Dach bis zum Boden

Das alte Haus in Helmern ist ein Unikat. An den Längsseiten gibt es keine Fassade, denn das Dach reicht bis zum Boden. Ein einziges Gaubenfenster öffnet die Dachfläche auf einer Seite. Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten an diesem Baudenkmal erhielt das Dach eine Eindeckung mit dem Mittelformat-Ziegel.

Bei der Weltausstellung in Turin 1911 wurde ein Wohnhaus vorgestellt, das so gar nicht ins gewohnte Bild eines ordentlichen Hauses passte. Es bestand nur aus einem Satteldach, aber mit einer geschwungenen Dachlinie – der Querschnitt der Giebelansicht erinnert an eine Glocke oder an ein stehendes Ei. Der Vorteil des gewölbten Dachs: eine bessere Nutzung des Raums. Sicher gab es viele Spötter unter dem internationalen Publikum, aber offensichtlich auch einige Fans dieser Konstruktion. Sie errichteten „Eierhäuser“ im brandenburgischen Saarow am Scharmützelsee, am österreichischen Wallersee und im westfälischen Helmern. 2008 wurde das „Fachwerkhaus am Waldhoffweg“ als Nummer 79 in die Denkmalliste der Stadt Willebadessen eingetragen, zu der der Weiler Helmern heute gehört.

Ein Hohlfalzziegel für das neue Dach

„Wir haben dem alten Haus quasi das Leben gerettet“, berichtet Bauherr Thomas Glinz, der das leerstehende und völlig heruntergekommene Baudenkmal vor rund zwanzig Jahren für seine Familie kaufte. Überwiegend in Eigenarbeit sanierten er, seine Freunde und Nachbarn seither das „Eierhaus“. Als eine der letzten Bautätigkeiten kam das Dach an die Reihe. Die alten Hohlpfannen aus der Entstehungszeit hatten mittlerweile eine grenzwertige Qualität, und da das Obergeschoss ursprünglich nicht zu Wohnzwecken genutzt wurde, gab es auch keinerlei Wärmedämmung.

Um das Bild des Denkmals nicht zu beeinträchtigen, machte sich der Bauherr mit einem alten Ziegel als Muster auf zum Baustofffachhandel. Dort empfahl man ihm den Ziegel „Melodie“ in naturrot, den leichten Hohlfalzziegel des Herstellers Creaton. Dieser ähnelte dem Original weitgehend und ist darüber hinaus leicht. Durch sein Verschiebespiel ist er zudem flexibel und erwies sich für diese Dachform als ideal. Mit einem geringen Stückgewicht von nur 3,2 kg punktet der Ziegel vor allem durch seine Verarbeitungsfreundlichkeit und ermöglicht dadurch eine einfachere und schnellere Dachlogistik. Mit seinem enormen Decklängenspiel von 35 mm bietet er vor allem für die Sanierung im Denkmalbereich eine optimale Anpassung an die Lattweiten-Einteilung. Und mit seiner ausgeprägten Verfalzung ermöglicht der Hohlfalzziegel eine hohe Überdeckung selbst bei maximalem Verschiebespiel. So ist auch bei extremen Wetterverhältnissen eine sehr gute Regeneintragsicherheit gewährleistet.

Energetisch und optisch optimiert

Ein Zimmerer, Nachbar und Freund der Familie, übernahm die Leitung der Dacharbeiten. Das alte Dach wurde abgedeckt, danach konnten schadhafte Stellen im Dachstuhl repariert werden. Dann wurde das gesamte Dach innen verschalt. Zwischen die Sparren kamen 300 mm Steinwolle als Dämmung, die auch nach außen holzverschalt wurden. Als Schalungsbahn verlegte der Zimmermann die regensichere Unterdachbahn „Trio“ von Creaton, die während der Bauarbeiten zugleich als Behelfsdeckung diente. Dann wurden Konterlattung und Lattung verlegt.

Die ersten Dachziegelreihen konnten noch ohne Gerüst vom Boden aus in die Lattung eingehängt werden. Lediglich an den Giebelseiten war ein Gerüst erforderlich.

Mit seinen übersichtlichen Maßen von etwa 440 x 255 mm wurden pro Quadratmeter Dachfläche im Mittel etwa 14,5 Ziegel benötigt. Wegen der teilweise fast senkrechten Dachneigung kamen auf die insgesamt 3200 Ziegel rund 1750 Sturmklammern. Zur besseren Hinterlüftung wurde die letzte Reihe vor dem First mit First­­­anschlusslüfterziegeln ausgestattet. Auch sonst achteten Bauherr und Zimmermann nicht zuletzt aus Denkmalschutzgründen auf ein vollkeramisches Dach aus einer Hand. Deshalb kamen ebenso die Ortgangziegel und die keramische Tondunstrohrhaube „Signum“ Typ A zum Einsatz. Schieferplatten verlängern den keramischen Ortgang nach unten und nehmen dabei die Farbe der Fachwerkbalken auf – ein schwarzweißroter Farbakkord auf den Giebelseiten.

Bewohnbares Schmuckstück

Mit der Dachsanierung nahm eine mittlerweile 20 Jahre andauernde „Eierhaus-Rettungsaktion“ ihr Ende, die es nach außen für Helmerner und Touristen wieder zu einem Schmuckstück werden ließ. Und innen für die Familie Glinz zu einem bewohnbaren, komfortablen Heim nach dem neuestem Stand der Technik.

Autor
Stefan Zdechlikiewitz betreute als Creaton-Fachberater die Sanierung des „Eierhauses“ in Helmern.

Wegen der teilweise fast senkrechten Dachneigung kamen auf die insgesamt 3200 Ziegel rund 1750 Sturmklammern

Bautafel (Auswahl)

Objekt Fachwerkhaus-Dachsanierung in Helmern, 34439 Willebadessen-Helmern

Bauherr Thomas Glinz, Willebadessen-Helmern

Dachausführung Zimmerer H. Ernst, Willebadessen-Helmern

Verbaute Produkte   

Dachziegel „Melodie“ naturrot
Firstanschluss-Lüfter- und Ortgangziegel
„Signum“-Dunstrohr
Unterdachbahn „Trio“
Sturmverklammerung

Dachfläche 220 m²

Hersteller Creaton AG, Wertingen, www.creaton.de

Im Internet finden Sie weitere Fotos vom fertig gedeckten „Eierhaus“. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

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