Aufsparren-Dämmsystem

Denkmalgeschütztes Schuldach in Leverkusen mit direkt nagelbarer Wärmedämmung saniert

Die alte Schule im Leverkusener Stadtteil Hederichsfeld steht unter Denkmalschutz. Teile der Schuldächer wurden 2014 mit einem direkt nagelbaren Aufsparrendämmsystem saniert und mit der Altdeutschen Deckung neu eingedeckt. Die zusätzliche Wärmedämmung ist denkmalgerecht eingebaut und nicht erkennbar.

Im Zentrum von Leverkusen-Opladen, unweit der Fußgängerzone, wurde ein Teil der Hauptschule im Hederichsfeld saniert. Das repräsentative Gebäude, 1913 vom Architekten Prof. Peter Klotzbach errichtet, gehört heute zu den prägenden Baudenkmälern im Stadtkern von Opladen. Der Schulbau erfuhr in seiner lebhaften Geschichte vielfältige Um- und Anbauten und besteht heute aus sieben Gebäudeteilen, die vielfältige Nutzungen ermöglichen. Die aktuelle abgeschlossene Dach- und Bauwerkssanierung betrifft drei der sieben Gebäudeteile, unter anderem die technisch interessante Dachkonstruktion einer Turnhalle. Um die sehenswerten Holztragwerke zu erhalten, wurden die Dächer oberhalb der Tragwerke mit einem direkt nagelbaren Aufsparrendämmsystem von Rathscheck Schiefer gedämmt und denkmalgerecht mit einer Altdeutschen Deckung aus Moselschiefer neu eingedeckt. Dabei legte die Stadt Leverkusen als Bauherr und die Architektin Annegret Schüttler-Maser großen Wert auf eine detailgetreue Sanierung, die den heute geforderten Dämmstandard der sanierten Gebäudeteile nicht erkennen lässt.

Aufsparrendämmung in der Denkmalpflege

Sind sie auch noch so energetisch wirkungsvoll und konstruktiv sinnvoll, Aufsparrendämmungen werden von der Denkmalpflege nicht selten mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Die anschließend dickere Dachkonstruktion, so die Befürchtung, verändert die ursprüngliche Optik und Eleganz einer Dachlandschaft. Dass diese Befürchtung unbegründet ist, zeigen mittlerweile viele ausgeführte Objekte. Auch bei der Schule in Leverkusen wurde eine schlanke Lösung gefunden.

Die insgesamt 122 mm dickere Dachkonstruktion ist heute im Bereich der Aufschieblinge und des Traufgesimses kaschiert. Anfängliche Planungen einer denkmalgerechten Traufsituation sahen eine geometrisch angepasste, schlank zur Regenrinne auslaufende Traufbohle vor. Diese Traufbohle sollte auf dem Gesims liegen und dort verschraubt sein. Doch bereits die ersten Abrissarbeiten zeigten mindestens zwei Hindernisse für diese Konstruktion auf: Zum einen erwies sich die Traufe schlichtweg als schief und damit die geometrische Anpassung der Traufbohle als extrem aufwendig. Zum anderen bestand das Traufgesims, auf dem die Traufbohle befestigt werden sollte, aus Ziegelmauersteinen, die teilweise bereits durch Beton ersetzt wurden. Dieses Konstrukt erschien an vielen Stellen für eine Dübelbefestigung der Traufbohle nicht geeignet. Die beteiligten Planer und auch die Handwerker befürchteten Abrisse am Traufgesims.

Schlanker Fuß

In Zusammenarbeit mit der Architektin, der Denkmalpflege, dem Dachdeckerbetrieb Prange und der Zimmerei Heinrich Haveloh wurde vor Ort ein neues, ähnlich schlankes Traufdetail entwickelt. Der geometrisch leicht abgewandelte zweiteilige Aufschiebling wurde dabei so weit verschlankt, dass der durch die Aufsparrendämmung um 122 mm höhere Dachaufbau, unten an der Traufe ankommend, möglichst gering aufbaut (siehe Abbildung Seite 21). Die Arbeiten an der Traufkonstruktion wurden gemeinsam mit den erforderlichen Ertüchtigungsarbeiten am Turnhallendach ausgeführt. Bei dieser Dachkonstruktion hatten die Zimmerer den Auftrag, das Dachtragwerk aus frei gespannten Hauptträgern mit Hilfe von Zugbändern zu verstärken.

