisen, weil auch kleinste Leckagen große Bauschäden verursachen können. Beispielsweise kann durch eine 1 mm Fuge mit 1 m Länge bis zu 800 Gramm Wasser pro Tag in die Konstruktion beziehungsweise in die Dämmung eindringen. Die größte Fehlerquelle bei Planung und Verarbeitung ist, dass Detaillösungen nicht zu Ende gedacht beziehungsweise bewusst oder unbewusst übersehen werden.
Die Herausforderung ist hier, dass die Folie im Traufbereich von der Ebene oberhalb der Sparren zum Ringanker beziehungsweise zum Mauerwerk hinunter geführt werden muss. Die schnellste und sicherste Variante ist generell, im Traufbereich die alten Sparren zu kürzen. In diesem Fall konnte der neue Dachüberstand im Bereich der Dämmung mit aufgedoppelten Hölzern neu ausgebildet werden.
Sollte dies wie im gegebenen Fall nicht möglich sein, muss die Luftdichtungsbahn um die bestehenden Sparren herumgeführt werden. Diese Sparrendurchdringungen abzudichten stellt einen erheblichen Arbeitsaufwand dar. Problematisch ist hier zum einen die nicht vorhandene Befestigungsmöglichkeit der Folien an den Sparrenflanken und zum anderen die raue Holzstruktur, an der angeklebt werden muss und die oft noch durch Längsrisse begleitet wird.
Arbeiten mit vorgefertigter Montageleiste
Fehlen Befestigungsmöglichkeit an den Sparren, ist es sinnvoll diese zu schaffen. Dafür gibt es vorgefertigte Detaillösungen, wie beispielsweise die Montagehilfe „Tescon Fix“, die das Unternehmen Moll pro clima im Herbst 2014 eingeführt hat. „Tescon Fix“ schafft bei eckigen und leicht runden Durchdringungen eine saubere Verklebungsebene für den luftdichten Abschluss. Der definierte Abschluss ermöglicht hohlraumfreies Dämmen.
Viele Handwerker stellen diesen Übergang mit Dachlattenstücken her. Jedoch ist dies mit höherem Zeit- und Werkzeugaufwand verbunden. „Tescon Fix“ kann mit einem Cuttermesser zugeschnitten und mit einem herkömmlichen Tacker befestigt werden.
Autor
Jochen Götz ist Zimmerermeister und berät Luftdichtungs- und Winddichtungssysteme für Moll pro clima.
Bei der Sub-and-Top-Verlegung sollte ein niedriger sd-Wert der Bahn genommen werden
Verarbeitungshinweise
und Sanierungsseminare
Die Verarbeitungshinweise der vorgefertigten Montagewinkelleiste finden Sie detailliert hier: http://bit.ly/1LMVbSu
Moll pro clima bietet Sanierungsseminare an, in denen praktische Lösungen vorgestellt und ausgeführt werden: Information und Anmeldung unter http://de.proclima.com/service/seminare/praxisgerecht-sanieren