Großer Zirkus für kleine Artisten
Spenden ermöglichten den Bau eines Zirkusgebäudes in Kassel, in dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam proben und aufführen. Der oktagonale Bau wurde in Holzbauweise realisiert. Gedämmt wurden die vorgefertigten und vor Ort montierten Holzelemente mit einer Einblasdämmung aus Zellulose.
„ZirkuTopia“, so heißt ein ganz besonderer Zirkus auf dem inklusiven Kultur- und Abenteuerspielplatz „Wilde Warte“ im nordhessischen Kassel. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung können hier gemeinsam spielen und Zirkusluft schnuppern. Durch die gezielte Förderung von Motorik, Selbstbewusstsein, Kreativität, Engagement und Kritikfähigkeit sowie Verantwortungsbewusstsein vermittelt die Zirkuspädagogik dabei Fähigkeiten, die weit über das Alltagsleben der Kinder hinausgehen und von denen sie dauerhaft profitieren. Das Ergebnis sind einzigartige Vorstellungen real gewordener Kinderträume.
Da das alte Zirkuszelt jedoch in der kalten Jahreszeit nicht für Proben und Vorführungen geeignet war, entstand der Plan, eine Halle – sozusagen als festes Zirkuszelt – aus Holz zu bauen, die beheizbar ist und über Anschlüsse für Strom- und Wasser verfügt. Gemeinsam mit zahlreichen Sponsoren aus der Region unterstützte der Verein Star Care Hessen e.V., eine Initiative von Mitarbeitern des Mercedes-Benz Werkes in Kassel, das Vorhaben. Die Hessenmetropole stellte das benötigte Grundstück dauerhaft kostenfrei zur Verfügung. Die isofloc Wärmedämmtechnik GmbH engagierte sich bei dem Projekt mit einer Materialspende zur Wärmedämmung.
Geplant war ein Neubau mit einer Fläche von 149 m². Groß genug für Theaterproben und Spiele mit 20 bis 30 Teilnehmern. Auch kleinere Veranstaltungen und Feste mit teilweiser Bestuhlung sind möglich.
Als achteckiger, freitragender Kuppelbau mit schräg nach außen geneigten Wänden greift das Oktagon das Motiv eines Zirkuszeltes auf. Die Wände sind geschlossen. Damit fokussiert die Architektur auf das Zirkusgeschehen. Großzügige Oberlichter versorgen dennoch den Raum mit Tageslicht. Der Bau schließt an das Haupthaus des Abenteuerspielplatzes an, der durch einen Anbau mit barrierefreiem WC (mit Dusche), einem kleinen Lagerraum sowie einer offenen Umkleide ergänzt wird.
Zirkuszelt aus Holz
Erstellt wurde der vom Kasseler Architekturbüro Hegger Hegger Schleiff (HHS-AG) geplante Bau aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Dach und Wände wurden auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton montiert. Später wurde eine Unterkonstruktion aus Holz auf dem Boden montiert. Im Rauminneren bleiben sowohl die Holzunterkonstruktion als auch die Holzwerkstoffplatten sichtbar. Holzleisten decken die Elementstöße ab, lassen die Formate erkennen und lockern das Bild auf. Außen erhielt die Fassade eine horizontale Holzverschalung (27 mm Trendliner) auf Fuge.
Die Dachelemente bestehen aus ebenfalls nach innen sichtbaren, 15 mm dicken Holzwerkstoffplatten, die außenseitig durch eine 28 mm Schalung mit Faserzementplatten eingedeckt wurden. Außenwände und Dach entsprechen der Feuerwiderstandsklasse F30-B.
Die Lohfeldener Firma Langhuth Holzbau, ein zertifizierter Isofloc-Fachbetrieb, fertigte die Holzelemente in ihren Werkstätten vor und montierte diese vor Ort. Anschließend wurden die Wandhohlräume der Wand- und Dachelemente auf der Baustelle durch eine Einblasdämmung aus Zellulosefasern gedämmt.