Die eigentliche Aufsparrendämmung beginnt am oberen der zwei Aufschieblinge oberhalb eines 2,4 x 12 cm dicken Anschlagbrettes. Dieses Brett wird von 8 x 10 cm dicken Knaggen gehalten. Zwischen den Knaggen montierten die Handwerker exakt passende 8 cm dicke PUR/PIR-Dämmplatten. Den zwischen diesen Platten und dem Traufgesims entstehenden dreieckigen Hohlraum verfüllten die Handwerker mit Mineralfaser. Auf die Knaggen wurde abschließend eine weitere Lage  PUR/PIR-Dämmplatten (2 cm) verlegt und darauf direkt die 24 mm dicke Vollschalung als Basis für die Schieferdeckung genagelt. Am unteren Ende der Knaggen wurde nochmals ein 2,4 cm dickes Brett und davor eine etwa 6 cm hohe und 3,5 cm dicke zementgebundene Holzwolleleichtbauplatte geschraubt. Mit einem Armierungsgitter versehen, wird diese Leichtbauplatte mit dem vorhandenen Gesims verbunden, gemeinsam verputzt und erzeugt auf diese Weise ein unmerklich um etwa 5 cm höheres Traufgesims. Die davor hängende Rinne kaschiert diese Situation.

Aufsparrendämmung und Schiefer

Einen wichtigen Beitrag zur schlanken Dachkonstruktion leistet das PUR/PIR-Aufsparren-Dämmelement ThermoSklent D. Mit einer Dicke von 100 mm PUR/PIR + einer 22 mm Baufurniersperrholz(BFU)-Platte und einem Lambda-Wert von nur 0,023 W/mK ermöglicht dieses Element einen U-Wert von 0,21 W/m²K und damit einen in der Denkmalpflege sehr respektablen Dämmwert. Die 7-fach kreuzverleimten Furniere der 22 mm dicken BFU-Platte sichern einen überaus soliden Aufbau und lassen sich zudem – das schätzten Schieferdecker sehr – besonders angenehm, leise und vibrationsarm nageln. Damit ist eine solide und langlebige Fixierung der Schiefer bestmöglich gesichert. Das hochwertige Dämmelement lässt sich darüber hinaus sehr gut mit handelsüblichen Handkreissägen vor Ort bearbeiten. Die vielen erforderlichen Gehrungsschnitte an den Walmen waren damit stets exakt und professionell bis in die Ecken ausgeführt.

Altdeutsche Deckung mit Moselschiefer

Nach der Vollverschalung im Bereich der Aufschieblinge und der Dämmung der Dachflächen wurden die neuen Oberflächen mit einer Vordeckung versehen und mit der geforderten Altdeutschen Deckung aus Moselschiefer eingedeckt. Dabei legte die im Sektor der Denkmalpflege anerkannte Dachdeckerunternehmen Prange großen Wert auf eine exakte, detailgetreue Ausführung der Altdeutschen Deckung. Dazu gehört unter anderem die Wahl der passenden Steinsortierung, die Rathscheck aus Moselschiefer in der Sortierung 1/8 – 1/12 – 1/16 und 1/32 lieferte. Die Deckung der 51° geneigten Dächer beginnt mit einem klassischen gegenläufigen Fußgebinde. Darüber folgen rechts deckende Gebinde mit einer Gebindesteigung von 27 cm pro Meter. In die Deckung wurden, je nach Sparrenlänge, bis zu drei Reihen Sicherheitsdachhaken integriert. Die eingebundenen linken Hauptkehlen beginnen am Wasserstein und enden am Schwärmer. Die Kehlsteine der Hauptkehlen wurden mit rundem Rücken und rundem Bruch zugerichtet. Die Wandanschlüsse sind mit fünf Steine breiten Wandanschlusskehlen gedeckt. An den Graten beginnt die Deckung mit einem Anfangort als Stichort und endet mit einem gestaffelten Doppelendort. Alle Grate sind mit Überstand gedeckt. Die eingedeckte Dachfläche weist immer wieder typische Merkmale einer klassischen Altdeutschen Deckung auf. Dazu gehören z. B. Übersetzungen von zwei auf einen Stein und die sich zum First hin verjüngenden Gebinde. So ist sichergestellt, dass die denkmalgerechte Sanierung inklusive der Wärmedämmung dem Anspruch der Denkmalpflege gerecht wird.

Autor

Gerard Halama ist Fachjournalist und betreibt ein Büro für Fachpublizistik in Bremen.

Die Traufe sollte aus optischen Gründen möglichst wenig Aufbauhöhe haben

Bautafel (Auswahl)

Objekt Dachsanierung Schule im Hederichsfeld, 51379 Leverkusen-Opladen

Bauherr Stadt Leverkusen

Architekt Schüttler-Maser Architektur GmbH, 51381 Leverkusen

Dachdeckung Prange GmbH, 59929 Brilon,

www.prangedaecher.de

Zimmerer Heinrich Haveloh GmbH, 48683 Ahaus-Alstätte, www.haveloh.eu

Schiefer Altdeutsche Deckung, Moselschiefer, Sortierung 1/8 – 1/12 - 1/16 – 1/32 + Aufsparrendämmung ThermoSklent D 100+22 mm

Hersteller Rathscheck Schiefer, 56727 Mayen-Katzenberg, www.rathscheck.de

Im Internet finden Sie weitere Fotos von der ­Sanierung der alte Schule in Leverkusen Hederichsfeld. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

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