Liebe Leserin, lieber Leser,
Altes bewahren – das ist ein sehr konservativer Gedanke (vom Lateinischen conservativus – erhaltend, bewahrend – wovon sich auch konservieren ableitet), aber wer will schon konservativ sein? Konservativ gilt bei vielen Menschen eher als Schimpfwort. Wir dagegen wollen doch fortschreiten, modern sein und gestalten. Aber kann man auch konservativ-modern in die Zukunft gehen? Ich meine „ja“ und bin der Überzeugung, dass wir uns in Zukunft noch viel mehr und allumfassend auf das Erhalten konzentrieren müssen.
Nehmen wir den Dach- und Holzbau: Es ist allgemein bekannt, dass die Neubauquote immer mehr zurückgeht. Sogar Hersteller von Fertighäusern, die sich in ihren Anfängen nur dem Neubau verschrieben haben, bieten mittlerweile auch für Aufstockungen und Sanierungen Lösungen an. Dass die Neubauquote so gering ist (etwa 0,5 Prozent des Gebäudebestands), ist auch gut so, denn zum einen gibt es in vielen Regionen Leerstände und zudem sind Neubauten per se nicht umweltfreundlicher als Altbauten – im Gegenteil. Bei der Begleitstudie zum Velux Licht-Aktiv-Haus in Hamburg (nachweislich ein Energie-Plus-Haus, das also im Betrieb mehr Energie produziert als es verbraucht) kam heraus, dass bei der Sanierung des Bestandhauses die Energiebilanz deutlich besser ausfiel als beim energetisch hochwertigen Neubau, der direkt daneben entstand. Hierzu muss man wissen, dass bei der Energiebilanz alle Baustoffe energetisch betrachtet werden, in ihrem gesamten Lebenszyklus. Und der betrifft eben auch die Herstellung, den Abriss und die Entsorgung von Baustoffen .
Sanierungen – energetisch oder hinsichtlich des Tragwerks – werden also das Hauptgeschäft von Zimmerern und Dachdeckern bleiben. Grund genug, sich hier fit zu machen und sich fortzubilden. Im aktuellen Heft, das Sie in den Händen halten, gehen wir in vielen Beiträgen darauf ein. So lesen Sie auf Seite 16 wie die Sanierung des nunmehr fast 400 Jahre alten Hospiz auf dem St. Gotthard-Pass die Handwerker bei der Dachsanierung mit Zink und Blei herausforderte oder erfahren in den Beiträgen auf Seite 60 und 64 wie die Sanierung von alten Decken und Balken fachgerecht durchgeführt wird. Dort erklären wir Ihnen mit Praxisbeispielen die Arbeiten Schritt für Schritt.
Und damit wir nicht nur Altes erhalten, sondern auch Neues gestalten – und uns damit für die Energiewende bereit
machen – finden Sie anlässlich der Messe Intersolar in München (vom 13. bis 15. Juni) ein Produkte Spezial mit vielen Neuerungen aus der Solar-Branche.
Lassen Sie sich inspirieren und argumentieren Sie ruhig mal konservativ!