Der Dämmstoff wurde ebenfalls im Bodenbereich eingebracht. Hier wurde die Stahlbeton-Bodenplatte mit Bitumenbahnen abgedichtet, auf denen anschließend eine Kreuzlattung aus 2 x 80 mm Traghölzern montiert wurde. Die Dämmung der Konstruktion mit Einblaszellulose erfolgte parallel zur Verlegung der abschließenden 30 mm dicken Holzwerkstoffplatte.
Amplitudenverschiebung
Durch die guten bauphysikalischen Eigenschaften verzögert sich an heißen Tagen der Wärmedurchgang und ein Aufheizen im Inneren des Zirkusbaus wird verringert (Amplitudenverschiebung). Dies sorgt für ein behagliches Raumklima und bietet den Zirkuskindern und Betreuern angenehme Trainingsbedingungen, die sich im Sommer mehrfach sehr positiv über das gute Raumklima äußerten. Bei entsprechenden konstruktiven Gegebenheiten sind die Schalldämmwerte der Holzbaukonstruktionen vergleichbar mit denen im Massivbau. Insgesamt konnte durch die Dämmung mit Isofloc-Zellulosefasern eine hochgedämmte, weitgehend wärmebrückenfreie Gebäudehülle erstellt werden, die den Anforderungen der Energie-Einsparverordnung (EnEV) 2014 entspricht.
Der achteckige Kuppelbau wird als Zirkuszelt wahrgenommen
Wissenswertes über Zellulose
Sowohl im Wand- wie auch im Bodenbereich kam Zellulosedämmung zum Einsatz, die umweltfreundlich und energiesparend hergestellt wird. Der Energieaufwand für die Herstellung von Zellulose des Herstellers Isofloc beträgt 160 W/kg. Bezogen auf einen Kubikmeter sind das bei einer Verdichtung von 50 kg/m³ etwa 8 kWh/m³. Der im Werk Lohfelden benötigte Strom wird CO2-neutral aus Wasserkraft hergestellt.
Wird eine ungedämmte Altbau-Konstruktion nachträglich mit Isofloc gedämmt, liegt die energetische Amortisationszeit bei nur zwei Monaten. Das Treibhauspotential GWP (kg CO2-eq) beträgt 1,1 pro kg/Isofloc. Es wird also mit Isofloc durch die Kette Holz-Papier-Zellulose mehr CO2 gebunden als freigesetzt.
Der einblasbare Dämmstoff passt sich beim Befüllen an die verschiedensten Hohlräume an. Durch die lose Form kann jede Dämmstärke und jede Geometrie gedämmt werden. Dies erhöht die Einbaugeschwindigkeit sowie die Wirtschaftlichkeit. Der Hohlraum wird mit leichtem Überdruck gefüllt und die Dämmung setzungssicher verdichtet. Zertifizierte Isofloc-Fachbetriebe werden vom Hersteller in der fachgerechten Verarbeitung geschult. Durch Updateseminare erfolgt ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch.
Bauphysikalische Argumente
Die Wärmedämmfähigkeit, die hohe Materialdichte und die gute Wärmespeicherfähigkeit wirken nicht nur gegen Kälte, sondern bieten auch einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Für den sommerlichen Wärmeschutz sprechen die WLS von 040, die hohe Rohdichte von 45 bis 60 kg/m³ in geschlossenen Gefachen sowie die hohe spezifische Wärmekapazität. Das führt im Sommer zu einer besonders ausgeprägten Phasenverschiebung und sorgt für mehr Behaglichkeit im Wohnraum.
Bautafel (Auswahl)
Objekt Zirkusgebäude/Trainingshalle mit
Nebenräumen aus Holzrahmenelementen
Bauherr ZirkuTopia e.V., 34134 Kassel
Planung Hegger, Hegger, Schleiff HHS Planer +
Architekten AG, 34119 Kassel
Statik Hartmut Goldmann, Ingenieurbüro für
Bauwesen, 34317 Habichtswald
Holzbau und zertifizierter Einblasbetrieb
Langhuth Holzbau, 34253 Lohfelden,
Web-Service:
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